Smart Home als sich stetig wiederholender Prozess
Unsere Welt besteht aus Prozessen. Viele dieser Prozesse haben einen definierten Anfang und ein Ende.
Denken wir einmal an einen Einkauf von Lebensmitteln. So beginnt der Prozess mit der Erstellung eines Einkaufszettels, nachdem der Bedarf von Lebensmitteln festgestellt wurde.
Der Prozess enthält außerdem den Einkauf selbst, die Bezahlung an der Kasse und endet schlussendlich mit dem Einsortieren von Lebensmitteln in das Regal oder die Schränke. Das Erstellen, Einkaufen und Einsortieren können dabei eigene Unterprozesse sein.
Ich gebe zu, diese Vorstellung ist für viele Menschen eine sehr theoretische Vorstellung. Doch als Wirtschaftsinformatiker ist das Denken in Prozessen üblich. Alles beginnt zu einem bestimmten Zeitpunkt und endet nach langen Schritten.
Übertragen wir dieses Denken nun aufs Smart Home, ergibt sich ebenso ein Prozess, der allerdings vielen Personen nicht bewusst ist. Die Vorstellung darüber sieht meist vor, dass die Installation des Smart Homes irgendwann beendet und das Projekt abgeschlossen ist.
Doch ist die Installation eines Smart Homes jemals abgeschlossen?
Smart Home als nicht endender Prozess
Der Begriff Smart Home wird oft im Kontext der Digitalisierung genutzt und steht gewissermaßen für den Fortschritt der Technik im Alltag von Menschen. Durch die unterschiedlichen Möglichkeiten von Sensoren, Aktoren und vernetzten Geräten sind wir in der Lage, unser Leben um einige Aspekte zu erleichtern.
Damit jedoch die Erleichterung gelingt, muss zu Beginn klar sein, was ein Smart Home für einen Zweck erfüllen soll.
Dabei gibt es viele unterschiedliche Szenarien, die je nach Person unterschiedlich ausfallen können:
- Steuerung von Lampen im Kontext der Anwesenheitssimulation
- Überwachung des Zuhauses
- Erleichterung des Lebens durch moderne Technik
- Unterstützung im Alltag für bestimmte Personengruppen
Eines haben allerdings alle Szenarien gemeinsam: sie müssen vor der Einrichtung der Technik bekannt sein. Ohne dass die Anforderungen bekannt sind, ist es viel mehr ein Stochern im Nebel oder ein Ausprobieren der Möglichkeiten.
Dabei soll es keinesfalls bedeuten, dass es falsch ist, die Möglichkeiten der Technik auszuprobieren. Allerdings muss man sich hierbei die Frage stellen, ob man mit dem Ergebnis zufrieden ist. Und vor allem, ob das Ergebnis eine Bereicherung für das eigene Leben ist.
[bctt tweet=“#SmartHome ist kein Vorgang, der heute anfängt und morgen beendet ist.“ username=“hobbyblogging“]
Prozesse im Smart Home
Die Anforderungen analysieren
Wir haben also bereits festgestellt, dass es wichtig ist, die eigenen Anforderungen zu kennen. Das hilft insbesondere auch bei der Auswahl der richtigen Basis, auf die später das Gesamtsystem aufgebaut wird.
Zu den Anforderungen gehören neben den gewünschten Funktionen auch die Klärung der Frage, ob man selbst Hand anlegen möchte oder auf eine vorgefertigte Lösung setzen möchte, die leicht verständlich und für jeden handhabbar ist. Beispiele für Systeme gibt es mehr als genug.
So zählen zu den nicht-vorgefertigten Lösungen unter anderem das System OpenHab und FHEM, welche sich beide dadurch auszeichnen, dass sie unter Open Source veröffentlicht wurden und frei durch den Benutzer angepasst sowie erweitert werden können. Demnach kann sich jeder an der Entwicklung beteiligen und seinen eigenen Teil dazu beitragen. Die große Community sorgt auch dafür, dass es immer mehr Erweiterungen gibt.
Vorgefertigte Lösungen hingegen wurden durch den Hersteller programmiert und bieten eine meist einfache Handhabung, die auch von Laien verstanden wird. Sämtliche Einrichtung der Grundlagen muss hier nicht erfolgen (beispielsweise die Installation von Software und der Konfiguration von Servern). Beispiele hierfür sind Rademacher und Wibutler.
Die Planung starten
Nach der Klärung von Anforderungen geht es weiter mit der Planung des Smart Homes. Dazu gehören Fragen wie:
- Wo werden die Komponenten installiert?
- Wo steht die Basis?
- Reicht das Funksignal zu allen Geräten?
- Brauche ich einen Netzwerkanschluss oder reicht WLAN?
Besonders bei der Frage zur Reichweite des Funksignals ist es entscheidend zu wissen, auf welcher Frequenz die Geräte ihre Daten verschicken. So reichen beispielsweise Technologien wie DECT weiter als beispielsweise 433 MHz. Sicherlich gibt es für einige Funkstandards auch sogenannte Repeater, doch wer hat schon Lust darauf, mit seinem Smart Home zu warten, da man noch einen Repeater nachbestellen muss?
Zur Planung gehören dann allerdings auch noch wichtige Entscheidungen wie beispielsweise die Einrichtung von Regeln. Besonders in OpenHab lassen sich damit komplexere Vorgänge im System abbilden und Aktionen starten, sobald ein Ereignis eintritt. Ein wunderbares Beispiel hierfür ist unser Wandschrank, der mit Hilfe einer DECT-Steckdose und einem Türkontakt beleuchtet wird.
Das Ereignis ist die Statusänderung des Kontakts zu offen, woraufhin das System dank einer hinterlegten Regel mit dem Einschalten des Lichts reagiert.
Damit diese Regel allerdings funktioniert gehört es dazu, dass man die gewünschten Aktionen plant. Diese Phase darf daher keinesfalls vernachlässigt werden, da die Technik sonst eher zu einem Klotz am Bein wird.
Nach der Planung folgt die Umsetzung
Wenn das System geplant ist, kann es an die Umsetzung gehen. Hierfür müssen selbstverständlich alle Geräte verbaut und miteinander gekoppelt werden. Dank einer guten Planung folgt man seinen einzelnen Schritten und kommt organisiert zum Ziel.
Das erspart nicht nur sehr viel Zeit, sondern sorgt auch dafür, dass man im Smart-Home-Dschungel nicht den Überblick verliert. Denn gerade in einem komplexen Zuhause ist es oft schwierig zu wissen, was an welchen Platz kommt und welche Aufgabe es dann später erfüllen soll. Sicherlich haben technisch versierte Nutzer hier einen entscheidenden Vorteil und behalten leichter den Überblick, doch auch sie sind oft auf Planungen angewiesen und brauchen diese als Richtlinie.
Nachdem die Komponenten alle verbaut wurden und mit der entsprechenden Basis gekoppelt sind, müssen diese noch wirklich intelligent gemacht werden. Denn eines ist klar, ohne entsprechende Regeln ist die Technik buchstäblich doof.
Doch irgendwann ist die Umsetzung dann geschafft und man kann sich an seinem Smart Home erfreuen. Aber was passiert nun, wenn man in seiner Wohnung oder im eigenen Haus etwas ändert? Der Prozess der Anforderungsanalyse, Planung und Umsetzung ist doch bereits abgeschlossen?
Hier kommt der nächste Punkt ins Spiel.
Der Prozess startet von vorne
Wer kennt es nicht? Man baut ein Zimmer um, renoviert das Haus oder bemerkt, dass an einer anderen Stelle des Zuhauses doch ein besserer Ort für eine Smart Home Komponente wäre. Vielleicht möchte man auch einfach die Technik erweitern, da sich die Wünsche verändert haben.
Damit das vonstatten gehen kann, beginnt der oben genannte Prozess erneut von vorne. Doch anstatt sich für eine Basis entscheiden zu müssen, geht man nun von den Funktionen aus, die man mit der Technik umsetzen möchte. Es handelt sich also quasi um eine Art Rückwärtssuche, die man im Smart Home anwendet.
Nachdem die Funktion identifiziert wurde, beginnt die Auswahl der passenden Komponenten (Planungsphase). Hier muss darauf geachtet werden, dass die Komponenten mit der Basis sprechen können, indem sie das gleiche Protokoll bzw. den gleichen Funkstandard nutzen.
Erst wenn das gegeben ist, kann man in die Umsetzungsphase übergehen und die gewünschten Komponenten in das vorhandene Smart Home einbauen. Natürlich muss man hierfür auch entsprechende Regeln oder Abläufe konfigurieren. Beispielsweise wenn man einen Thermostat ins Zuhause integrieren möchte, der nach dem Öffnen des Fensters automatisch herunter reguliert, um Heizkosten zu sparen.
Wie hilft das nun weiter?
Ich denke dir stellt sich nun die Frage, inwiefern dir dieser Beitrag weiterhelfen soll. Im Grunde möchte ich dir einen Überblick darüber geben, wie komplex der Aufbau eines Smart Homes sein kann, wenn man unterschiedliche Anforderungen hat.
Der Markt ist voll von Geräten, die eine smarte Steuerung erlauben, doch man möchte nicht für jedes Anwendungsszenario auf eine andere Basis setzen. Damit das nicht passiert braucht man einiges an Zeit, um für sich selbst die beste Lösung herauszusuchen. Dabei sollte man immer vor Augen haben, was man insgesamt alles umsetzen möchte. Es genügt nicht, dass man schnell etwas kauft und damit nur ein einziges Szenario abgedeckt hat.
Außerdem ist es für jeden Anwender wichtig zu wissen, dass Smart Home kein Prozess ist, der irgendwo beginnt und auch wieder endet. Viel mehr ist es ein Projekt, das sich immer erweitern lässt und nach einiger Zeit auch auf neue Komponenten umstellen lässt. Die Technologie ist im Wandel und das ist auch im Smart Home spürbar.
Passend dazu habe ich eine Infografik erstellt, die den Prozess darstellt und aus der dir auch klar wird, wieso das Projekt Smart Home nicht abgeschlossen sein kann.
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