Smart Home ohne Internet
Am vergangenen Wochenende wurde ich etwas überrascht von der Aktivierung von IPv6 in meinem Heimnetzwerk. Es gab DNS-Probleme, Schwierigkeiten im Netzwerk allgemein. Und ich habe mir dann wieder einmal die Frage gestellt, ob Smart Home ohne Internet funktionieren kann.
Doch der Reihe nach.
Das FritzOS 7.50 hat bei mir IPv6 aktiviert, was jedoch leider nicht bei allen Diensten schon eingerichtet war. So hatte zum Beispiel mein DNS-Server so seine Schwierigkeiten, genauso wie die iPhones beim Aufruf bestimmter Seiten aus dem Intranet. Kurzum, es war ein verdammt anstrengendes Wochenende für mich. Und natürlich kam es dann auch noch dazu, dass die Internetverbindung mehrfach unterbrochen wurde. Scheinbar gab es zeitlich noch ein Problem beim Provider, was dazu geführt hatte.
Natürlich habe ich die Auswirkungen auch im Smart Home gespürt. Homematic blinkte. Alexa war auf einmal gar nicht mehr so gesprächig. Siris Loader hat bei der Drehbewegung für Schwindelanfälle gesorgt. Es war wirklich alles nicht so einfach. Und gleichzeitig aber auch schon, denn die wichtigsten Funktionen waren weiterhin gegeben.
Mir hat das dieses Mal nochmal einen ganz anderen Blick auf das Smart Home gegeben, weshalb ich in diesem Artikel den einen oder anderen Eindruck gerne mit dir teilen möchte.
Internet ist die Luft des 21. Jahrhunderts
Früher, also ganz viel früher … So zu meiner Kindheit war Internet gar nicht so ein großes Thema. Natürlich war es schon da und es wurde auch genutzt. Doch es hatte bei weitem nicht den Stellenwert wie in unserer heutigen Gesellschaft. Und das ist irgendwo etwas ganz besonderes. Denn ich bin zwar auf der einen Seite Informatiker, kenne aber auch noch die Zeit, als es wichtigere Dinge gegeben hat.
Die heutige Jugend (das klingt als wäre ich bald in Rente), kennt dieses Gefühl nicht mehr wirklich. Besonders bewusst wurde mir das, als ich in einem Museum eine Telefonzelle gesehen habe, die ich vor einigen Jahren selbst noch nutzte. In etwa so ist das auch mit dem Internet. Ich gehöre zu einer der letzten Generationen, die noch das Privileg hatten, ohne Internet die Jugend zu erreichen. Und gleichzeitig gehöre ich zu einer Generation, die das Privileg des Internets im Alltag hat. Es gibt eben immer eine Schattenseite und eine helle Seite.
Doch auch wenn wir heute das Internet für überaus normal halten, weil es ja einfach da ist, es kann auch schnell anders sein. So erging es mir bei den zahlreichen Ausfällen, die in den vergangenen Tagen immer wieder aufgetreten sind. Und auch das Smart Home blieb davon nicht verschont, was in manchen Fällen durchaus problematisch sein kann.
Das Schalenmodell im Smart Home
Kennst du das Schalenmodell? Genau dieses Modell kann man sich meiner Meinung nach auch gut im Smart Home heranziehen, wenn es um die Identifikation von wichtigen Diensten geht. Denn so manche Funktion im Smart Home sollte niemals ausfallen. Egal, ob das Internet da ist oder nicht. Hierbei ist zum Beispiel die Rede von Beleuchtung. Oder Sicherheitstechnik wie Alarmanlagen, Rauchmeldern oder Überwachungskameras.
Andere Geräte hingegen sind optional. Sie haben zwar einen interessanten Zweck und helfen im Alltag, jedoch kann man eine begrenzte Zeit darauf verzichten. In meinem Fall ist das zum Beispiel der poweropti. Mit ihm lese ich meine Daten vom Stromzähler aus, so dass ich immer über meinen Verbrauch informiert bin und meine Solar-Ladestation ihre Arbeit verrichten kann.
Dann gibt es noch Geräte, die wirklich nicht unbedingt notwendig sind. In meinem Fall ist das der Sprachassistent. Alexa muss nicht dauerhaft zur Verfügung stehen und ich kann mit Ausfällen sehr gut umgehen. Soll jetzt natürlich nicht heißen, dass Amazon jetzt freie Bahn für Störungen hat. Das ganz und gar nicht. Aber ich habe noch andere Möglichkeiten, um meine Geräte anzusteuern.
Doch was bringt die Kategorisierung nun?
Der Kern des Schalenmodells im Smart Home sind bei mir Geräte, die immer zur Verfügung stehen müssen. Sie sorgen für Sicherheit und auch ein Mindestmaß an Beruhigung, insbesondere in der dunklen Jahreszeit. Diese Geräte müssen unabhängig von der Internetverbindung funktionieren. Andere Geräte können unterschiedlich stark daran gebunden sein.
Die äußere Schale bricht weg
Machen wir es mal ganz konkret im Smart Home ohne Internet. Die äußere Schale bricht natürlich zuerst weg und hinterlässt eine Lücke im Komfort. In meinem Fall wäre das der Sprachassistent, der meine Befehle nicht mehr ausführen kann, da ihm die Verbindung zu seinen Servern verlorengegangen ist.
Was bleibt mir nun also zur Lösung meines Anliegens?
Naja, ich packe entweder mein Smartphone aus oder tippe auf das NSPanel. Doch warum funktionieren die beiden Steuerungsmöglichkeiten noch? Weil in meinem Fall die Steuerungsoberfläche auf meinen eigenen Servern liegt und ich die Seite ohne Internetverbindung aufrufen und nutzen kann.
Andere Funktionen kann ich zum Beispiel direkt an den Geräten erledigen. Man denke nur mal daran, die Temperatur des Raums zu verändern. Ist über den Sprachassistenten super komfortabel, geht aber auch am Gerät selbst.
Es bricht also bei mir ein Teil des Komforts weg, den ich an meinem Zuhause zu schätzen gelernt habe. Allerdings kann ich mich auf meine Kernfunktionen weiter verlassen. Die Alarmanlage wacht weiter über mein Zuhause und auch die Rauchmelder verrichten noch ihre Dienste.
Die mittlere Schale bricht weg
Natürlich bricht in einem Smart Home ohne Internet in meinem Fall auch die mittlere Schale in Teilen weg. Denn hier stecken Geräte drin, die zwar eine Internetverbindung brauchen, aber auch noch eingeschränkt ohne nutzbar sind. Oder eben jene Geräte, auf die ich während eines Ausfalls verzichten kann.
Wenn ich gerade keine Internetverbindung habe, dann liegt mein Fokus definitiv nicht auf meinem Stromverbrauch. Viel mehr interessiert mich dann, ob alles andere noch funktionsfähig ist und ich nicht gleich im Dunkeln stehe.
Das bedeutet nun konkret, dass ich meine Geräte in dieser Schicht gut auswählen muss. Entweder setzen diese Geräte eine Internetverbindung voraus und ich kann darauf verzichten oder sie benötigen keine Internetverbindung, tragen aber auch gleichzeitig nicht zu den Kernfunktionen bei.
Anders als die Geräte im Kern des Schalenmodells sind diese Geräte nämlich noch verzichtbar.
Warum Planung wichtig ist
Gerade in einem Smart Home macht man sich von Technik abhängig. Und das ist erstmal auch gar nichts schlimmes. Schlimm wird es jedoch dann, wenn man sich darüber nicht im Klaren ist oder gar getäuscht wurde. Denn viele Produkte am Markt benötigen eine aktive Internetverbindung und eine Verbindung zu ihrem Hersteller.
Der Amazon Echo, Google Home oder auch Apples Siri funktionieren ohne Internet gar nicht mehr oder nur sehr eingeschränkt. Das ist ein Problem gerade in den Bereichen, wo die Verbindung mitunter sehr instabil ist.
Besonders schlimm wird es dann, wenn Hersteller ihre Clouds einstellen und der Verbraucher auf einem teuren Elektroschrott sitzen bleibt. Auch das hat es in der Vergangenheit bereits gegeben. Hier hilft es nur, einen gesunden Mix zwischen den verschiedenen Produkten zu finden. Aber diese Punkte werden eben erst dann klar, wenn man sich darüber Gedanken macht.
So kann man zum Beispiel im Voraus hergehen und verschiedene Szenarien gedanklich durchspielen. Was passiert in einem Smart Home ohne Internet? Können alle Geräte nach einem Stromausfall wieder problemlos arbeiten? Was mache ich, wenn der Hersteller seine Cloud aufgibt? Oder was passiert, wenn der Hersteller komplett vom Markt verschwindet?
Daran orientiere ich mich
In meinem Smart Home ist mir wichtig, dass ich auch ohne Internetverbindung nicht auf alles verzichten muss. Dabei helfen mir natürlich meine eigenen Server, durch die ich verschiedene Dienste weiterhin nutzen kann. Zum Beispiel kann ich durch Plex weiterhin auf allen Geräten Serien und Filme schauen, selbst ohne aktive Internetverbindung.
Die Philips Hue Bridge erlaubt es mir, meine Beleuchtung weiterhin zu nutzen, auch wenn ich es direkt in der App machen muss. Der Sprachassistent ist also nicht zwingend erforderlich, sondern nur eine zusätzliche Steuerungsmöglichkeit.
Insbesondere hieran erkennt man, dass ich mir Alternativen schaffe. Und ich schaue eben auch, welche Geräte einen ganz grundsätzlichen Nutzen erfüllen. Und genau diese Geräte sind es dann, die auch ohne Internetverbindung funktionsfähig bleiben müssen. Sicherlich gibt es auch dort Einschränkungen. Meine Alarmanlage wird mir nicht mehr melden, wenn jemand einbricht während die Internetverbindung weg ist. Aber sie ist noch da und hat noch Potenzial zur Abschreckung.
Habe ich nun allerdings Funktionen, die dem reinen Komfort dienen und keine sinnvolle Aufgabe an sich haben, kann ich mir auch vorstellen, auf Cloudlösungen zu setzen. Hierbei achte ich dann jedoch auch darauf, dass sich der Hersteller bereits in gewisser Weise etabliert hat und nicht die Gefahr besteht, dass er morgen seinen Dienst einstellt. Auch wenn es in ähnlicher Form bereits vorkam.
Ich versuche also gezielt einen gesunden Mix aufzubauen, der mich in meinem Leben weiterbringt, ohne mich zu beschränken. Gleichzeitig ist mir aber auch wichtig, dass ich mich nicht komplett abhängig mache. Aus meiner Sicht ist das eine sehr sinnvolle Lösung, denn ein extremer Weg hat mich bislang noch nicht wirklich weitergebracht.
Smart Home ohne Internet
Ich möchte aber dennoch erwähnen, dass ein Smart Home komplett ohne Internet schon möglich ist. Allerdings beschneidet man sich selbst und sorgt natürlich auch an anderer Stelle wiederum für Probleme. Zum Beispiel bleibt so die Frage offen, wie Geräte ihre Sicherheitsupdates erhalten oder ihnen neue Funktionen beigebracht werden können.
Die viel gesündere Frage ist aus meiner Sicht daher, wie man das Smart Home stärker vom Internet entkoppeln kann, ohne in eine Extremrichtung zu verfallen. Zum Beispiel muss das Smart Home weiterhin funktionieren, wenn die Internetverbindung wie in meinem Fall kurzzeitig unterbrochen wird. Ich erwarte aber nicht, dass alles komplett ohne Internetverbindung auf Dauer funktionieren wird.
Wenn man sein Smart Home so stark vom Internet entkoppelt, dann kann man natürlich im Zweifel auch auf andere Lösungen zurückgreifen. Zum Beispiel kann im Fall des Falles eine Verbindung über Mobilfunk aufgebaut werden, so dass Benachrichtigungen noch ankommen und die Leitung gleichzeitig aber nicht dauerhaft ausgelastet wird. Besonders interessant ist das vielleicht für Ferienhäuser oder auch Wohnungen, die nur zeitweise genutzt werden. Zum Beispiel eben auch für Urlaube oder ähnliches.
Die Hersteller spielen eine große Rolle
Natürlich muss man nun auch sagen, dass die Hersteller hier ihren Anteil leisten müssen. Denn sie sind es, die die entsprechenden Produkte entwickeln und in ihrer Software bedenken müssen, dass es lokale Schnittstellen gibt. Denn nur über lokale Schnittstellen erreicht man die Geräte ohne den Umweg über das Internet.
Gleichzeitig bedeutet das aber nicht, dass Clouds für die Hersteller weniger interessant werden. Es müssten nur die wesentlichen Basic-Funktionen auch vollständig ohne Cloud nutzbar sein, so dass diese nur noch Zusatzfunktionen bietet. Denn andernfalls machen sich sowohl Hersteller, als auch Kunden, von einem Medium abhängig, das gerade in Deutschland nicht gerade in seiner Topform ist. Das macht das ganze Smart Home wesentlich schwieriger und im Grunde auch etwas mühsamer.
Ebenso können sich Hersteller gegen den Frust ihrer Kunden absichern, wenn mal die Verbindung ausfällt. Denn die Basics sind ja weiterhin noch da. Gerade hier fällt mit der poweropti ein, der eine gewisse Zeit Schwierigkeiten mit der Cloud hatte, so dass keine Daten mehr ausgelesen werden konnten. Hätte es eine lokale Schnittstelle gegeben, wäre der Frust wesentlich kleiner ausgefallen.
Vielleicht ist es also für uns alle an der Zeit, unsere Konzepte zu hinterfragen und wesentlich sicherer zu gestalten. Damit das Smart Home ohne Internet eben nicht gleich wieder völlig dumm wird.
4 Kommentare
Oliver · 16. Juni 2023 um 12:42
Hallo Lukas,
beim Thema Poweropti-Cloud hatte ich und habe ich ab und zu meine Probleme, da diese nicht immer zuverlässig Daten liefert.
Hier konnte ich aber mittels Homeassistant die lokale (undokumentierte) Schnittstelle ansprechen und habe somit wenigstens auf aktuelle Werte Zugriff. Via IOBroker konnte ich das noch nicht verarbeiten, da ich noch nicht weiß wie ich damit arbeiten kann.
Quelle:
https://community.home-assistant.io/t/poweropti-powerfox-powermeter-integration/344450/35
Lukas · 16. Juni 2023 um 14:09
Hallo Oliver,
das Thema poweropti kommt unter anderem wegen der lokalen Schnittstelle nochmal auf mich zu. Auch ich habe die Probleme bemerkt, finde sie allerdings aktuell noch nicht störend genug, dass es eine höhere Priorität bei mir bekommt.
Ich schaue mir deine Quelle aber mal an. Danke dir!
Smarte Grüße
Matthias · 9. April 2023 um 13:32
Ich wollte einfach nur mal Hallo sagen. Ich bin jetzt Pensionär und möchte mich zukünftig ebenfalls mit meiner Hausautomation und IOBROKER beschäftigen. Bei mir laufen mittlerweile ein paar Zentralen und Geräte wie Homematic, Homematic-IP, mehrere Alexas, Geräte von Reolink, Netatmo, Aqara, Ring usw..
Kürzlich habe ich von IOBROKER gehört und bin als erstes mit der Anschaffung eines Mini-PC gestartet. Ich werde deinen Blog und deine Videos also vermutlich eine Weile begleiten.
Grüße Matthias
Lukas · 9. April 2023 um 13:59
Hallo Matthias,
schön, dass du den Weg zu meinem Blog gefunden hast. Das freut mich sehr.
Ich hoffe sehr, dass dir die Informationen hier gute Einblicke gewähren und du mit den Infos eine Menge anfangen kannst.
Falls du Feedback oder Anregungen hast, dann lass es mich gerne wissen! Für neue Vorschläge bin ich immer zu haben.
Spannend auch, was du bereits an Geräten zur Verfügung hast. Da kann man sicherlich jede Menge damit anstellen.
Smarte Grüße und viel Erfolg!