evcc – Was soll das sein?
Sonne tanken sollte eigentlich ganz einfach sein. Doch mit der Einführung meines Balkonkraftwerks habe ich bemerkt, dass die Realität manchmal nicht so ganz leicht ist. evcc möchte das leichter machen und schwört schon fast auf die eigene Software. Doch wo liegt eigentlich mein eigenes Problem?
Mein Balkonkraftwerk läuft an sieben Tagen in der Woche. Logisch. Doch anders als mein Balkonkraftwerk bin ich mobil und durchaus manchmal in der Welt unterwegs. Das betrifft häufiger mal bestimmte Wochentage, an denen ich dann nicht meine volle Produktion ausnutzen kann. Und gleichzeitig habe ich verschiedene Geräte, die doch regelmäßig geladen werden wollen. Schön wäre es doch nun, wenn ich das mit meinem eigenen Strom tun könnte. Was also ist die Lösung?
Ich habe mir ursprünglich überlegt, das alles mit ioBroker abzubilden. Eine Regel, die eine Steckdose einschaltet, sobald genug Überschuss vorhanden ist. Und dann sollen einzelne Geräte geladen werden. Doch im Grunde braucht es dafür nicht zwangsläufig eine Regel, denn es gibt Software, die sich für ähnliche Szenarien anbietet. Und evcc ist genau eine solche Software, die ich mir in den kommenden Wochen etwas genauer ansehen möchte.
Doch beginnen wir mal ganz von vorne. Damit jeder folgen kann.
Was ist evcc?
evcc ist eine frei Software, die zu 100 % auf Open Source basiert. Sie soll dazu dienen, das eigene E-Auto mit dem PV-Überschuss zu laden, um so das Maximum an grüner Energie zu verwenden. Gleichzeitig schont man so den Geldbeutel. Was in Anbetracht der Preise für ein E-Auto auch nicht unbedingt so eine schlechte Idee ist.
Um diese Funktion zur Verfügung zu stellen, können bereits vorhandene Systeme genutzt werden. Zu diesen Systemen gehören PV- und Batteriewechselrichter sowie Wallboxen und Energiezähler. Aber auch Steckdosen aus dem Smart Home und sogar der poweropti können mit dieser Software verwendet werden.
Hat man ein passendes E-Auto in der Garage stehen, so kann evcc auch den Akkustand auslesen und diese Information für die Verteilung des Stroms nutzen. Über die Wallbox wird dann die Ladung reguliert, die an die eigene Produktion angepasst wird. Natürlich nur, sofern man das wünscht. Denn ein Laden mit Strom aus der Steckdose bleibt selbstverständlich weiterhin möglich.
evcc hat also die Aufgabe, den Strom sinnvoll und clever zu verteilen. Anhand des ausgewählten Modus reguliert die Software das alleine und sorgt damit für eine Entlastung deinerseits. Du musst dich nicht mehr darum kümmern, wann genug Sonne für das Laden vorhanden ist. Du steckst einfach dein Auto ein und kannst sofort beginnen. Auf der Benutzeroberfläche fürs Tablet oder Smartphone stehen dir dafür 3 verschiedene Modi zur Verfügung.
Entweder du lädst nur mit deinem Überschuss, du nutzt eine kleine Unterstützung des Stromnetzes oder du lässt einfach schnell laden ohne Rücksicht auf Verluste.
Wie man evcc installiert, erfährst du übrigens in meinem Artikel über die Installationsweise.
- Smartes Stromzählerauslesegerät (poweropti) und Energiemanagementsystem powerfox PA201902
- Kompatibel mit einer Vielzahl moderner, digitaler Zähler - Kompatibilitätsübersicht auf...
- Smart Home fähig, kompatibel zu Smart Home Systemen wie SmartThings, Home Connect Plus, OpenHAB3,...
Zuletzt aktualisiert 2024-12-10 / (*) Affiliate Links / (**) Affiliate Links, Preis kann abweichen (andere Plattform) / Bilder von der Amazon Product Advertising API / Der angegebene Preis kann seit der letzten Aktualisierung gestiegen sein.
Was bedeutet evcc für mich?
Ich selbst möchte mit evcc meinen Überschuss besser nutzen können. Hierzu habe ich meinen Stromzähler in der Software eingerichtet über den poweropti. Gleichzeitig gibt es eine Homematic-Steckdose, die zum Laden bei Überschuss aktiviert werden kann. Mit der Auswahl des entsprechenden Modus weiß die Software nun, was sie bei einem Überschuss tun soll.
An meine Steckdose möchte ich verschiedene USB-Geräte anschließen. Zumindest im ersten Schritt. So können diese Geräte am Tag mit dem Überschuss geladen werden, der sonst einfach nur verschenkt werden würde.
Damit wird auch schnell klar, dass evcc für mehr als nur das E-Auto genutzt werden kann. Die Software bietet das Potenzial, auch innerhalb des Hauses mit seinen entsprechenden Funktionen zu unterstützen, so dass dein Strom vom Dach noch effektiver eingesetzt werden kann. Zumal wir für das Einspeisen sowieso kaum etwas bekommen. Bei einem Balkonkraftwerk in der Regel sogar gar nichts. Es ist also im Umkehrschluss für uns von größerem Vorteil, wenn wir sämtlichen Strom selbst verbrauchen, sofern wir ihn sinnvoll einsetzen. Sinnlos zu nutzen macht eben auch keinen Sinn.
evcc bietet außerdem noch den Vorteil, dass es über Schnittstellen verfügt. Diese Schnittstellen können in eine Hausautomation (z. B. ioBroker) integriert werden, so dass die Informationen von diesem System wiederum automatisiert verarbeitet werden können. Zum Beispiel können wir uns so wiederum eine Nachricht senden lassen, die zum Beispiel über Telegram auf unser Smartphone gelangt. Alles in allem ergibt sich so eine voll integrierte Lösung im eigenen Smart Home, die eine wichtige Aufgabe erfüllt.
Ladepläne für E-Autos
Wem die bisherigen Funktionen noch nicht genug sind, wird vielleicht über die nächste Funktion sehr überrascht sein. evcc bietet die Möglichkeit, für E-Autos Ladepläne festzulegen. Das bedeutet, dass man sein Ladeziel einstellt und so auch sicherstellen kann, dass das Auto zum richtigen Zeitpunkt einsatzbereit ist.
Die Software stellt dann dar, wann die Ladung beginnt, wann das Ziel erreicht wird und welcher Ladestand gerade im Auto ist. Sofern das Auto das unterstützt, wird außerdem berechnet, wie weit man mit diesem Ladestand kommen wird.
Wer also sein E-Auto ganz gezielt laden will und möglichst viel grüne und günstige Energie nutzen möchte, hat mit dieser Software einen enormen Vorteil.
Das brauchst du für evcc
Um evcc nutzen zu können, brauchst du eigentlich gar keine großen Anforderungen erfüllen. Die Software selbst ist ziemlich schlank gehalten und bringt sehr wenig Zusätze mit. Durch diese Architektur ist sie bereits auf einem Raspberry Pi lauffähig, der sich dann um die richtige Verteilung des Stroms kümmert.
Ich selbst habe mich testweise dazu entschieden, evcc innerhalb meiner Proxmox-Server zu installieren. Dadurch bietet sich mir die Möglichkeit, dass ich sehr viel ausprobieren kann und zur Not auch auf einen früheren Zeitpunkt zurücksetzen kann.
Im Grunde kannst du nach dem gleichen Vorgehen agieren. Entweder du nutzt deine Proxmox-Umgebung oder du nutzt einen Raspberry Pi, der sich um diese Aufgabe kümmert.
Darüber hinaus benötigst du natürlich verschiedene weitere Gadgets. Zum einen entweder eine kompatible Wallbox für dein E-Auto oder eine Schalt-Mess-Steckdose im Smart Home, die mit evcc arbeiten kann. Je nachdem, was du mit der Software genau erreichen möchtest. Außerdem benötigst du ein unterstütztes Energiemanagementsystem, so dass dein Stromzähler und deine Produktion ausgelesen werden kann. Ich stütze mich dabei aktuell nur auf den poweropti, der mir hoffentlich alle Funktionen hierfür bietet. Ob das funktioniert, wird sich in meinem Praxistest zeigen.
Unterstütze Systeme und eine genaue Installationsanleitung, findest du auf der Website des Projekts unter evcc.io.
OpenWB als Alternative
Selbstverständlich gibt es zu evcc auch Alternativen. Eine dieser Alternativen ist OpenWB. Hierbei handelt es sich nicht nur um eine Software, sondern auch um Hardware. Diese wird von einem Unternehmen vertrieben und ist demnach nicht für den Preis zu nutzen, wie es evcc ist. Sicherlich muss man bei evcc auch die Anschaffungskosten für eine kompatible Wallbox rechnen und die ganze andere Hardware. Doch gerade wer so ein Projekt wie ich plant, ist glaube ich mit evcc besser versorgt.
Betrachtet man allerdings den Aufbau genauer, so stellt man auf jeden Fall Parallelen zu evcc fest. Denn im Grunde geht es beiden Lösungen um das gleiche Ziel. Sie wollen die vorhandene Stromerzeugung optimieren, um so das Maximum für dich rauszuholen.
Der zentrale Unterschied zwischen beiden Lösungen ist also nun, dass OpenWB praktisch die Gesamtlösung liefert. evcc hingegen ist lediglich eine Software, die das drumherum als Voraussetzung ansieht.
Für welche Lösung man sich schlussendlich entscheidet, hängt von den eigenen Gegebenheiten und Wünschen ab. Hierzu kann es ganz hilfreich sein, wenn du dir im Voraus über dein Vorhaben klar wirst. Anhand dieser Informationen kannst du beide Lösungen gezielt miteinander vergleichen und die für dich richtige Lösung finden.
Für mich ist in diesem Fall OpenWB keine Alternative, da ich mir gewissermaßen eine Solar-Ladestation bauen möchte. Diese soll mit meiner vorhandenen Hardware funktionieren und genau diesen einen Anwendungsfall abdecken. Aus diesem Grund habe ich mich für evcc entschieden.
Meine weitere Vorgehensweise
Nachdem ich nun evcc installiert habe, ist erstmal gar nichts weiter passiert. Denn mein Balkonkraftwerk konnte bislang nicht die Menge an Strom liefern, die für einen Überschuss gereicht hätte. Das bedeutet für mich, dass ich das reine PV-Laden bisher gar nicht ausprobieren konnte. Natürlich habe ich dafür die anderen Modi schon ausprobiert. Doch wie zu erwarten war, haben die bisher problemlos funktioniert.
In den nächsten Tagen und Wochen möchte ich also nun genau beobachten, wie sich evcc mit meinem Balkonkraftwerk verhält. Insbesondere steht die Frage im Raum, ob sich mein Vorhaben so überhaupt umsetzen lässt, wie ich es mir denke. Möglicherweise scheitere ich auch daran und ich kann meinen Wunsch so gleich wieder begraben. Doch das wird sich zeigen.
Im Idealfall ergibt sich eine Kombination aus Smart Home und Software, wodurch ich mehr von meinem produzierten Strom verwenden kann. Insbesondere an Tagen, an denen ich selbst nicht vor Ort bin und keine Möglichkeit zum Eingreifen habe. Was ich jedoch nicht möchte ist eine Lösung, die ständig die Steckdose ein- und ausschaltet. Möglicherweise bleibt mir so vielleicht nur ein einziger Modus, der für meine Anforderungen denkbar ist. Doch das ist bislang alles nur Theorie.
Doch auch wenn das Experiment vielleicht nicht glückt, sehe ich es trotzdem als Erfolg. Es schadet nie, sich neue Lösungen anzusehen und deren Möglichkeiten auszuprobieren. Und zu den Möglichkeiten gehören eben auch Grenzen, die durch die Entwickler gesteckt sind. Es gibt keine Software, die alle Anwendungsfälle abdecken kann. Doch man kann sehr gut in der Praxis herausfinden, wo diese Grenzen liegen und was sich mit einer bestimmten Lösung umsetzen lässt.
In den nächsten Wochen hoffe ich also, hier in meinem Blog noch bessere Einblicke geben zu können. Insbesondere freue ich mich auch sehr darauf, das Ergebnis meines Tests zu präsentieren. Und vielleicht kann ich dieses Jahr mein Balkonkraftwerk noch gezielter einsetzen als im vergangenen Jahr.
4 Kommentare
Stefan · 11. April 2023 um 22:59
Moin,
Hab ein ähnliches Setup mit einem WR vom Deye (baugleich mit bosswerk) und würde gern einen Modus finden, wo mein eAuto mit der vorhandenen 600watt Eingang via VW Wallbox geladen werden kann.
Mir ist klar, dass ich keine Ladung mit dem Balkonkraftwerk in Gänze durchführen kann.
Aber eine Kombination von Strom kaufen und produzierten Strom laden, wäre super.
Bin gespannt wie Dundasd hier löst.
Liebe Grüße Stefan
Lukas · 12. April 2023 um 08:23
Hallo Stefan,
du kannst in evcc einen Modus wählen, der PV + Netzstrom wählt. Allerdings glaube ich ganz ehrlich, dass du beim Laden eines E-Autos mit dem Setup keinen großen Vorteil erreichen wirst.
Dafür zieht ein E-Auto doch etwas zu viel.
In erster Linie musst du in der Dokumentation schauen, ob deine vorhandenen Geräte unterstützt werden. Das wäre Step 1.
Smarte Grüße
Stefan · 12. April 2023 um 19:59
Da hast Du natürlich recht und ist mir auch bewusst. Ist mehr Spielerei und Interesse. Mein Hybrid lädt nur mit Max 3,6kw, somit läge ich bei anliegenden 500 Watt dann immerhin bei 15% durch das balkonkraftwerk 😀 ggf kann man ja sogar langsamer laden…
Leider habe ich einen ID Charger Pro. Die Wallbox scheint kompliziert in der Anbindung zu sein. Aber ich spiele erstmal nur rum.
Cool wäre wenn man den Deye / bosswerk direkt mit evcc verbinden könnte. Ich gehe erstmal über eine Fritz dect Steckdose.
Liebe Grüße
Lukas · 13. April 2023 um 19:18
Hallo Stefan,
ja, es ist etwas schwierig, wenn die eigenen Geräte so direkt nicht unterstützt werden.
Aber ich glaube auch, dass du (sofern es keine Unterstützung gibt) mit der Steckdose ganz gut fährst. (Schlechter Wortwitz 😉 )
Smarte Grüße