Was ist IFTTT? Und wofür nutzt man es?
An vielen Stellen in meinem Blog habe ich bereits von IFTTT gesprochen. So auch in meinem Artikel über HomeKit (Was ist HomeKit?). Doch ich habe an noch keiner Stelle ausführlich über diesen Dienst berichtet, geschweige denn erklärt, wofür man ihn nutzt. Aus diesem Grund betrachten wir in diesem Artikel diesen Dienst einmal genauer. Was ist IFTTT? Und wofür nutzt man es denn eigentlich?
Im weiteren Verlauf des Artikels möchte ich dir außerdem eine Alternative vorstellen, auf die ich vor einiger Zeit gestoßen bin. Sicherlich ist die Alternative nicht ganz so komfortabel wie IFTTT selbst. Doch dafür bietet sie einige Vorzüge, die wir im Smart Home sicherlich für den einen oder anderen Anwendungsfall nutzen können.
Für diesen Artikel ziehe ich außerdem wieder einige Quellen heran, unter denen du dich nochmals ganz gezielt über einzelne Aspekte informieren kannst. Ich zeige dir außerdem einige Anwendungsfälle, in denen sich der Einsatz von IFTTT lohnen kann. Doch bevor wir dazu kommen, schauen wir uns den Dienst erst einmal im Überblick an und klären die Frage, was IFTTT denn nun eigentlich ist.
Ich würde mich außerdem sehr darüber freuen, wenn du mal in den Kommentaren erzählst, wofür du IFTTT nutzt. Welches Szenario setzt du in deinem Zuhause damit um? Oder nutzt du den Dienst sogar beruflich, um gewisse Handlungsabläufe zu automatisieren? Ich bin gespannt und freue mich auf dein Feedback. Den Kommentarbereich findest du am Ende des Artikels.
Was ist IFTTT?
Ohne Frage ist IFTTT einer der Dienste, die einen genialen Werbeslogan auf ihrer Website haben. Unter dem Motto Do more with the things you love finden sich viele Integrationsmöglichkeiten mit unterschiedlichen Diensten oder Produkten. Zu den wohl bekanntesten Marken zählen dabei Evernote, Slack, Philips Hue, YouTube, Twitter, Instagram, Discord, DropBox und iRobot. Doch was zur Hölle ist IFTTT?
IFTTT ist eine Abkürzung und steht für If This Then That (Quelle: Offizielle Website). In der Informatik würde man hierzu Bedingung sagen. Denn interessant an diesem Namen ist ohne Frage, dass es sich hierbei um eine Abkürzung handelt, die sehr stark an Software angelehnt ist.
Neben den offiziellen Angaben auf der eigenen Website, findet man auf Wikipedia eine sehr schöne Erläuterung zu diesem Dienst. Demnach handelt es sich um einen Dienstanbieter für die individuelle Verknüpfung von Webanwendungen (Quelle: Wikipedia). Entwickelt wurde der Dienst von Linden Tibbets und ging im Jahr 2010 an den Start. Bis September 2020 konnte jeder den Dienst kostenfrei nutzen. Ab September 2020 wurde ein kostenpflichtiges Abomodell eingeführt, das den kostenlosen Umfang stark beschränkte (Quelle: Caschys Blog).
Verfügbar ist IFTTT bis zum heutigen Zeitpunkt lediglich auf Englisch.
Wie funktioniert IFTTT?
Das Funktionsprinzip von IFTTT ist denkbar einfach. Die einzelnen Vernetzungsmöglichkeiten werden auf der Plattform als Applets bezeichnet. Jedes Applet erfüllt einen ganz bestimmten Zweck und löst durch einen Trigger (Auslöser) eine Aktion aus (Quelle: Offizielle Website). Wenn sich nun ein Zustand ändert oder ein Trigger das Applet auslöst, erfolgt die Ausführung der Aktion. Dieses Prinzip dürfte dir beispielsweise schon bekannt sein von ioBroker. Hier bezeichnet man die Applets jedoch als Skripte. Technisch gesehen funktionieren diese allerdings genauso.
Bei IFTTT lassen sich nun mehrere Applets aktivieren und nutzen. Aus der Gesamtheit der Applets können wiederum große Automationen erstellt werden, die dir entweder den Alltag erleichtern oder in deinem Smart Home helfen.
Entwickelt werden die Applets dabei entweder durch unabhängige Entwickler oder auch durch Unternehmen, welche eigene Produkte auf den Markt bringen. Sie ermöglichen dadurch weitergehende Vernetzungen unter der Einführung einer stabilen Schnittstelle in ihren Systemen. So sagt beispielsweise George Yianni (Gründer von Philips Hue), dass es ihren Kunden durch IFTTT möglich ist, völlig neuartige Erfahrungen zu kreieren, die sie selbst gar nicht am Markt anbieten können (Quelle: Entwicklerportal).
Wie finanziert sich IFTTT?
Wie vielen sicherlich bereits bekannt ist, gibt es zwei verschiedene Möglichkeiten, wie IFTTT genutzt werden kann.
In der kostenlosen Stufe gibt es einige Beschränkungen in der Nutzung, weshalb diese Stufe eher als Einstieg zu betrachten ist. Du bist beschränkt auf drei Applets, zahlst dafür jedoch keinen Cent (Quelle: Offizielle Website). Besonders lukrativ ist diese Stufe damit zu Beginn, um ein wenig Erfahrung und Routine mit IFTTT zu sammeln. Später kann dann auf eine kostenpflichtige Stufe erweitert werden.
Die kostenpflichtige Stufe erlaubt die unlimitierte Nutzung von Applets und bietet darüber hinaus den mehrstufigen Einsatz verschiedener Applets. Sie ist als das Standardmodell zu verstehen und soll Nutzer dazu bewegen, das Abo abzuschließen. Zum aktuellen Zeitpunkt (Oktober 2021) kostet das Abo dabei 2,90 Euro pro Monat (Quelle: Offizielle Website).
Besonders an der Umstellung auf die kostenpflichtige Struktur war bei IFTTT, dass bestehende Nutzer zu Beginn den Preis selbst bestimmen konnten. Zur Auswahl standen dabei Beträge in Höhe von 1,99 und 9,99 Dollar (Quelle: Digitalzimmer). Zum heutigen Zeitpunkt bietet IFTTT das in dieser Form nicht mehr an, jedoch kann die Pro-Version 7 Tage lang kostenlos ausprobiert werden, bevor man sich zur Zahlung entscheidet (Quelle: Offizielle Website).
Kosten für Entwickler und Unternehmen
Neben den Kosten für Nutzer, gibt es weitere Kosten. Diese müssen jedoch nicht von dir als Nutzer getragen werden. Sie fallen stattdessen für die Unternehmen und Entwickler an, die entsprechende Applets bereitstellen wollen. Anders als für den normalen Nutzer gibt es hierbei drei verschiedene Modelle, die gewählt werden können.
Die Stufe IFTTT Developer kostet jährlich 199 Dollar und umfasst dabei die wenigsten Services (Quelle: Offizielle Website). Soweit ich das richtig interpretiere, steht in dieser Stufe auch lediglich ein Applet zur Verfügung, das durch ein Unternehmen entwickelt werden kann. Korrigiere mich gerne, falls ich damit falsch liegen sollte.
IFTTT Team hingegen ist das erweiterte Paket des Unternehmens und bietet darüber hinaus weitere Zusatzfeatures. Ersichtlich ist in diesem Modell auch, dass pro verbundenem Nutzer eine monatliche Gebühr fällig wird (Quelle: Offizielle Website).
Das größte Modell für Entwickler und Unternehmen nennt sich IFTTT Enterprise. Es umfasst alle Features, die sich in den beiden vorherigen Stufen befinden und bietet darüber hinaus noch weitere Features, auf die ich an dieser Stelle nicht genauer eingehen möchte.
Wir sehen also, dass sowohl die beteiligten Unternehmen beziehungsweise Entwickler, als auch die Nutzer eine Gebühr für die Nutzung des Diensts zu entrichten haben. Diese Form der Finanzierung dürfte den Wert des Unternehmens nochmal deutlich anheben. Im Jahr 2018 wurde das Unternehmen auf einen Wert von rund 100 bis 500 Millionen US-Dollar geschätzt (Quelle: Crunchbase).
IFTTT im Smart Home
Kommen wir nun zu einigen praktischen Fallbeispielen, in denen IFTTT zeigt, was es kann.
Als erstes Beispiel habe ich mir hierfür den iRobot rausgesucht. Für den Roomba gibt es hierbei unterschiedliche Applets, die im Alltag möglicherweise ganz hilfreich sein können. So ist es zum Beispiel möglich, dass der Roomba pausiert wird, sobald man ein Telefongespräch annimmt (Quelle: iRobot Applets). Ebenso möglich ist es, dass alle Hue Lampen eingeschaltet werden, sobald der iRobot seine Arbeit aufnimmt. Gerade in dunklen Umgebungen oder zu später Stunde in den Wintermonaten, kann dieses Applet durchaus hilfreich sein.
Auch für Amazons Alexa gibt es einige Applets, die im Alltag eingesetzt werden können. So ist es mit einem Applet beispielsweise möglich, das eigene QNAP NAS per Sprachbefehl neu zu starten (Quelle: Applet-Verzeichnis). Ein Android Smartphone kann sogar via IFTTT scheinbar kontrolliert werden, wodurch sich ebenso weitere Möglichkeiten ergeben (Quelle: Applet-Verzeichnis).
Wer noch mehr Applets für das eigenen Zuhause entdecken möchte, kann sich durch die Suchfunktion bei IFTTT einen guten Eindruck verschaffen. Hierbei wird auch sehr schön in Systeme eingeteilt, so dass der Überblick deutlich leichter fällt (Quelle: Suchfunktion der Website).
Warum eignet sich IFTTT so gut fürs Smart Home?
Für den Einsatz von IFTTT im Smart Home sprechen im Grunde genommen zwei Gründe.
Zum einen können Unternehmen und Entwickler Applets veröffentlichen, ohne dadurch Schnittstellen zu ihren Systemen öffentlich zugänglich zu machen. Das bedeutet für die Entwicklung, dass diese Schnittstellen im Nachgang ausgetauscht werden können, ohne dass jeder Nutzer an seinem Setup etwas verändern muss. Es bietet dem Unternehmen damit auch einen gewissen Schutz, da die Schnittstellen nicht ganz so leicht missbraucht werden können. Was man nicht kennt, kann man eben auch nicht manipulieren.
Der zweite Grund liegt eher auf der Seite der Anwender. Für die Kommunikation mit anderen Systemen müssen Schnittstellen geschaffen werden. Diese Schnittstellen müssen demnach öffentlich verfügbar sein, da sonst keine Vernetzung möglich ist. Damit nun aber ein öffentliches System eine Nachricht (zum Beispiel einen Webhook) an eines deiner Systeme verschicken kann, musst du Freigaben in deiner Firewall einrichten. Warum das keine gute Idee ist, habe ich dir in einem Artikel über Portweiterleitungen genauer erklärt.
IFTTT setzt sich nun als Vermittler zwischen dich und ein weiteres System. Da du aus deinem Zuhause eine Verbindung zu IFTTT aufbaust, kann über diesen Tunnel eine Nachricht verschickt werden. Durch diese Technologie ist es möglich, dass trotz Firewall Nachrichten an dein Smart Home geschickt werden können, ohne dass du hierfür dein Netzwerk komplett öffnen musst.
Der Dienst schafft somit dir und anderen eine gewisse sichere Umgebung, die beiden Seiten einen Raum zur Vernetzung bietet.
IFTTT Alternative
Wie zu Beginn meines Artikels angekündigt, möchte ich dir nun gerne noch eine Alternative zu IFTTT vorstellen.
Hierbei handelt es sich um die Software Huginn, die kostenlos auf GitHub bezogen werden kann (Quelle: GitHub). Sie führt sogenannte Agenten aus, die sich wiederum um einzelne Aufgaben kümmern. Damit ist es möglich, verschiedene Automationen zu erstellen, von denen auch einige auf der Übersichtsseite genannt werden. Betrieben wird sie auf einem eigenen Server, der in deinem Netzwerk aktiv ist. Zum Einsatz kann dabei zum Beispiel ein NAS kommen oder auch ein eigener Rackserver.
Um mit dem eigenen Smart Home zu kommunizieren, können Webhooks eingesetzt werden. Sie melden neue Informationen oder Statusänderungen zum Beispiel direkt an ioBroker und sind damit in der Lage, eine Automatisierung auszulösen. Die Software lässt sich jedoch auch über MQTT mit deinem Smart Home verbinden.
Huginn erlaubt es dir außerdem, dass du eigene JavaScript oder CoffeeScript Funktionen ausführen kannst. Damit gestaltet sich die Umsetzung vieler Wünsche als sehr flexibel. Durch diese Möglichkeiten sind dir in der Ausgestaltung deiner Agenten nur sehr wenige Grenzen gesetzt.
Weitere IFTTT Alternativen sind Automate, Conrad Connect, Integromat, Microsoft Power Automate, n8n sowie Zapier (Quelle: Wikipedia). Gerade die Microsoft Alternative ist jedoch stark beschränkt, da sie sich auf die Automatisierung von Microsoft-365-Workflows konzentriert. n8n hingegen ist eine weitere Open Source Alternative, die auch von dir selbst gehostet werden kann.
Zusammenfassend
IFTTT ist ein Online-Dienst zur Vernetzung von Webanwendungen. Er kann sowohl für produktive Zwecke, als auch für das Smart Home zum Einsatz kommen. Dabei werden einzelne Vernetzungsmöglichkeiten als Applets bezeichnet.
IFTTT steht für If This Then That und lehnt sich an die Bedingungen in der Softwareentwicklung an. Basierend auf Auslösern (Triggern) sollten Aktionen gesteuert werden, die in den einzelnen Applets definiert werden.
Als Alternative zu IFTTT kann zum Beispiel Huginn eingesetzt werden. Hierbei handelt es sich um eine kostenlose Software, die auf einem eigenen Server installiert werden kann.
Der Dienst kostet momentan (Oktober 2021) 2,90 Euro pro Monat. Es gibt jedoch auch eine beschränkte, kostenlose Version mit drei Applets.
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