Reisen mit dem E-Auto

Veröffentlicht von Lukas am

Reisen mit dem E-Auto. Das geht doch gar nicht. Die Batterie ist zu schwach, man kommt nicht am Stück ans Ziel und das Laden ist auch grauenhaft. Bist du dir sicher, dass du dir das wirklich antun willst? Ich meine, wenn man wirklich alle paar Kilometer den Akku aufladen muss, die Ladesäulen nicht funktionieren und du dann auch noch draußen unter freiem Himmel stehen musst. Da würde ich doch lieber in einem Verbrenner sitzen und meine 1.000 Kilometer fahren können. Ganz ohne zu laden. Und ich wäre wahrscheinlich auch noch vor dir da.

So oder so ähnlich hört es sich oft an, wenn man über den Urlaub oder das Verreisen mit dem E-Auto erzählt. Und was soll ich sagen? An manchen Punkten ist sicherlich etwas dran.

Wie du weißt, fahre ich seit einiger Zeit mit meinem Smart #1 Brabus rein elektrisch durch die Straßen von Deutschland. Hauptsächlich bin ich Berufspendler und lege mehrfach die Woche pro Tag rund 100 Kilometer zurück. Von meinen Erfahrungen erzähle ich dir hier in meinem Blog. Ich will dich mit auf die Reise nehmen und dir Elektromobilität aus alltäglichen Perspektiven zeigen. Gemeinsam mit dir will ich herausfinden, was gut funktioniert und wo die Grenzen liegen.

In diesem speziellen Fall sprechen wir über das Reisen mit dem E-Auto. Meine Reise führte mich von Pforzheim nach Berlin. Insgesamt zwischen 1.200 und 1.400 Kilometer. Ich will dir davon erzählen, was es für mich persönlich bedeutet hat, diese Strecke zurückzulegen. Und ich will einen Vergleich mit dem Verbrenner ziehen. Denn im vergangenen Jahr habe ich diese Strecke schon einmal zurückgelegt. Damals, als ich zur IFA angereist bin, passierte das nämlich auch mit dem Auto. Und so ist dieser Artikel ein unmittelbarer Vergleich beider Mobilitätsvarianten aus den vergangenen zwei Jahren.

Route von Pforzheim nach Berlin

Wie alles begann

Einige Tage war es unklar, ob ich wirklich mit dem E-Auto nach Berlin fahren kann. Denn schon in den ersten 3 Wochen gab es ein Problem, das meinen Plan schon fast durchkreuzt hätte. Als dann jedoch klar wurde, dass der Trip so stattfinden kann, begannen von meiner Seite die Planungen.

Ich bin ziemlich neu in der Elektromobilität. Und mir persönlich fehlt noch jede Menge Routine, die andere schon haben. Aus diesem Grund war es mir sehr wichtig, die Strecke zuvor einmal auf Google Maps durchzugehen. Denn mein Weg führte mich immerhin über 600 Kilometer quer durch Deutschland.

Mit dem Verbrenner ging die Reise immer direkt los. Das Navi eingestellt, den Tank nochmal gefüllt und los. Beim E-Auto habe ich mir aber die Lademöglichkeiten auf dem Weg angesehen. Dazu habe ich dann noch die Reichweite des Autos abgeglichen und so eine Route für mich gefunden. Denn das Navi vom Smart lässt bislang mit der Ladeplanung noch zu wünschen übrig.

Und ich wollte vorbereitet sein. Zwar war mir durch die Wochen zuvor schon klar, dass die Reichweite gar nicht so ein großes Thema ist, aber ein wenig Unsicherheit gab es doch in mir. Das kann ich definitiv nicht abstreiten. Immerhin fährt der Smart zwischen 300 – 350 Kilometer nach WLTP und die Strecke ist in etwa doppelt so lang. Ein Aspekt, der mich schon etwas ins Grübeln gebracht hat.

Die Route habe ich dann auf Google Maps hinterlegt und bin sie schön artig abgefahren. Durch CarPlay im Auto war das auch wirklich kein großes Thema.

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Ist Planung notwendig?

Als ich von meinen Planungen auf Threads erzählt habe, kam zurecht die Rückfrage, ob denn eine so große Planung überhaupt notwendig ist. Und das ist durchaus eine berechtigte Frage. Denn im Normalfall sollte man in sein Auto steigen und einfach losfahren. Man sollte sich keine Gedanken um das Laden und die ersten Säulen machen müssen. Doch hier gibt es zwei Faktoren, die für mich ganz essenziell sind.

Der erste Faktor bin ich selbst. Oder genauer gesagt meine Unwissenheit. Denn ich fahre nun seit einigen Wochen zum ersten Mal ein rein elektrisches Auto. Nach 11 Jahren Verbrenner ist für mich also aktuell die Phase, in der ich eine neue Antriebsart kennenlerne und mich mit ihrer Reichweite auseinandersetze. Mein letztes Auto hatte keine Prozentanzeige und auch keine Restkilometer. Alles war streng nach Bauchgefühl. Und davon gab es nach 11 Jahren jede Menge. Beim E-Auto habe ich also wieder von vorne angefangen. Und ich musste mich auch erstmal daran gewöhnen, wie weit das Auto denn überhaupt mit einer einzigen Akkuladung kommt. Die Planung gab mir persönlich also Sicherheit. Ob sie aus dieser Perspektive notwendig war? Nein, absolut nicht. Aber ich habe mich damit gut gefühlt.

Der zweite Faktor bezieht sich auf die Technik im Auto. Viele E-Autos beherrschen eine wirklich gute Ladeplanung. Der Smart allerdings eher weniger. Er schlägt manchmal komische Szenarien vor und auch das Navi selbst ist stark verbesserungsbedürftig. Wenn ich also irgendwo bin und das Navi mich verlässt, dann sollte ich zumindest grob wissen, wo ich bei meinen Stops hin möchte. Aber auch aus dieser Sicht wäre es nicht nötig. Denn ich habe ja auch noch CarPlay und damit Google Maps oder Apple Karten im Auto.

Für mich persönlich war es jedoch gut zu planen. Heute würde ich das wahrscheinlich auch etwas lockerer sehen. Aber man lernt eben Stück für Stück dazu.

Meine Ladepunkte

Gestartet in Pforzheim führte mich mein Weg direkt nach Schnaittach. Exakt 250 Kilometer sind wir dabei gefahren. Und wir wären vermutlich noch ein ganzes Stück weiter gekommen. Doch mir war es wichtig, meine Route so abzufahren, wie sie vorgeschlagen wurde. Es war schon mehrwürdig sich nicht an die Tankstelle zu stellen, sondern gezielt zu den Ladesäulen zu fahren. Doch an sich auch gar nicht so schlecht, wenn man nicht den Geruch von Benzin in der Nase hat.

Von Schnaittach ging es dann weiter nach Schleiz. Ein wirklich sehr leerer Ort an dem wir geladen haben. Dort gab es tatsächlich einfach nichts. Zumindest nicht in unmittelbarer Nähe. Doch es war in Ordnung. So lange haben wir dort auch nicht geladen. Denn wir sind zwischen Schnaittach und Schleiz ja auch nur 132 Kilometer gefahren und der Akku war nicht leer.

Der letzte Stopp vor Berlin war dann in Bitterfeld-Wolfen. Dort hatte ich mit Abstand das interessanteste Erlebnis, denn dort gab es jede Menge Ladestationen. Und es war echt cool so viele E-Autos auf einem Fleck zu sehen. Vor allem die vielen unterschiedlichen Modelle. Wobei ich sagen muss, dass es an den Tesla Superchargern doch etwas eintönig war. 😉

Auf dem Rückweg haben wir dann bewusst einen Umweg genommen, da wir noch jemanden besuchen wollten. Geladen haben wir in Mühlenfließ-Grabow (absolut nicht zu empfehlen), einer Ladestation bei Weimar und dann noch in Werneck. Und Werneck war gerade wegen seiner goldenen Ionity-Säule schon echt ein Knaller.

Smart #1 Brabus lädt an der Wallbox

Probleme beim Laden

Ein ebenso typisches Klischee ist oft, dass Ladesäulen nicht funktionieren und Probleme machen. Und was soll ich sagen? In manchen Fällen stimmt das durchaus.

Die erste Säule in Schnaittach war bei der Aral. Das Konzept dort nennt sich Aral Pulse und soll das Elektroauto mit Schnelllademöglichkeiten in kurzer Zeit wieder fit für die Reise machen. Leider war es so, dass direkt unsere erste Säule einen Defekt hatte. Sie wollte sich einfach nicht mit dem Auto verbinden.

Weil wir aber so unfassbar nette Menschen sind, haben wir bei der Hotline angerufen, um das Problem zu melden. Obwohl wir dann an der Säule daneben problemlos laden konnten. Nach kurzer Zeit ging dann jemand ans Telefon. Leider allerdings nur die freundliche Computerstimme, die erstmal eine Umfrage mit uns durchführen wollte. Nein danke! Denn wir hatten bis zur Weiterfahrt noch wichtige Dinge zu erledigen. …

Etwas ähnliches passierte auch bei der Ionity-Ladesäule in Werneck auf dem Rückweg. Dort musste ich dann (oh welche Strafe …) sogar an der goldenen Säule das Auto aufladen, weil die daneben nicht wollte.

Ansonsten haben alle Ladesäulen wirklich wunderbar funktioniert und das Auto ohne Probleme aufgeladen. Es war auch nicht schwer sie zu finden und die Zeit ging auch jedes Mal flott rum.

Einzig und allein die Ladesäule in Mühlenfließ-Grabow war wirklich der letzte Rotz. Eine einzige Säule, an der wir uns dann die Ladepower teilen mussten und zudem noch eine wirklich unangenehme Umgebung hatten. Es war einfach kein schönes Erlebnis und ich war froh, dass wir weiterfahren konnten. Auch wenn es etwas länger als geplant dauerte.

Goldene Ionity-Ladesäule in Werneck

Ladezeiten

Apropos „länger als geplant gedauert“. Unsere Ladezeiten waren durch Going Electric eigentlich genau ausgerechnet. Auch die Prozente, bis zu denen wir laden sollten. Doch das hat in unserem Fall so leider nie gepasst. Aber weniger, weil die App sich verkalkuliert hat. Viel mehr lag das Problem auf unserer Seite.

Bei jedem Mal Anstecken habe ich so lange gewartet, bis die Ladegeschwindigkeit ziemlich konstant war. Weil ich wissen wollte, wie schnell das Auto denn jetzt laden wird. Also der Faktor Neugier hat hier eine große Rolle gespielt.

Im Anschluss daran ging es bei nahezu jedem Stopp erstmal auf die Toilette. Bei manchen Stopps gab es außerdem noch einen kleinen Snack. Da ich außerdem beim Fahren nicht auf dem Handy tippe, habe ich die Zeit genutzt um einige Nachrichten zu checken und Leuten zu antworten. Das hat dann insgesamt auch nochmal einige Momente gedauert. Und schlagartig war die Ladezeit eigentlich schon rum.

Nahezu jeder Stopp war mit so circa 20 Minuten geplant. Wir kamen aber meist erst nach 25-30 Minuten wieder weg, da wir einfach die Zeit genutzt haben. Und gerade Toiletten auf Rastplätzen sind manchmal echt super voll …

Nur ein einziges Mal haben wir auf das Auto gewartet. Und das war an der Säule in Mühlenfließ-Grabow. Dort hatten wir allerdings auch eine tolle Unterhaltung mit einem Herrn. Dazu will ich gerne später noch etwas erzählen. Achso und es gab eine Person, die wirklich ganz besondere Skills beim Ausparken hatte. Das hat mich ehrlich gesagt auch noch kurz abgelenkt.

Ladeübersicht aus Weimar

Zahlen, Daten, Fakten zum Trip

Vom Ausparken wechseln wir direkt mal zu den harten Fakten. Denn die spielen hier in meinen Augen eine große Rolle. Ich habe den kompletten Trip mit meiner Shell Recharge Karte gemacht. Also naja, zumindest das Laden. Gefahren sind wir ja mit dem Smart #1.

Wie auch immer. Eine einzige Säule hat bis heute noch nicht mit mir abgerechnet. Grüße an dieser Stelle nach Weimar. Daher sind die nachfolgenden Daten auch eigentlich nicht vollständig. Doch sie ergeben ein ganz gutes Bild.

Gefahren (km)Geladen (kWh)Betrag (EUR)EUR / 100 kmOrt
25032,4826,0010,28Schnaittach
13229,9624,0117,97Schleiz
13428,1222,5616,62Bitterfeld-Wolfen
20447,5937,9418,46Mühlenfließ-Grabow
20746,1736,8217,65Werneck
Summe184,32147,33Durchschn. 16,20

Dazu muss man nun sagen, dass ich keinen Tarif für den Trip abgeschlossen habe. Ich habe also den Standardpreis bezahlt. Hintergrund dazu ist, dass ich unabhängig von Ladesäulen bleiben wollte und ehrlich gesagt davor auch nicht die Zeit für einen Tarifvergleich gefunden habe. Es besteht also gerade bei den Preisen noch Optimierungspotenzial. Man hätte den Trip durchaus günstiger realisieren können. Und es hat mich auch interessiert, was Elektromobilität ohne Tarif kostet. Es war gewissermaßen ein großes Experiment.

Hinzu kommen noch die Ladungen vor und nach dem Trip. Das hat mich an der Wallbox daheim insgesamt 36,75 EUR gekostet und ich habe 105,66 kWh geladen. Umgerechnet auf 100 Kilometer wären das dann im Durchschnitt etwa um die 7-8 Euro. Also ein großer Unterschied zu den Schnellladern auf dem Weg nach Berlin und zurück.

Vertiefe dein Wissen:  Zuhause an der Wallbox laden

Ladetarife

Wie ich gerade schon angesprochen habe, könnte man diesen Trip auch durchaus günstiger realisieren. Und da ich weiß, dass gerade die Fans der Elektromobilität meine Daten kritisieren werden, möchte ich das gerne auch nochmal als Diskussionspunkt in den Raum stellen.

Zwar habe ich schon einen eigenen Artikel über das Laden vom E-Auto geschrieben, doch hier gibt es noch mehr zu erzählen.

Bei einem Ladetarif binde ich mich in der Regel an einen Ladesäulenbetreiber. Von vornherein stand jedoch bei meiner Reise schon fest, dass ich bei unterschiedlichen Anbietern laden werde. Ich wollte auch nicht explizit auf einen Anbieter setzen, da das in der Praxis nicht immer der Fall ist. Ja, man kann gezielt Ladesäulen ansteuern. Aber mit meinem Verbrenner mache ich das ja auch nicht. Um also einen wirklichen Vergleich zu haben, habe ich mich in diesem Fall für meine Vorgehensweise entschieden.

Dazu kommt außerdem noch, dass ich Erfahrungen mit verschiedenen Anbietern sammeln möchte. Es ist schön, wenn es bei Ionity immer funktioniert (oder eben auch nicht). Aber woher soll ich wissen, wie es bei anderen ist, wenn ich diese nie nutze? Was wäre ich für ein Blogger, wenn ich mich im Voraus schon so festlegen würde?

Die Realität besteht nun mal aus verschiedenen Anbietern und auch verschiedenen Tarifen. Nicht jeder hat die Geduld, immer das beste Angebot zu finden. Auch diverse Apps können dabei nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Laden vom E-Auto aktuell noch ein wenig wie das Navigieren im Dschungel ist. Es gibt hunderte Bäume und alle unterscheiden sich in den Details. Das muss in der Zukunft einfacher werden.

Verbrenner oder E-Auto

Wenn wir nun auf den Preis blicken, ist die Frage nach den Kosten zwischen einem E-Auto und dem Verbrenner schon vorprogrammiert. Beziehe ich meine Ladungen an der Wallbox mit ein in die Betrachtung, so komme ich in etwa auf das gleiche raus, wie ich damals mit dem Verbrenner bezahlt habe. Wir reden hier von plus oder minus 10 – 20 Euro. Und da fehlt auch noch die Ladung aus Weimar.

Ich habe offen gesagt gehofft oder erwartet, dass es mit dem E-Auto doch wesentlich günstiger ist. Aber mit den Standardpreisen an den Ladesäulen ist es das ganz offensichtlich nicht. Und das ist schade. Denn nicht jeder hat ein Abo für einen Betreiber und kann damit so günstig laden.

Trotzdem habe ich mir mal den Spaß erlaubt und meinen Verbrauch (ohne die Ladungen daheim) mit dem Preis von Ionity abgeglichen. Denn Ionity wirbt mit 0,39 EUR pro Kilowattstunde, wenn man über ein entsprechendes Abo verfügt.

Rechnen wir also meinen Verbrauch von 184,32 kWh x 0,39 EUR, so kommen wir auf eine Summe von 71,88 EUR. Und hier liegen wir definitiv in einem Bereich, wo der Verbrenner nicht mithalten kann.

Gleichzeitig schockiert es mich aber auch, dass ich so ganze 75,45 EUR hätte einsparen können. Das ist völlig irre. Und es stimmt mich nachdenklich. Denn wenn wir wirklich so auf einen Anbieter und das Abo festgenagelt sind, um uns den Trip 2x zu ermöglichen, dann ist das schon echt eine Wucht. Und aus meiner Sicht auch wirklich absolut inakzeptabel.

Ich will doch nicht immer gezwungen sein zu Ionity zu fahren, nur damit ich mir so viel Geld spare? Ich will wie beim Verbrenner fahren können und zumindest annähernd gleiche Preise haben. Aber nun gut, das ist eben aktuell die Situation.

E-Auto hat die Nase vorn

Wie wir also sehen, hat das E-Auto mit dem richtigen Tarif die Nase vorn, wenn es um den Faktor Kosten geht. Denn ich behaupte mal, dass man mit keinem Verbrenner dieser Klasse im selben Preissegment unterwegs ist. Im vergangenen Jahr haben wir für die Hinfahrt nach Berlin etwa 80 Euro Sprit bezahlt und für den Rückweg nochmal etwa das Gleiche. Damit waren wir schon allein bei rund 160 Euro. Mit einem guten Ladetarif fürs E-Auto unterbieten wir den Preis um Längen.

Jedoch muss man sagen, dass man mit dem E-Auto dafür mehr Pausen macht als mit dem Verbrenner. Und da auch das ein entscheidender Faktor ist, will ich mit dir auch noch diesen Aspekt etwas genauer unter die Lupe nehmen.

Ladepausen und Zeitvertreib

Zur Wahrheit gehört bei einem Elektroauto, dass mehr Pausen notwendig sind als bei einem Verbrenner. Zumindest wenn man mit einem Auto fährt, das weniger Reichweite hat als man bis zum Ziel benötigt. Und das war in meinem Fall so.

Wie ich dir schon erzählt habe, wurden mir auf dem Weg nach Berlin 3 Ladestopps vorgeschlagen, die ich auch eingehalten habe. Ein Ladestopp bedeutet dabei, dass man eine gewisse Zeit abwarten muss, während der Verbrenner immer noch fährt. Das kann man nun drehen und wenden wie man will, aber der Verbrenner braucht einfach weniger/kürzere Pausen als das E-Auto. Egal wie man sich das schön rechnet.

Im vergangenen Jahr haben wir auf dem Weg nach Berlin zwei kurze Pausen von jeweils etwa 10 Minuten gemacht. Auf dem Weg zurück sind wir sogar ohne Pause bis heim gefahren. Gerade letzteres war wirklich nicht angenehm und ich empfehle es niemandem. Wenn also die Argumentation da ist, dass man mit dem Verbrenner bis zu 1.000 Kilometer am Stück fahren kann, ist das vielleicht richtig. Man muss sich aber auch fragen, ob das wirklich so angenehm ist und vor allem was mit der Konzentration bei solch langen Fahrten passiert.

Wir haben uns die Ladepause hauptsächlich mit dem Gang zur Toilette, dem Kauf von einem Getränk und … Schande über mein Haupt … einer Qualmpause vertrieben. Damit gingen insbesondere 20 Minuten wirklich so flott rum, dass es eigentlich gar kein großes Thema war, dass wir 3x anhalten mussten.

Laden an einer MER Ladesäule bei Berlin

Die Umgebung

Ein wichtiger Faktor beim Zeitvertreib ist in meinen Augen dabei die Umgebung. Je nachdem, was sie hergibt, vergeht die Zeit oft schneller als man denkt. Beispielsweise in Weimar kam mit der Ladestopp wesentlich länger vor, da es hier nicht mal eine Sitzmöglichkeit gab. Wir saßen also wie die Verrückten in der Sonne auf dem Boden und haben die Zeit abgewartet.

An den Raststätten hingegen verging die Zeit oft schneller. Man hat sich einmal kurz umgesehen, die Toilette aufgesucht und dann noch kurz miteinander gequatscht. Meist sogar über das Laden selbst. Und schon war die Zeit rum und die Reise ging weiter.

Für das Konzept Laden fehlt mir also an vielen Stellen einfach die Möglichkeit, dass man sich außerhalb des Autos setzen kann. Klar, man kann auch laufen. Aber das ist eben auch abhängig vom jeweiligen Typ. Es ist einfach insgesamt an manchen Stellen etwas eintönig. Und nein, der Smart bietet keine Funktion, um Netflix oder ähnliches zu schauen in der Zeit.

Der Komfort

Vor unserer Reise habe ich wirklich gedacht, so viele Pausen sind doch wirklich nervig. Aber eben notwendig bei der Elektromobilität. Und was soll ich dazu sagen? Ich lag wirklich falsch. Und das habe ich ganz und gar nicht erwartet.

Denn gerade die Pausen, die wir zum Laden machen mussten, haben echt gut getan. Im Vergleich zum Jahr davor hatte ich das Gefühl, dass ich wesentlich ausgeruhter und fitter an meinem Ziel angekommen bin. Klar, nach so vielen Stunden im Auto ist man schon auch froh, wenn man sich etwas länger ausruhen kann. Aber ich hatte den Eindruck, dass ich gar nicht so ausgelaugt war. Und das hat mich schon sehr positiv überrascht.

Ich weiß, einige werden mir da jetzt an dieser Stelle widersprechen. Und ich kann das echt gut verstehen, das hätte ich wahrscheinlich auch. Aber versuch es ruhig mal selbst und mach so eine Tour mit einem E-Auto. Du wirst verstehen, wie ich das meine. Ich hätte es wahrscheinlich auch nicht geglaubt, wenn ich es nicht am eigenen Leib erfahren hätte.

Die Zeit

Realistisch betrachtet, kosten diese Pausen aber auch Zeit. Ja, wenn man mit Kindern verreist, dann mag sein, dass man die Zeit sowieso aufwenden muss. Wir sind allerdings nur zu zweit verreist und hätten für uns selbst vielleicht nicht so viele Pausen gemacht.

Das bedeutete in unserem Fall, dass wir 3 Pausen mit jeweils 20 – 30 Minuten gemacht haben. Da das Auto nach 20 Minuten jedoch schon wieder bereit gewesen wäre, gehe ich in meiner nachfolgenden Betrachtung auch nur von dieser Zeit aus.

20 Minuten an jeweils 2 Stopps macht insgesamt (oh Wunder) rund 60 Minuten. Im vergangenen Jahr konnten wir mit dem Verbrenner die Strecke komplett fahren (also den Rückweg) und haben uns so realistisch 60 Minuten eingespart. Wie man also sehen kann, hat der Verbrenner bei der Zeit die Nase vorn. Auch wenn das dann auf Kosten des Komforts geht. Hier muss man eben abwägen, was einem selbst wichtiger ist. Ich persönlich würde mich für den Komfort entscheiden, aber das ist eben auch nur meine eigene Meinung. Und eine Stunde auf die Strecke ist vertretbar. Die Bahn kommt ja hin und wieder auch mal zu spät habe ich mir sagen lassen. 😉

Nichtsdestotrotz bleibt es aber Realität, dass der Verbrenner im Vergleich zum E-Auto wesentlich schneller wieder voll ist. An diesem Fakt gibt es nichts zu rütteln. Nur eben die Umstände (Pausen mit Kindern, Beine vertreten, etc.) können das Empfinden dabei verändern.

Laden bei EWE Go in Weimar

Der Verbrenner-Fahrer

In Mühlenfließ-Grabow hat sich außerdem noch ein tolles Gespräch mit einem Herrn ergeben. Schon beim Einparken habe ich gesehen, wie er mein Auto ganz genau mustert. Und er hat ziemlich geduldig gewartet, bis ich aus dem Auto ausgestiegen bin. Dann hat er mich direkt angesprochen.

Er selbst fährt einen Verbrenner und überlegt, sich einen Hybrid anzuschaffen. Doch er hat einige Vorbehalte, die er uns gegenüber äußerte. Viele vom harten Kern der Elektro-Fanbase hätten ihn wohl links liegen gelassen und moralisch auf ihn herabgeblickt. Doch das halte ich grundsätzlich für falsch und zeigt eigentlich nur, wie moralisiert alles inzwischen geworden ist.

Zu Beginn des Gesprächs sagte er, dass er mit einem E-Auto nicht alle paar Kilometer laden will und es sicherlich kein Spaß ist, bis nach Hause zu fahren. Wohlgemerkt, wir waren immer noch etwa 600 Kilometer von daheim entfernt und er wusste sogar, wo Pforzheim liegt. Ich habe ihm erzählt, dass der Smart etwa 300 Kilometer mit einer einzigen Akkuladung schafft. Und es sogar andere Autos gibt, die noch weiter kommen. Das hat sein eigenes Bild wirklich auf den Kopf gestellt und er begann, viel detaillierter nachzufragen.

Kurzum, am Ende des Gesprächs war er sehr glücklich über die Auskunft und sagte uns sogar, dass er sich das mit dem Hybrid nochmal überlegen muss. Denn wenn ein Elektroauto es so weit schafft, dann wäre das auch für ihn eine Option. Schließlich macht der Reisebus, mit dem er mitgefahren ist, auch öfter mal eine Pause. Und ob er in dieser Zeit nun wartet oder das Auto auflädt, sei ja gar nicht so wichtig.

Die Moral der Geschichte

Wie du siehst, kann man durchaus auch mit Menschen sprechen. Und es zeigt, dass ein offenes, ruhiges und sachliches Gespräch oft mehr Spuren hinterlässt. Gerade auf Social Media beobachte ich immer wieder, dass man sich gegenseitig ab einem gewissen Punkt nur noch beleidigt.

Die eine Seite hält sich für moralisch überlegen, weil sie mit ihrem Elektroauto die Welt retten wird. Die andere Seite glaubt, dass man mit dem E-Auto keinen Spaß haben kann und nur der Verbrenner ein wahres Auto ist. Beide liegen einfach komplett daneben. Und mich persönlich nervt das unfassbar.

Beide Seiten sollten sich dringend mal überlegen, ob ihre Art der Kommunikation so intelligent ist. Es ist doch viel schöner, wenn man sich die Argumente der Gegenseite anhört und darauf eingeht. Wenn der Verbrenner-Fahrer es angenehm findet, in seinem V8 einen tollen Sound zu haben, dann ist das eben für ihn wichtig. Das bedeutet aber nicht, dass er nicht offen gegenüber E-Autos sein kann. Er verbindet das Fahren einfach mit sehr viel Emotion und möchte das auch gerne kundtun.

Genauso sollten die E-Fahrer nicht immer nur stur auf ihren Argumenten beharren und mit irgendwelchen Studien um sich werfen. Man kann auch die Emotionen von einem E-Auto transportieren und jemandem von den eigenen Erfahrungen berichten. Schlussendlich sind es aus meiner Sicht auch die Erfahrungen, die überzeugen und nicht die harten Fakten. Auto bedeutet in Deutschland Emotion und das müssen wir einfach auch in gewissem Umfang respektieren. Und im Kern teilen wir ja alle die Emotion fürs Fahren. Nur eben auf eine andere Art und Weise.

Daher ist es mir persönlich auch enorm wichtig, dass man in der Diskussion respektvoll bleibt und sich zuhört. Mein Beispiel hat jedenfalls gezeigt, dass man so seine eigene Zeit auch wesentlich stressfreier und angenehmer verbringen kann.

Und der Hybrid?

Ich muss zugeben, dass ich kein Experte für Autos bin. Definitiv nicht. Daher ist meine Meinung im Hinblick auf Autos und Antriebe auch immer sehr subjektiv geprägt. Aber deshalb nicht unbedingt uninteressanter.

Von einem Hybrid halte ich persönlich nichts. Es fühlt sich für mich an, wie wenn man der Technologie offen gegenübersteht, aber doch lieber auf Nummer Sicher gehen will. Darüber hinaus muss die Batterie auch noch den zusätzlichen Sprit transportieren können. Und dabei ist die Batterie wahrscheinlich noch nicht mal so groß ausgeprägt, wie sie vielleicht sein könnte.

Im Zweifel hat man ein Auto, welches an zwei verschiedenen Antriebsarten einen Schaden haben kann. Und wer seinen Hybrid sowieso nur als Verbrenner fährt, der hat irgendwie auch etwas missverstanden denke ich.

Gleichzeitig sage ich aber auch, wenn du mit deinem Hybrid glücklich bist, dann freut mich das für dich. Ganz im Ernst. Ich glaube nichts ist schlimmer als ein Fehlkauf beim Auto. Gerade wenn wir uns die Preise für die Fahrzeuge ansehen. Aber für mich persönlich würde ein solches Auto nicht in Frage kommen. In meiner subjektiven Ansicht fühlt sich das einfach an wie nichts Ganzes. Man kombiniert eher zwei Welten und erhofft sich dadurch einen Vorsprung.

Ladepark und Tesla Supercharger in Bitterfeld-Wolfen

Reisen mit dem E-Auto

Bevor du also nun in die Kommentare übergehen kannst (du findest sie weiter unten), möchte ich noch zu meinem abschließenden Fazit kommen. Denn für mich steht noch die Frage im Raum, ob ich meine nächste Reise wieder mit dem E-Auto machen würde.

Die Antwort darauf lautet ganz klar: Ja!

Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass das Reisen mit dem E-Auto für mich persönlich sehr angenehm ist. Ich schätze die Pausen auf lange Strecken und genieße die Ruhe im Elektroauto. Auch die Power beim Fahren gefällt mir persönlich sehr gut. Ganz abgesehen davon, dass ein E-Auto gefühlt mit mehr Technik ausgestattet ist und ich dafür sowieso total empfänglich bin.

Ich musste für mich keinerlei Einschränkungen hinnehmen, die mein Erlebnis irgendwie negativ geprägt haben.

Gleichzeitig sage ich aber auch, dass ich beim nächsten Mal nicht mehr ohne Ladetarif fahren werde. Die Kosten ohne Tarif sind schon enorm und da ist das E-Auto auch nicht mehr wesentlich günstiger. Gerade dass ich bei meinem Trip fast überall 0,79 EUR pro Kilowattstunde gezahlt habe, ist schon ein starkes Stück. Hier muss auf jeden Fall was passieren.

Ich sehe aber auch, dass es ein gutes Optimierungspotenzial beim E-Auto gibt. Denn wie wir gesehen haben, wäre ich mit einem Ionity-Tarif wesentlich günstiger davon gekommen. Wenn man mal die Grundgebühr dabei völlig außer Acht lässt.

Elektromobilität bedeutet eben einfach, dass man sich mit der Materie ein wenig auseinandersetzt und auch offen für etwas anderes ist. Ich bereue meinen Schritt jedenfalls nicht und würde mir Stand heute jederzeit wieder ein Elektroauto in die Einfahrt stellen.

Kategorien: Reisen

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Lukas

Als Softwareentwickler und Projektmanager mit einem Master of Science in Wirtschaftsinformatik weiß ich genau, wie die Dinge in der IT zu funktionieren haben. In meinem Blog kombiniere ich seit mehr als 7 Jahren mein Wissen mit meiner Neugier im Bereich Smart Home. Transparenz und Praxisnähe stehen für mich dabei im Vordergrund. Mein Fokus liegt vor allem auf der Software ioBroker, da ich mein eigenes Smart Home damit betreibe. Meine Beiträge basieren somit nicht nur auf theoretischem Know-how, sondern auch auf praktischen Erfahrungen aus meinem vernetzten Zuhause. Mein persönliches Ziel ist es, dir Einblicke in das Smart Home zu geben, die dich wirklich voranbringen.

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