Smart Living als ganzheitliches Konzept
Bezahlen mit der Smart Watch, den Auto- und Hausschlüssel direkt im Smartphone und sogar die Zugangskarte für das Hotel in digitaler Form. Klingt für viele Menschen nach Fiktion, ist aber schon Realität. Hinzu kommt, dass auch die Fahrzeuge immer smarter werden und sich tiefer in unser digitales Leben integrieren. Smart Living ist auf dem Vormarsch und umfasst für mich persönlich ein ganzheitliches Konzept, das sehr interessant und spannend ist.
Ich weiß aber auch, dass viele in unserer Gesellschaft gar nicht diese Vision haben. Denn entweder sieht man alles sehr düster oder die Sinne sind noch nicht für die digitale Welt geschärft. Daher möchte ich mit dir in diesem Artikel über Smart Living sprechen. Und zwar nicht nur bezogen auf das Thema Lampen oder Steckdosen. Viel mehr will ich mit dir über eine Vision sprechen, wie sich unser Leben in den nächsten Jahren verändern kann.
Dabei kommen wir auch nicht drum herum, mal die konkreten Probleme anzusprechen. Was hält unsere Gesellschaft denn eigentlich von einem modernen Wandel ab? Und wo liegen die Problempunkte in der Umsetzung? Es wird sehr spannend!
Das Konzept Zukunft
Wir leben in unseren vier Wänden und fahren ein Auto. Das trifft wohl auf die meisten zu, die man in seinem Alltag trifft. Oft sind dabei Wohnen und Fahren zwei völlig verschiedene Themen, die nicht miteinander in Verbindung stehen. Doch warum eigentlich nicht?
Ein komplettes (und komplexes) Smart Home unterstützt dich und mich beispielsweise im Alltag durch verschiedene Routinen. Das Zuhause passt sich gerade im Sommer auf die äußeren Einflüsse an, indem es Jalousien, Rollläden oder die Klimaanlage clever nutzt, um die Temperatur im Inneren möglichst konstant zu halten. Im Auto erwartet dich gegebenenfalls auch ein Assistent, der dich beim Fahren unterstützt. Beide Welten sind jedoch so voneinander isoliert und abgeschottet, dass man zwangsläufig in zwei Welten lebt.
Diese Welten miteinander zu verschmelzen kann enorme Vorteile mit sich bringen. Und zwar genau dann, wenn wir nicht mehr nur von Wohnen und Fahren sprechen. Sondern von Leben. Denn wir als Mensch und unser Leben ist die Schnittmenge zwischen diesen vielen verschiedenen Themen, die wir in Einklang bringen sollten.
Lass uns das anhand eines konkreten Szenarios etwas deutlicher machen.
Leben in der Zukunft
Am Morgen weckt dich dein Zuhause auf Basis deines Terminkalenders und der Überprüfung der aktuellen Verkehrslage. Dein Zuhause weiß, dass du pünktlich um 08:30 Uhr bei deinem ersten Meeting sein musst. Aufgrund deines Verhaltensmusters weiß dein Smart Home auch, dass du immer gerne eine Tasse Kaffee trinkst, bevor du losfährst. Morgens allerdings kein Cappuccino, sondern lieber einen Latte Macchiato. Entsprechend dieses Verhaltens wird die Kaffeemaschine schon aufgewärmt und du musst nur noch bestätigen.
Dein E-Auto wurde über Nacht aufgeladen, da dein Zuhause anhand deines flexiblen Stromtarifs genau weiß, wann es für dich am günstigsten ist zu laden. Unterwegs sprichst du dann noch mit deiner Familie, um die Planungen für das Grillen am Abend vorzubereiten. Währenddessen fällt dir ein, dass du vergessen hast den Saugroboter in die Küche zu schicken. Dort ist dir heute Morgen das Müsli runtergefallen und das soll nicht den gesamten Tag dort liegen, bis der Saugroboter in seiner Routine vorbeifährt.
Du sagst also deinem Auto, dass es doch bitte den Saugroboter losschicken soll.
Bei der Arbeit angekommen klingelt dein Smartphone. Es steht jemand daheim vor der Tür mit einem Paket. Durch deine Vernetzung kannst du die Sprechanlage jederzeit bedienen und sagst dem Paketboten, er soll es doch bitte neben dem Eingang abstellen. Bis zu deiner Ankunft überwacht dein Smart Home automatisch per Software, dass das Paket nicht unbefugt mitgenommen wird.
Auf der Heimfahrt nach der Arbeit fragt dich dein Auto, ob es dein Zuhause schon klimatisieren soll. Über den Tag war es nämlich sehr heiß und statt deinen gewünschten 22 Grad hat dein Zuhause nun 24 Grad. Daheim angekommen kann dann auch schon die Grillparty steigen und das E-Auto wird bis zum nächsten Tag wieder aufgeladen.
Das Leben in Daten
Um ein solches Konzept zum Leben zu erwecken, braucht dein Zuhause Daten. Der wichtigste Grundsatz sollte dabei immer sein, dass diese Daten dein Zuhause nicht verlassen. Dein Zuhause ist also nicht mehr nur deine Wohlfühlzone, sondern auch gleichzeitig ein großer Datenspeicher.
Der darin integrierte Assistent kann deine Daten analysieren und Verhaltensmuster erkennen. Diese Verhaltensmuster tragen dann wieder zu einem entspannten Wohnen und Leben bei. Dein Zuhause passt sich also an dich an, je nachdem wie du es dir wünschst.
Zusätzliche Informationen stammen dann aus weiteren Quellen. Zum Beispiel ruft dein Smart Home regelmäßig Prognose und Live-Daten von Dienstleistern ab, um für dich die perfekte Kombination aus Preis und Leistung zu finden. Insbesondere wenn es darum geht, das eigene E-Auto mit Strom zu versorgen. Tibber ist dafür nur eines der Beispiele für dynamische Stromtarife, die man nennen kann (weitere Infos: Finanztip.de).
Einziges Problem an der Sache ist oftmals, dass das Thema Daten so negativ behaftet ist. Dabei sind Daten erstmal etwas völlig normales. Sie fallen an und können für bestimmte Zwecke analysiert und verarbeitet werden. Die Frage dabei ist nur, wer Zugriff auf diese Daten haben soll und wer nicht. Hier kommt das eigene kleine Datencenter ins Spiel. Denn dort werden die Daten nicht in fremde Hände gegeben, sondern verbleiben einzig und allein bei dir.
Ein gutes Beispiel für die negative Behaftung des Themas gibt uns das BSI selbst. Hier ist nicht die Rede von Chancen der Cloud, sondern von den Risiken (Quelle: BSI). Zwar ist der Text insgesamt logisch und richtig, es bleibt jedoch ein mulmiges Gefühl. Gerade bei denjenigen, die ausschließlich Endanwender sind.
Ausländische Geheimdienste und Chatkontrolle
Gerade auch beim Thema Sicherheit hört man in Deutschland und Europa immer wieder, dass man bei ausländischen Geheimdiensten schnell durchleuchtet werden kann, wenn die Daten nicht in Europa gespeichert werden. Als Laie ist es aber oft nur schwer nachzuvollziehen, wo die Daten eigentlich liegen. Und vor allem, ob sie nicht doch in irgendeiner Kopie noch woanders liegen.
Was mich gerade bei dieser Diskussion so nervt ist, dass immer die Rede von den ausländischen Geheimdiensten ist. Keiner spricht über den Staat oder die Thematik in Europa. Gerade anlässlich der Chatkontrolle ist es doch gar kein Argument mehr von ausländischen Geheimdiensten zu sprechen. Wenn Europa tatsächlich das Thema Chatkontrolle durchsetzen will, müsste man gerade bei dieser Diskussion auch europäische Geheimdienste mit in die Überlegung einschließen.
Wenn sich dann aber ernsthaft noch jemand hinstellt und vor Geheimdiensten wie der NSA oder anderen warnt, während er meine Chats hier in Europa durchleuchtet, dann ist das doch nur noch eine Diskussion für die Tonne.
Und nur um das mal klar zu benennen: Kinder vor Übergriffen zu schützen ist auf jeden Fall wichtig und richtig. Da muss gerade online mehr passieren. Die Lösung kann aber nicht sein, dass die EU auf der einen Seite die DSGVO beschließt und auf der anderen Seite selbst Verschlüsselungen wertlos machen will, indem irgendwelche Chats ständig und automatisiert mitgelesen werden können. Der Grund für die Diskussion darf nicht zur Massenüberwachung führen. Ansonsten braucht man sich auch über andere nicht mehr zu beklagen. Oder stehen wir jetzt alle unter Generalverdacht?
Mehr zum Thema Chatkontrolle findest du beim WDR.
Smart Living ohne Cloud
Doch zurück zur Cloud. Denn warum das Thema so wichtig ist, zeigt sich bei einer näheren Betrachtung. Nehmen wir an, dass dein Zuhause sämtliche Zustände über Sensoren und Kameras erfassen kann. Dadurch lassen sich Verhaltensmuster erkennen. Zum Beispiel, wann dein Zuhause unbeaufsichtigt ist oder wie deine tägliche Routine ist.
Diese Daten in der Cloud zu lagern ist sicherlich der komfortablere Weg und entbindet dich in gewisser Weise davon, dich selbst um deine Geräte zu kümmern. Gleichzeitig weißt du aber auch nie, was mit diesen Daten passiert und das führt schlussendlich dazu, dass Menschen misstrauisch werden oder in Unwissenheit gewaltigen Mist erzählen. Das sieht man ja auch auf Social Media immer wieder.
Wesentlich sicherer ist es daher, wenn die Daten wirklich bei dir liegen und auch nur bei dir verarbeitet werden. Denn dann hast du die volle Kontrolle darüber und kannst selbst entscheiden, was mit welchen Daten passiert. Im Prinzip so ähnlich, wie es mit den iPhones gemacht wird. Auch wenn du dort natürlich noch das Thema iCloud hast, was man für das Smart Home nicht unbedingt in Betracht ziehen sollte.
Gleichzeitig schützt du dich auch vor der Abhängigkeit des Internets. Denn wenn die Verbindung mal ausfällt, hast du einfach nur ganz viele dumme Geräte, die nichts von allein machen können.
Integrationen übers Internet
Auch wenn man das Thema Cloud ausschließt und vieles lokal verarbeitet, kommt man in einigen Fällen nicht um das Internet herum. Und das ist auch gar nicht so schlimm, denn man schafft sich hier nur sehr schwache Abhängigkeiten.
Nehmen wir mal das E-Auto mit seinem Sprachassistenten als Beispiel. Über das Internet ist der Assistent mit deinem Zuhause verbunden. Er kann auf sämtliche Informationen des Hauses zugreifen und auch Geräte steuern. Die Informationen werden dabei direkt aus deinem Smart Home über das Internet an das Auto übertragen. Funktioniert die Verbindung mal nicht, dann kannst du dein Auto weiter nutzen. Und auch das Smart Home wird weiter arbeiten. Nur können sie eben in diesem Moment nicht miteinander sprechen. Zum Beispiel wegen Funklöchern.
Dieses Beispiel zeigt damit sehr gut, dass die Basis (also dein Zuhause) stark sein muss. Allerdings ist alles drumherum nur lose an dieses System gekoppelt. Es funktioniert weiterhin eigenständig und kann nur gewisse Funktionen nicht anbieten. Andersrum wäre es ein Desaster. Wenn dein Zuhause vom Auto im Funkloch abhängig ist oder eben von irgendeiner Cloud im Internet, die gerade nicht funktioniert.
Aber genau hier liegt eben auch der Knackpunkt begraben.
Unternehmen wollen Menschen binden
Es gibt auf dieser Welt so viele Marketing-Mechanismen, die über die Jahre immer weiter perfektioniert wurden. Und zumindest für das Smart Home stellen diese Mechanismen in meinen Augen oft einen der größten Problempunkte dar. Während der Newsletter zum Softwareupdate vielleicht noch legitim ist, kommen immer wildere Einschränkungen her.
Nehmen wir als Beispiel BMW. Hier war von Einschränkungen die Rede, bei der Kunden monatlich ein Abo für die Sitzheizung abschließen konnten (Quelle: iPhone-ticker.de). Zurecht konnte man sich also fragen, ob irgendwann die Hersteller von Smart Home Geräten auch auf die Idee kommen würden, bei einer Waschmaschine das Kurzprogramm hinter einer Paywall zu verstecken. 😉
Das alles trägt aber nicht zum Smart Living bei. Denn während Smart Living das Leben einfacher und angenehmer machen soll, würde man so nur zu unzähligen Zahlungen verpflichtet werden. Und nicht zuletzt kommt ja dann noch hinzu, dass Hersteller von Cloudlösungen auch noch Geräte unbrauchbar machen, wenn sie in die Insolvenz gehen. Ein Beispiel dafür war Gigaset.
An diesen Beispielen siehst du wieder sehr schnell, dass die starke Basis von Smart Living nicht der Hersteller sein sollte, sondern du selbst. Nur wenn du die volle Kontrolle hast, kann das gesamte Konzept funktionieren.
Menschen werden abgehängt
Neben den Unternehmen gibt es aber auch Bremsen in der Gesellschaft. Zum Beispiel findet man heutzutage einige Menschen, die diesen technologischen Fortschritt konsequent ablehnen. Schließlich hat man das früher ja auch nicht gebraucht und man hat gut gelebt.
Da zeigt sich einfach ganz stark, dass Menschen abgehängt werden. Vielleicht lesen sie negative Schlagzeilen, wie gefährlich alles doch ist. Oder es fehlt die Expertise im Bekanntenkreis, die Fragen fachlich korrekt beantworten kann. Und sicherlich kennst du da auch den einen oder anderen, der so denkt.
Beispielsweise habe ich im Zuge meines Projekts für das Balkonkraftwerk nach einem Elektriker gesucht. Und viele Absagen bekommen. Manche hatten keine Zeit, andere keine Lust und vereinzelt meinten auch viele, sie würden sich mit diesem Photovoltaik-Quatsch nicht beschäftigen wollen. Auch Smart Home lehnten sie konsequent ab als Spielerei.
Genau das lässt sich eben auch auf Social Media durch zahlreiche negative Kommentare bestätigen. Fortschritt wird abgelehnt, Innovation boykottiert und Konzepte schlecht geredet. Wir leben in einer richtigen „Alles ist scheiße“-Gesellschaft. Und ich sage dir ganz offen: Mich kotzt das tierisch an. Denn Potenziale zu erkennen ist nicht mehr modern. Chancen gleichen eher Risiken und eine schlechte Schlagzeile lässt alles Positive vergessen.
Früher hat man das nicht gebraucht
Eines meiner Lieblingsargumente aus dem vorherigen Abschnitt will ich nochmal kurz näher beleuchten, weil es gerade im Hinblick auf Smart Living so interessant ist und oft aufgeführt wird. Kritiker sagen, dass man sowas früher auch nicht gebraucht hat. Und das mag auch so sein.
Heute ist die Welt aber schneller geworden. Wir sind viel stärker miteinander vernetzt und genießen auch sehr viel Komfort durch die Vernetzung. Obwohl sie in Deutschland schon eher noch Aufholbedarf hat. Diese schnelle Welt und Vernetzung erfordert aber auch von uns, dass wir uns an diese Zeiten anpassen.
Würden wir jeden Tag mit dem Anspruch durch die Welt laufen, dass man solche Dinge früher auch nie gebraucht hat, würden wir heute noch in der Kutsche durch die Straßen fahren. In den Urlaub fliegen wäre unmöglich. Unsere Schuhe wären noch heute aus Holz. Unterwäsche gäbe es nicht. Da würde man sich jeden Tag ein neues Feigenblatt vom Baum pflücken.
Man muss sich die Dinge einfach mal genauer ansehen und für sich selbst verstehen, wo der Nutzen liegt. Wir denken viel zu sehr in Problemen und vor allem in Ablehnung als dass wir wirklich mal Potenziale erkennen. Und genau das ist der Problempunkt bei dieser Kritik. Denn fragt man mal genauer nach, kommt oft nur eine sehr dürftige Antwort auf die vielen Fragen an die Kritiker.
Mein Fazit
Smart Living bringt nicht nur Komfort mit sich. Wir können viel mehr Dinge miteinander verschmelzen anstatt sie getrennt voneinander zu betrachten. Wir schaffen uns also unser eigenes Leben mit der Technologie, indem wir sie sinnvoll in unser Leben integrieren. Und sinnvoll bedeutet dabei eben auch, dass man nicht alles haben und mitmachen muss, nur weil es gerade angesagt ist.
Viel mehr bedeutet Smart Living sein eigenes Leben auf das nächste Level zu heben. Und man gewinnt manchmal so ein bisschen den Eindruck, dass es genau zwei Seiten gibt. Auf der einen Seite findet man diejenigen, die technologisch wirklich alles mitmachen. Auf der anderen Seite hingegen diejenigen, die alles konsequent ablehnen. Und ich selbst? Ich stehe irgendwo in der Mitte. Denn nicht jeden Trend muss ich mitmachen. Gleichzeitig will ich aber auch meinem eigenen Leben mehr Komfort und Sicherheit verschaffen. Das gelingt mir persönlich ziemlich gut.
Wir dürfen nur einfach nicht in unseren Mustern verharren, sondern müssen Wandel auch zulassen. Auch wenn nicht jeder Wandel immer gut ist. Aber wer mitmacht, kann Konzepte, Visionen und Ideen mitgestalten. Zum Beispiel indem er sein eigenes Zuhause so einrichtet, wie er es gerne möchte.
Und gerade bei Themen wie Energie, Wohnen, Fahren und so weiter gibt es jede Menge Potenzial. Gerade wer das Thema Energie und Smart Living gemeinsam betrachtet, kann schlussendlich auch noch Geld sparen und sich selbst etwas gutes tun.
Ich bin davon überzeugt, dass die Digitalisierung und Verschmelzung der Themenbereiche im digitalen Raum ein enormes Potenzial in sich haben, um uns als Gesellschaft noch weiter voranzutreiben. Und genau das will ich auch weiterhin hier in meinem Blog in einem vernünftigen Maße tun.
0 Kommentare