Matter Smart Home – Ein Lichtblick?

Veröffentlicht von Lukas am

Eine immer wiederkehrende Kritik am vernetzten Zuhause sind die vielen verschiedenen Funkstandards. Von WLAN, über Zigbee, bis hin zu Bluetooth ist die Palette sehr breit. Und das schafft natürlich auch so das eine oder andere Problem. In Zukunft jedoch soll es nur noch eines geben: das Matter Smart Home.

Doch was ist Matter eigentlich genau? Und kann Matter wirklich alle Probleme des Smart Homes lösen?

In diesem Artikel beschäftige ich mich ganz klar mit den Vorteilen, die ein einheitliches Protokoll bieten kann. Dabei stellt sich für mich vor allem die Frage, ob das Smart Home damit für viele Menschen zugänglicher wird oder ob es sich im Grunde nur um eine nette Idee handelt. Denn auch wenn es für mich gefühlt momentan um Matter etwas ruhiger wird, dürfte die Einführung doch einiges an Staub aufwirbeln.

Aber beginnen wir ganz am Anfang. Wir verschaffen uns selbst einen Überblick über das Matter Smart Home und wollen von Grund auf verstehen, worum es sich hierbei eigentlich handelt.

Wird Matter ein Erfolg werden?

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Was ist Matter?

Vormals unter dem Namen CHIP (Connected Home over IP) erhielt Matter seine erste Aufmerksamkeit. Dabei handelt es sich um einen lizenzfreien Verbindungsstandard für das Smart Home, über den Geräte miteinander kommunizieren können (Quelle: Wikipedia). Unter der Leitung von Zigbee, Google, Amazon und Apple soll so die Interoperabilität zwischen Geräten im Internet der Dinge erhöht werden. Das bedeutet, dass es künftig nicht mehr um die Frage gehen wird, ob die Geräte miteinander kommunizieren können. Das schafft Erleichterung.

Als einer der Leitsätze für das Matter Smart Home kann ein Blick auf die offizielle Website hilfreich sein. Dort heißt es, dass Smart Home Geräte sicher, zuverlässig und nahtlos zu bedienen sein sollen (Quelle: CSA). All diese Anforderungen soll der neue Standard erfüllen.

Schön formuliert wird eine Definition von Matter auch durch Frank-Oliver Grün auf seiner eigenen Themenseite zum neuen Smart Home Standard. Dort heißt es:

[…] Mit matter soll die nervige Suche nach kompatiblen Smarthome-Produkten ein Ende haben. Lampen, Thermostate, Zwischenstecker, Sensoren und andere Komponenten lassen sich künftig ganz einfach miteinander kombinieren […]

Frank-Oliver Grün, matter-smarthome.de

Der aufmerksame Leser mag nun an dieser Stelle direkt an Systeme denken, wie zum Beispiel ioBroker. Doch der Standard Matter geht noch viel weiter. Es handelt sich hierbei nämlich nicht um ein eigenes System, welches im Smart Home zum Einsatz kommt, sondern um eine direkte Verbindung zwischen Geräten. Also wirklich eine Neuerung in den Basics.

Technische Hintergründe zu Matter

Um die Technik hinter Matter besser verstehen zu können, lohnt sich ein Blick auf den technischen Aufbau. Dazu blicken wir zuerst ganz kurz auf das ISO/OSI-Schichtenmodell, das heute für die technische Realisierung von Netzwerken eine absolute Grundlage darstellt.

Im ISO/OSI-Schichtenmodell wird (wie der Name bereits verrät) zwischen verschiedenen Schichten unterschieden. Zu diesen Schichten (von oben betrachtet) gehören die Anwendungsschicht, Transportschicht, Vermittlungsschicht und der Netzzugang. Spricht man nun von IP (Internet Protocol) befindet man sich in der Vermittlungsschicht (Quelle: Wikipedia). Sie ist dafür zuständig, dass Pakete vermittelt werden. Die Transportschicht ermöglicht es, dass eine Ende-zu-Ende-Kommunikation möglich wird, also dass zwei Netzwerkteilnehmer miteinander kommunizieren können.

Matter setzt nun auf dieser Transportschicht auf und ermöglicht es so, die darunterliegende Struktur zur Vermittlung von Paketen zu nutzen (Quelle: GitHub). Das bedeutet, dass die Struktur auf der Matter aufbaut nicht grundlegend neu ist. Stattdessen wird auf eine bewährte Methode gesetzt, die auch heute im Internet und in jedem Netzwerk Anwendung findet. Durch diese Vereinheitlichung (also den Standard) ist es möglich, dass jeder Computer in ein Netzwerk eingebunden werden kann, völlig unabhängig vom jeweiligen Betriebssystem oder der verbauten Komponenten. Einzige Bedingung ist, dass sie diese Protokolle implementieren (also eingebaut haben und nutzen müssen).

Vereinfacht gesagt ist Matter damit eine Anwendungsschicht im ISO/OSI-Schichtenmodell, ähnlich wie HTTP (Web), FTP (Dateiaustausch) oder SMTP (E-Mails) (Quelle: GitHub).

Kann dein Smart Home Matter?

Wenn du dir nun die Frage stellst, ob dein Smart Home Matter kann, ist die Antwort darauf nicht sehr eindeutig. Das liegt mitunter an verschiedenen Aspekten, die dabei eine Rolle spielen.

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Der wohl wichtigste Aspekt ist, dass die Hersteller natürlich nicht verpflichtet sind, Matter in ihren Produkten zu nutzen. Damit kann es weiterhin sein, dass Hersteller ihre eigene Linie fahren und sich nicht an diesem Projekt beteiligen. Das kann zum Beispiel dann der Fall sein, wenn Hersteller Übertragungsprotokolle für sich selbst verändern oder in ihren Augen mit den bisherigen Methoden besser fahren.

Ein weiterer Aspekt wird sein, dass nicht jedes Gerät ohne Probleme auf den Matter-Standard gebracht werden kann. Unterschieden werden muss dabei, ob es sich um Produkte mit eigener Bridge handelt oder um völlig eigenständig Produkte. Bezogen auf Lampen kann man dabei zum Beispiel Philips Hue nennen (mit Bridge) oder Teckin WLAN Lampen (ohne eigene Bridge).

Die Kommunikation mit einem Netzwerk und die Implementierung eines Standards erfordern darüber hinaus Rechenleistung. Zwar braucht man hierfür nicht gleich einen High-End-PC, jedoch ist es im Interesse der Hersteller, dass die Produkte auch weiterhin schnell und reibungslos funktionieren. Produkte, die nun schon produziert und in deinem Smart Home sind, können also möglicherweise gar nicht angepasst werden. Andere hingegen können es.

Als ziemlich sicher gilt jedoch, dass Produkte jener Hersteller Matter unterstützen werden, die sich an diesem Standard beteiligen. Beispiele hierfür sind Amazon, Apple, Google, Huawei, Signify, Schneider Electric und auch Samsung.

Hat das Matter Smart Home Nachteile?

Bei all den Vorzügen, die du nun schon präsentiert bekommen hast, stellt sich schnell die Frage nach den Nachteilen. Und auch diese kann es bei Matter geben.

Nehmen wir für die Erläuterung an, dass du auf der Suche nach einem Smartphone bist. Deine einzige Voraussetzung ist, dass es in dem Land telefonieren kann, in dem du dich befindest. Wie du schon anhand dieser Aussage erkennen kannst, schränkt das die Auswahl auf „alle Smartphones“ ein. Also ziemlich nichtssagend. Du wirst daher dein Gerät nach anderen Kriterien aussuchen müssen. Zu diesen Kriterien können die Akkulaufzeit zählen, die Displaygröße oder aber der Preis. Und letzteres Kriterium dürfte wohl ein Knackpunkt sein.

Nehmen wir an es gibt am Markt 100 smarte Glühbirnen, die allesamt für dich in Frage kommen. Jede Glühbirne unterstützt Matter und kann damit problemlos in dein Smart Home integriert werden. Sofern nun nicht subjektive Faktoren eine Rolle spielen, wirst du höchstwahrscheinlich deine Auswahl nach dem Preis treffen. Und das ist natürlich mehr als verständlich.

Im Großen und Ganzen hat es allerdings den Nachteil, dass Produkte rein theoretisch immer günstiger angeboten werden müssen, um die Kunden zum Kauf zu motivieren. Zumindest solange die Produkte völlig gleich sind. Nur dann, wenn es Unterschiede gibt, kommen weitere Faktoren zum Tragen. Die große Gefahr besteht nun darin, dass durch die Vereinheitlichung der Standards die Preise immer weiter gedrückt werden, was sich ab einem gewissen Punkt mit großer Sicherheit auf die Qualität auswirken dürfte.

Das Marktspaltungsproblem

Um nochmals genauer auf dieses Problem einzugehen, möchte ich an dieser Stelle erneut auf die Seite von Frank-Oliver Grün hinweisen. Auch er greift genau dieses Problem auf, das auch ich bei Matter sehe. Zusammenfassend schreibt er es ganz schön in einem Satz:

Wenn es keinen Grund gibt, zu einem höherwertigen Gerät zu greifen, bekommt oftmals der Billigste den Zuschlag.

Frank-Oliver Grün, matter-smarthome.de

Er geht sogar in seiner Argumentation noch einen Schritt weiter und greift auf, dass es zwei Linien des Sortiments geben könnte. Auf der einen Seite sind das die günstigen Produkte mit Matter, auf der anderen Seite die hochwertigen Produkte mit einer besonderen Ausstattung.

Günstigere Produkte bergen dabei natürlich auch das Problem, dass wir verschwenderisch damit umgehen. Zwar wird im Matter Smart Home vermutlich nicht in großen Mengen Verschwendung betrieben, doch günstige Produkte verleiten dazu, sie einfach mal schnell auszutauschen. Der alte Technikschrott wird dann voll funktionsfähig entsorgt, obwohl das gar nicht nötig wäre.

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Sowohl Hersteller als auch Nutzer müssen daher einen Weg finden, mit diesen Neuerungen sinnvoll umzugehen. Ziel von Matter kann und darf es nicht sein, Produkte immer günstiger zu machen, um damit einen ungesunden und aggressiven Wettbewerb zu fördern oder den Markt auf wenige Global Player zu reduzieren. Denn wenn wir ehrlich sind können sich fast nur die großen eine solche Preisschlacht leisten. Das würde dann wiederum dazu führen, dass kleinere Hersteller kaum Überlebenschancen hätten und sich der Markt noch stärker auf große Unternehmen wie Amazon oder Google reduziert.

Welche positiven Effekte hätte Matter?

Um nicht vollends in negativen Punkten zu versinken, sollten wir uns noch einen weiteren entscheidenden Vorteil ansehen, den Matter bieten kann. Und dieser Punkt hat es wirklich in sich.

Betrachten wir ein heutiges Smart Home mit all seinen diversen Komponenten fällt auf, dass es viele verschiedene Zentralen gibt. Zu nennen ist dabei die Bridge für Beleuchtung, die integrierte Bridge im Sprachassistenten, weitere Bridges für Rollläden und Thermostate und und und …

All diese Bridges verbrauchen auch im Standby Strom und sorgen für eine steigende Stromrechnung. Jens von smarthomeblog.de hat dazu eine wirklich großartige Auswertung gemacht. Er listet tabellarisch verschiedene Smart Home Produkte und deren Stromverbrauch auf. Beispielhaft habe ich mir aus dieser Tabelle die Philips Hue Bridge herausgenommen.

Die Bridge verbraucht nach seinen Angaben 1,4 Watt im Standby. Bei einem Strompreis von 36,19 Cent pro Kilowattstunde (Quelle: vergleich.de) ergibt das Kosten pro Jahr in Höhe von etwa 4,44 Euro.

Nun kann man ganz grob (wirklich sehr grob) sagen, dass bei 3 Bridges im Smart Home pro Jahr alleine etwa 13,32 Euro für die Bridges erwirtschaftet werden müssen. Und dabei sind noch nicht einmal die einzelnen Gadgets eingerechnet.

Bündelt man nun mehrere Geräte auf eine einzige Zentrale (oder zumindest weniger Zentralen), könnte man so eine Ersparnis erreichen, die sich am Ende des Jahres zumindest in Teilen bemerkbar macht. Damit würde Matter das Potenzial bieten im eigenen Smart Home Strom zu sparen, ohne auf den Komfort verzichten zu müssen.

Das ist in meinen Augen ein wirklich sehr gutes Argument für einen Standard. Zumal der Endverbraucher – also du – am Ende keinen zusätzlichen Aufwand hat sobald die Updates eingespielt und die Einrichtung abgeschlossen ist.

Wird sich Matter durchsetzen können?

Betrachtet man verschiedene Artikel und Publikationen, sind die Aussichten für Matter durchweg positiv. So wird dem Matter-Standard prophezeit, dass er zu vielen spannenden neuen Geräten und Anwendungen führen kann (Quelle: matter-smarthome.de). Ebenso wird die große Marktmacht erwähnt, die gerade die großen Player zusammen erreichen (Quelle: simon42.com). Nicht außer Acht zu lassen ist dabei auch, dass Matter dank Thread für eine bessere Reichweite der Funkverbindung sorgen kann (Quelle: housecontrollers.de). Dadurch wäre auch in einem größeren Umfeld eine Smart Home Installation ohne Probleme möglich.

Ich persönlich bin der Überzeugung, dass das Matter Smart Home einen wichtigen Stellenwert einnehmen wird. Zwar wird es einzelne Hersteller geben, die sich nicht an den Standard halten werden, jedoch haben diese eine schwierigere Position am Markt. Matter wird sich demnach sehr stark auf das Smart Home auswirken und einiges an Veränderungen mit sich bringen.

Schlussendlich muss man jedoch sagen, dass nur die Zeit zeigen kann, wie es sich mit Matter weiter verhält. Zumal ein Großteil des Erfolgs auch von den Herstellern abhängt, die den Standard in ihre Produkte integrieren.

Was ist deine Meinung zum Matter Smart Home? Fieberst du dem Standard entgegen oder bereitet er dir Kopfzerbrechen? Lass uns unten in den Kommentaren gerne darüber diskutieren. Ich freue mich auf deinen Input.


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Lukas

Als Softwareentwickler und Projektmanager mit einem Master of Science in Wirtschaftsinformatik weiß ich genau, wie die Dinge in der IT zu funktionieren haben. In meinem Blog kombiniere ich seit mehr als 7 Jahren mein Wissen mit meiner Neugier im Bereich Smart Home. Transparenz und Praxisnähe stehen für mich dabei im Vordergrund. Mein Fokus liegt vor allem auf der Software ioBroker, da ich mein eigenes Smart Home damit betreibe. Meine Beiträge basieren somit nicht nur auf theoretischem Know-how, sondern auch auf praktischen Erfahrungen aus meinem vernetzten Zuhause. Mein persönliches Ziel ist es, dir Einblicke in das Smart Home zu geben, die dich wirklich voranbringen.

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