Der smartifizierte Besuch
Jedes Mal, wenn ich Gäste zu mir einlade, bin ich ein wenig aufgeregt. Nicht weil ich an meinen Qualitäten als Gastgeber zweifle. Vielmehr, da ich gespannt auf Meinungen und Anregungen bin. Ein zentrales Gesprächsthema ist dabei immer das Smart Home. Vor einigen Wochen war es wieder einmal soweit und bei einer kleinen und feinen Runde haben wir das Wochenende ausklingen lassen.
Schon an der Wohnungstür fing der smarte Zauber an. Erstaunen über das smarte Türschloss und wie einfach es doch zu bedienen ist. Liegt natürlich maßgeblich daran, dass es auf eine völlig simple Weise mit der Alarmanlage gekoppelt ist, die jederzeit über meine vier Wände wacht. Nur so ist rund um die Uhr die Sicherheit garantiert. Und die ist mir persönlich enorm wichtig.
Und dann eine wichtige Anmerkung direkt zu Beginn: Hier sieht es doch völlig normal aus.
Genau das ist in meinen Augen die große Kunst, wenn es um das eigene Smart Home geht. Die Technik für den Alltag in die Innenausstattung integrieren. Sie soll so wenig wie möglich sichtbaren Einfluss haben und dennoch immer präsent sein, um mir den Alltag wesentlich zu erleichtern.
Sobald ich das anspreche, fängt mein Besuch meist an zu plaudern. Es wird erzählt, was man im eigenen Zuhause schon selbst umgesetzt hat und was zur eigenen Inspiration dient. Diesen Punkt finde ich immer ganz besonders spannend. Und dann wollen die meisten mehr sehen und verstehen. Wie funktioniert das smarte Zuhause? Wo steht der Server? Und wie viel kostet das denn eigentlich?
Das haut jeden Besucher vom Hocker
Sobald ich auf die Technik zu sprechen komme, spürt man Leidenschaft. Ich brenne für Technik und eine sinnvolle Vernetzung. Denn ich vertrete die Meinung, dass Technik erst durch eine sinnvolle Vernetzung wirklich Spaß macht. Und genau die Vernetzung ist es, die den Besuch dann am meisten interessiert. Hierüber könnte man Stunden mit mir sprechen. Wirklich!
Ich erzähle davon, dass das Smart Home zu jeder Zeit den Zustand meiner Haushaltsgeräte kennt. Dazu zählen sowohl Waschmaschine, als auch Spülmaschine. So ist es mir möglich, dass nach einem Durchlauf eine Ankündigung über den Amazon Echo stattfindet. Der Echo nimmt so eine wichtige Rolle zur Informationsverteilung ein und dient gleichzeitig als Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine. Meist will mein Besuch dann selbst ausprobieren, ein Gerät damit zu steuern und ist begeistert, wenn es funktioniert.
Nach dem Essen läuft dann oft direkt die Spülmaschine. Sie berichtet nach ihrem Durchlauf – wie bereits erwähnt – davon, dass sie fertig ist. Hier setzt oft kurz Stille ein. Frei nach dem Motto, dass das ja wirklich wie versprochen funktioniert. Für mich ein sehr erstaunlicher Moment. Denn bis dahin scheint der Besuch oft nicht zu glauben, dass wirklich so viele Dinge von allein passieren.
Noch erstaunter sind die meisten dann, wenn auch noch die Beleuchtung zu Zwecken der Benachrichtigung eingesetzt werden. Bei mir sorgt dafür eine Lampe, die blau leuchtet, sobald ein Fenster geöffnet wird. Ist das Fenster nun länger als 10 Minuten geöffnet und die Außentemperatur weicht stark von der Innentemperatur ab, beginnt sie zu blinken. Auf diese Weise schaffe ich es, dass mich das Smart Home auf viele verschiedene Arten über Ereignisse informieren kann. Besonders wichtige Ereignisse werden dabei zusätzlich über Sprache und Telegram ausgegeben. So geht die Nachricht auf keinen Fall unter.
Dann kommt die Frage nach den Kosten
Der Besuch lässt die Blicke durch den Raum schweifen. Wohl ahnend, dass die ganze technische Spielerei sehr teuer ist. Dabei sage ich immer, dass es für mich keine Spielerei ist. Es ist die Art, wie ich mit der Technik lebe und sie mich im Alltag unterstützt. Besonders die sicherheitsrelevanten Funktionen, von denen ich selbst in meinem Blog noch nicht alle aufgelistet habe. Ein wenig Überraschung sollte doch auch bleiben, wenn der Ernstfall irgendwann eintreten sollte. Was ich natürlich nicht hoffe.
Doch kommen wir zurück zu den Kosten.
Alleine die Beleuchtung hat in etwa 1.000 Euro gekostet. Und in den Kosten sind lediglich Glühbirnen enthalten. Zwar farbig. Aber eben nur Glühbirnen. Dazu kommen weitere Geräte und auch die Zeit, die ich investiert habe. Mehrere Monate sind es definitiv. Vielleicht sogar ein ganzes Jahr nur für die Vernetzung und genaue Ausarbeitung sämtlicher Funktionen und Abläufe. Klar kostet mich die Zeit nichts. Doch umgerechnet auf meinen Stundenlohn dürften wir auch hier bei fast einer Viertelmillion Euro landen. Nicht gerade preiswert, aber ich mag es eben perfekt. Und dennoch finde ich noch heute Punkte, die mich stören.
Alles in allem sage ich immer, dass Smart Home ein sehr teures Projekt ist. Zumindest zum heutigen Zeitpunkt und wenn wirklich alle Kosten von A bis Z eingerechnet werden. Stromkosten, Arbeitszeit, Material, Geräte, … Die Liste könnte vermutlich noch deutlich länger sein.
Daher sollte man sich niemals von Personen blenden lassen, die auf YouTube ein Smart Home für 100 Euro versprechen. Früher nannte man sowas einmal Lüge. Heute nennt man es wohl Marketing. Aber es stimmt einfach schlichtweg nicht. Besonders deutlich wird das, wenn man sich vor Augen führt, dass eine Bestellung bei Philips für das Hue-System schon um die 100 Euro kosten kann.
Die Phase der Inspiration
Nachdem man wieder auf dem Boden der Tatsachen gelandet ist, kommt meist die Inspiration. Nicht selten stellt sich mein Besuch vor, wie das eigene Smart Home aussehen könnte. Eine farbenfrohe Beleuchtung für den Abend, entspannte Musik zum Abendessen und ein smartes Türschloss, das zu jeder Tages- und Nachtzeit den Zutritt schlüssellos erlaubt.
Diese Phase ist nicht selten wirklich toll, denn hier kann auch ich noch einige Szenarien kennenlernen, die ich vielleicht bislang nicht bedacht habe. Dann fängt es bei mir im Kopf schon an zu Sprudeln vor Ideen und ich möchte mich liebend gerne direkt an die Umsetzung machen.
Oft höre ich dann auch Tage später, dass mein Besuch sich selbst neue Gadgets bestellt hat und diese demnächst einbaut. Natürlich in voller Euphorie. Und ich stehe hier natürlich immer mit Rat und Tat zur Seite. Selbstverständlich in der Hoffnung, auch mal etwas Neues kennenzulernen. Nicht selten bin ich dann auch bei der Auswahl der passenden Komponenten involviert und stehe beratend zur Seite. Dabei schildere ich vor allem meine Erfahrungen, sofern ich die entsprechenden Gadgets schon kenne.
Manchmal kommt es auch dazu, dass ich von Freunden gefragt werde, ob ich doch bei der Entwicklung des eigenen Smart Homes mitwirken würde. Zustande kam ein Projekt bislang aber leider noch nicht. Doch wer weiß, was die Zukunft bringen wird.
Funfacts am Rande
Funfact #1: Bisher gab es bei mir einen einzigen Besucher, der kaum Interesse an der smarten Technik gezeigt hat.
Funfact #2: Drei Personen waren mit der Technik etwas überfordert und trauen sich nicht, auf Schalter zu drücken.
Funfact #3: Einige meiner Kollegen waren sehr neugierig und wollten sich schon liebend gerne selbst einladen.
Funfact #4: Bisher konnte ich keinem Besucher alle Funktionen an einem einzigen Abend vorstellen.
Funfact #5: Das Smart Home schützt sich selbst vor neugierigen Blicken durch einen Gastmodus.
Funfact #6: Ich habe bisher keine negativen Feedbacks erhalten. Höchstens skeptische.
4 Kommentare
Braun Uwe · 10. November 2021 um 05:35
Hallo Lukas,
Ich finde deinen Blog echt gut und stöbere darin viel rum und versuche mir Ideen zu holen.
Hast viele tolle Sachen umgesetzt.
Nochmak zurüch zum Gastmodus: warum nutzt du den denn? Und w,arum und was wurd denn dabei ausgeblendet?
Viele Grüße
Uwe
Lukas · 10. November 2021 um 08:49
Hallo Uwe,
danke für das positive Feedback, das freut mich sehr.
Du musst dir vorstellen, dass bei mir im Arbeitszimmer ein Monitor steht, der sämtliche Informationen zum Smart Home darstellt, die wichtig sind. Zum Beispiel Außenkameras, Stromverbrauch etc.
Nun ist es ja so, dass ich nicht möchte, dass jeder Gast die Kameras (oder alle Kameras) sehen kann. Auch der aktuelle Stromverbrauch ist eher unwichtig und soll meiner Meinung nach ausgeblendet werden.
Im Grunde ist es völlig egal, was alles ausgeblendet wird. Wichtig ist, dass man zwischen diesem Gastmodus und dem Normalmodus unterscheidet.
Sobald ich nun den Gastmodus aktiviere, wird auf eine andere Ansicht gewechselt. Diese Ansicht verbirgt die eben genannten Informationen.
Möglich wäre es aber auch, dass auf der VIS einzelne Elemente einfach verschwinden. Welchen Weg man hierbei geht, ist im Grunde egal. Ich fasse beides als Gastmodus zusammen.
Wenn der Gast nun wieder weg ist, kann ich den Gastmodus deaktivieren und alle Informationen erscheinen wieder auf dem Bildschirm.
Da das Smart Home tief in den Alltag eingreift und auch über viele Informationen verfügt, will ich so unterscheiden können, was wem präsentiert wird.
Ich hoffe ich konnte dir das Thema etwas genauer erklären. Wenn nicht, frag gerne nochmal gezielt nach.
Beste Grüße
Uwe Braun · 9. November 2021 um 20:06
Was meinst du mit Gastmodus?
Lukas · 9. November 2021 um 20:51
Hallo Uwe,
erstmal vielen Dank für deinen Besuch bei mir im Blog! 🙂
Mit Gastmodus meine ich einen „Zustand“ des Smart Homes, bei dem die VIS eingeschränkt wird. Beispielsweise werden so einzelne Kameras oder Statusinformationen ausgeblendet.
Gesteuert wird das über einen Datenpunkt in ioBroker, der sich über eine andere Steuerung aktivieren und deaktivieren lässt.
Geplant habe ich dazu noch einen eigenen Artikel, der voraussichtlich noch dieses Jahr erscheinen wird.
Beste Grüße