Künstliche Intelligenz im Smart Home – bitte was?
Wir leben in einer Zeit, in der jeder gerne mit Begriffen um sich wirft. Hypes in einen Beitrag einfließen zu lassen lässt den Eindruck zu, man kenne sich super mit Technologien aus.
Doch in der Praxis sieht die Sachlage meist ganz anders aus. Jedenfalls in meinen Augen.
Vor geraumer Zeit habe ich einen Beitrag veröffentlicht, in dem ich erklärt habe, weshalb Smart Home kein Luftschloss ist. Von einigen Personen erhielt ich dafür eine Reaktion. Das hat mich darin bestärkt, dass es doch ein gewisses Interesse daran gibt, einen Kommentar zu veröffentlichten Beiträgen abzugeben. In diesem Beitrag ist es also wieder Zeit, etwas zu kommentieren.
Dieses Mal geht es, wie der Titel bereits erahnen lässt, um das Thema künstliche Intelligenz im Smart Home.
Was bedeutet eigentlich künstliche Intelligenz?
Angelehnt an die Definition von SAP kann man behaupten, dass eine künstliche Intelligenz Daten verarbeitet. Doch nicht auf eine subtile Art und Weise, sondern viel mehr wie ein Mensch. Denn auf Basis von Daten wird eine Entscheidung in unterschiedlichen Lagen getroffen. Damit eine Maschine diese Aufgabe erfüllen kann, muss sie lernen. Das erfolgt über sogenanntes Machine Learning.
Hilfreich kann dies sicherlich eines Tages im Bereich Smart Home sein, denn das eigene Zuhause kann so Verhaltensmuster lernen und auf diese reagieren. Es geht also bei weitem über das hinaus, was wir bislang in einem Smart Home einsetzen. Denn bislang entscheidet ein Smart Home auf Basis von Wenn-Dann-Regeln, was insbesondere bei OpenHAB durch Rules sehr gut erkannt werden kann.
Wer nun gut aufgepasst hat stellt fest, dass es bislang noch keine breite Lösung für künstliche Intelligenz im Smart Home gibt. Sicherlich mag es zum einen daran liegen, dass die meisten Smart Home Geräte einfach nicht die Leistung zur intelligenten Verarbeitung von Daten haben. Auch die Entwicklung würde im Moment ein Open Source Projekt bei weitem sprengen. Jedenfalls ist das in meinen Augen der Fall.
Andererseits bestand bislang auch noch nicht die Nachfrage, denn das Thema Smart Home ist generell noch sehr frisch. Es hat sich einfach noch nicht in der breiten Bevölkerung durchgesetzt.
Künstliche Intelligenz im Smart Home
Künstliche Intelligenz im Smart Home ist so eine Aussage, bei der sich mir oft die Haare im Nacken aufstellen. Es klingt super technisch, ist allerdings noch weit von der Realität entfernt.
Dennoch erschien Anfang November 2019 ein Beitrag in der Märkische Allgemeine, der genau diese zwei Themen versuchte miteinander zu verbinden.
Künstliche Intelligenz im Haushalt – bringt das was? (Quelle: Märkische Allgemeine)
Unter diesem Titel erschien der Beitrag, in dem der Autor über vernetzte Alarmanlagen und Brandmelder berichtet. Grundsätzlich ist an diesem Beitrag nichts verkehrt, denn er erläutert die unterschiedlichen Anwendungsszenarien und erklärt, in welchen Lebenslagen die Technologie dem Menschen helfen kann.
Einzig und allein die Abschreckung durch die Nennung von horrenden Summen empfinde ich persönlich als falsch. Denn damit liefert der Autor den Smart Home Gegnern nur neues Brennmaterial für das lodernde Feuer gegen Smart Home.
Was ich allerdings wirklich falsch platziert finde ist die Brücke zwischen künstlicher Intelligenz und Smart Home.
Kein Anzeichen für Intelligenz
Als beispielhaftes Anwendungsszenario wird die Alarmierung bei Abweichungen von der Norm genannt. So können beispielsweise Brandmelder eine Gefahr durch ein Feuer melden und bei Bedarf direkt einen Notruf absetzen. CO2-Melder alarmieren, wenn der CO2-Gehalt in der Luft zu hoch ist.
Wer sich jetzt allerdings bereits schon einmal mit einem smarten System beschäftigt hat kommt sicherlich schnell auf die Idee, wie ein solches System umgesetzt sein kann.
In OpenHAB beispielsweise würde man Grenzwerte definieren, die nicht überschritten werden dürfen. Bei einem Brandmelder kann man auf den aktuellen Status prüfen und so eine Abweichung feststellen. Damit sollte jedem klar werden, dass es sich hier um eine einfach Wenn-Dann-Regelung handelt.
Wenn Grenzwert überschritten, dann Meldung an die Notrufzentrale.
Schauen wir uns doch noch einmal die Definition von künstlicher Intelligenz an.
Künstliche Intelligenz ist der Überbegriff für Anwendungen, bei denen Maschinen menschenähnliche Intelligenzleistungen erbringen. (Quelle: SAP)
Ich möchte mich einmal weit aus dem Fenster lehnen und behaupten, dass das Handeln nach einer vorgegebenen Regel keine menschenähnliche Intelligenzleistung ist. Denn wir Menschen kombinieren in bestimmten Situationen doch mehr Daten miteinander. Das stumpfe Ablesen eines Werts und das Vergleichen mit einem anderen Wert … das konnte Excel sicherlich schon in der ersten Version. Und die kam immerhin im Jahr 1985 auf den Markt (Quelle hierzu).
Doch was wäre nun wirklich intelligent?
Nun, das ist doch etwas schwer zu definieren. Denn das hängt sicherlich auch von den eigenen Erwartungen ab. Ich persönlich finde es intelligent, wenn eine Technologie unterschiedliche Daten miteinander vergleichen kann und gewisse Umstände beachtet. Dabei darf ruhig auch auf vergangene Werte oder Vergleichswerte zugegriffen werden.
Bitte realistisch bleiben
Was ich mit meinem Beitrag nun eigentlich sagen will ist, dass jeder in Anbetracht von Smart Home realistisch bleiben sollte.
Künstliche Intelligenz im Smart Home ist zum aktuellen Zeitpunkt noch ein Wunschkonzert. Sicherlich gibt es den einen oder anderen Versuch, doch für die breite Masse ist das noch nicht greifbar. Für die breite Masse ist ja selbst das Thema Smart Home an sich noch nicht greifbar, denn dafür ist es doch noch sehr technisch.
Und dennoch denke ich, dass der oben genannte Beitrag einen Wunsch weckt. Dass künstliche Intelligenz im Smart Home zur Realität wird. Damit wäre es denkbar noch mehr Daten auszuwerten und den Alltag im smarten Zuhause noch besser auf die eigenen Bedürfnisse abzustimmen. Durch Machine Learning wäre es in meinen Augen auch realistisch, dass ein Gerät nicht mehr umfassend konfiguriert werden muss, sondern sich die Gewohnheiten des Bewohners ansieht. Auf Basis dieser Beobachtung kann das eigene Zuhause besser auf die eigenen Anforderungen reagieren.
Zum aktuellen Zeitpunkt sollte man den Anwender allerdings nicht mit falschen Versprechungen oder Vorstellungen an das Thema heranführen. Dazu ist es auch wichtig, dass man die eigenen Vorstellungen mit der Realität abgleicht und sich die Frage stellt, ob das Thema wirklich etwas mit künstlicher Intelligenz zutun hat.
Zur Not stehen sicherlich auch Experten mit Rat und Tat zur Seite. Oder man wagt einen Blick ins Internet, in dem durchaus auch viele nützliche Informationen zu finden sind.
Einen Vorwurf will ich allerdings niemandem machen. Denn das Thema ist für viele Menschen noch sehr neu und man muss sich selbst erstmal damit auseinandersetzen.
Titelfoto von Gertrūda Valasevičiūtė auf Unsplash
2 Kommentare
Technikpapa · 30. Januar 2020 um 07:29
Leider sind die Informationen über Künstliche Intelligenz noch recht spärlich.
Ich hab mich in letzter Zeit gefragt, ob ich mir nicht eine Künstliche Intelligenz zum Spielen ins Wohnzimmer hole (nicht einen fertigen Sprachassistenten, sondern eine selbstlernende Intelligenz, die Zugriff auf Netzwerk und Teile der Sensorik bekommt) und mal schaue, wie die sich entwickelt. Quasi als Künstliches Haustier… 😀
Leider findet man auch wenig über mögliche Anwendungen von KI im Heimbereich, finde ich.
Es gibt ja schon ein paar OpenSource-KIs, die man verwenden könnte. Aber noch ist der Markt und die Info hier ein bißchen spärlich…
Hast Du hier irgendwo was über Anwendungen im Heimbereich gefunden? Also nicht nur SmartHome und Verarbeitung von „Big Data“, sondern was handfesteres?
Lukas · 30. Januar 2020 um 19:32
Hey,
leider nein. Ich habe auch schon gesucht, aber bislang noch keine Lösung gefunden. Derzeit denke ich aber darüber nach etwas ähnliches mal selbst zu schreiben. Keine wirkliche KI, aber eine Software, die Daten aus dem Smart Home nutzt und gegebenenfalls auch die Anwesenheitssimulation übernehmen kann.
Falls du aber was finden solltest, wäre ich für einen Tipp sehr dankbar.