Waschmaschine Stromverbrauch messen mit ioBroker
Es liegt inzwischen Jahre zurück, dass ich in ioBroker meine Waschmaschine smart gemacht habe. Und es war die beste Entscheidung meines Lebens. Naja, zumindest eine der besten. In meinem Smart Home Leben. Und nun wollte ich noch den Stromverbrauch messen mit ioBroker. Doch das kommt auch nicht von ungefähr.
Vor einigen Tagen bin ich auf einen interessanten Blogpost und ein YouTube-Video von Digitaldad gestoßen. Er hat sich bereits die Mühe gemacht, eine solche Funktion in seinem Smart Home mit ioBroker umzusetzen. Großes Dankeschön an dieser Stelle für die Inspiration.
Zwar hatte ich diese Idee auch schon vor einiger Zeit im Kopf, allerdings nie so richtig umgesetzt. Durch das YouTube-Video von Digitaldad habe ich allerdings neue Motivation gefunden und das Projekt schlussendlich bei mir umgesetzt. Nun fragst du dich sicherlich, warum ich dann auch noch dazu schreiben muss. Und das hat einen ganz einfachen Hintergrund. Ich möchte dir nämlich zeigen, wie ich das umgesetzt habe. Nämlich etwas anders.
Gerade da kann man an einem konkreten Beispiel nochmal schön zeigen, dass es auch im Smart Home mehrere Wege zum Ziel gibt. Denn obwohl Digitaldad und ich damit das gleiche Ergebnis erzielen (abgesehen vom Verbrauch), haben wir zwei etwas unterschiedliche Wege genutzt.
Eine smarte Waschmaschine
Wer sich dieses Projekt nun etwas genauer ansieht (so wie Digitaldad auch), stößt schnell auf eine Frage. Warum sollte man nicht zu einer smarten Waschmaschine greifen, um den Stromverbrauch der Waschmaschine zu messen?
Für mich persönlich liegt das vor allem an einem Punkt. Eine smarte Waschmaschine dient einzig und allein dazu, Meldungen abzuliefern. Sie kann weder selbstständig waschen, noch die Wäsche selbstständig ausräumen.
Ja natürlich, ich könnte sie programmieren. Aber das ist für mich persönlich zumindest nicht der enorme Sprung was dieses Gerät anbelangt. Zumal damit dann auch wesentlich höhere Kosten verbunden sind. Außerdem spielt für mich auch eine Rolle, dass ich eine funktionierende Waschmaschine habe. Warum sollte ich sie austauschen, nur um ein paar mehr Funktionen zu haben?
Während ich das bei anderen Geräten durchaus nachvollziehen kann, finde ich es bei Geräten wie einer Waschmaschine einfach für mich selbst unangebracht. Wer das machen möchte, Bitteschön. Nur für mich selbst kommt das nicht in Frage. Waschmaschine, Spülmaschine, Herd und Co. werden bei mir ausgetauscht, wenn sie nicht mehr funktionieren. Aber nicht, weil ein besseres oder neueres Modell auf den Markt gekommen ist, das ohne smarte Steckdose (gut beim Herd bitte nicht nutzen!) arbeitet und auch seinen Verbrauch übermittelt.
Meine Ausgangssituation
Vor Jahren habe ich mir eine wirklich günstige Waschmaschine zugelegt. In Zeiten der Not (die alte ging einfach kaputt), war da nicht so viel Zeit für Recherchen und Überlegungen. Der große Nachteil an meiner Waschmaschine ist, dass sie wirklich dumm ist. Sie hat kein Display, nur ein paar Programme und ich glaube genau aus diesem Grund könnte sie mich noch überleben. Nun ja.
Was mich besonders am Anfang gestört hat war, dass sie nach dem Waschgang nichts tut. Sie piept nicht, sie hupt nicht, sie blinkt nicht. Sie tut einfach gar nichts. Sie ist einfach nur fertig.
Aus dieser Situation heraus entstand dann bei mir die Idee, dass ich die Waschmaschine ins Smart Home holen möchte. Damals noch zu OpenHAB-Zeiten. Gesagt getan, dann hat mir das Smart Home auch schon verraten, wenn die Waschmaschine fertig ist. Was in meinem konkreten Fall natürlich wirklich großartig und sehr hilfreich ist.
Dazu habe ich mir damals eine smarte Steckdose besorgt. Eine FRITZ!DECT 200, die neben dem Stromverbrauch auch noch die Temperatur misst. Fand ich damals sehr charmant und wollte ich dann in dieser Form auch so haben. Dazu habe ich mich erkundigt, ob die smarte Steckdose auch dafür geeignet ist.
Was mich auch schon zu meinem nächsten Punkt bringt.
Vorsicht bei der Steckdosenwahl
Den Stromverbrauch messen mit ioBroker bedeutet in jedem Fall, dass man seine Geräte wirklich checken muss. Nicht ob sie noch da sind. Sondern viel mehr, ob sie miteinander kompatibel sind. Eine nicht sorgfältig ausgewählte Steckdose ist nicht nur ein Gefahr für das Smart Home, sondern unter Umständen auch für das eigene Leben.
Wer bei der Auswahl seiner Steckdose nicht auf die jeweiligen Angaben achtet und prüft, ob das alles funktioniert, riskiert einen großen Schaden. Und im Zweifel ist es auch mehr als fraglich (wahrscheinlich sogar ausgeschlossen), ob die Versicherung einspringt. Man könnte ja schon fast von grober Fahrlässigkeit ausgehen.
Merke dir also bitte unbedingt immer, dass du alles durchgecheckt haben solltest, bevor du eine smarte Steckdose einsetzt. Und stecke bitte auch niemals Mehrfachstecker in Mehrfachstecker. Große Katastrophe!
Die Verbindung zum Smart Home
Hast du alles gecheckt und bist sicher, dass dein Vorhaben funktioniert, geht es an die Verbindung zum Smart Home. Lerne deine Steckdose an dein System an. Ich habe meine an die FritzBox angelernt und darüber die Verbindung zu ioBroker hergestellt. Die Datenpunkte tauchen nun alle in meinem Smart Home System auf und ich kann die Datenpunkte entsprechend auslesen und in Automationen verwenden.
Im Falle von den AVM-Steckdosen gibt es bei mir einen konkreten Datenpunkt, der die Summe des Verbrauchs auflistet und permanent aktualisiert. Genau diesen Datenpunkt brauche ich später für die gewünschte Automation. Denn hier kann man sehr gut auf die Differenzen achten. Ein weiterer großer Vorteil ist, dass der Verbrauch in Wattstunden und nicht in Kilowattstunden angegeben ist. Dadurch werden auch minimale Änderungen berücksichtigt und können ausgewertet werden.
Welche Steckdose du nimmst, ist im Allgemeinen allerdings zweitrangig. Wichtig ist jedoch, dass sie den Verbrauch messen kann. Denn wenn du dir eine smarte Steckdose kaufst, welche nur ein- und ausschalten kann, lässt sich das Projekt so nicht realisieren.
Ich selbst verzichte außerdem auf einen zusätzlichen Adapter. Ich mache das alles mit herkömmlichen Skripten und den Informationen, die mir zur Verfügung stehen. Mag für den einen oder anderen vielleicht gewohnheitsbedürftig oder umständlich sein, ich bevorzuge diesen Weg aber in der Regel ganz gerne. Zumindest bei recht simplen Automationen.
Zusätzliche Datenpunkte
Neben den vom Adapter erstellen Datenpunkten, brauche ich für meine Automation allerdings noch weitere. Mindestens jedoch mal einen einzigen, der mir den Ausgangswert der Steckdose speichert. Denn so lässt sich sehr bequem die Differenz ermitteln, ohne dass ich auf historische Werte zugreifen muss.
Um meinen Verbrauch noch besser beurteilen zu können, habe ich außerdem einen Datenpunkt, in dem ich meine aktuellen Kosten pro Kilowattstunde Strom speichere. Ebenso einen Datenpunkt der mir die Kosten für den Waschgang zwischen speichert und die verbrauchte Menge Strom.
Der große Vorteil besteht für mich darin, dass ich nun den letzten Waschgang mitsamt seinem Verbrauch und seinen Kosten auch in der Visualisierung anzeigen kann. Theoretisch könnte ich außerdem die jeweiligen Kosten in InfluxDB speichern und über Grafana visualisieren. So lässt sich dann auch schnell erkennen, ob der Verbrauch konstant geblieben ist oder mit der Zeit schwankt. So tief wollte ich in meinem Fall jedoch nicht ins Detail gehen.
Die Logik hinter der Berechnung
Leider habe ich keine vollständig eigenständige Automatisierung, welche mir die Verbräuche berechnet. Stattdessen habe ich einen Teil des Skript ausgelagert und einen anderen Teil in die „Fertig-Meldung“ gepackt. Daher kann ich dir an dieser Stelle kein komplettes Skript vorstellen und zeigen. Ich gehe jedoch mit dir die Schritte durch, welche auch mein Smart Home bei der Berechnung befolgt.
Schritt 1: Beim Start des Waschgangs wird eine Variable (Waschmaschine_läuft) auf true gesetzt. Ebenso werden die Werte der Steckdose beim Start in eine der vorherigen Variablen gespeichert. Ob die Waschmaschine läuft, erkenne ich daran, dass der Stromverbrauch über 0,5 Watt ist für mindestens einige Sekunden.
Schritt 2: Sobald die Variable (Waschmaschine_läuft) auf false gesetzt wird, rechnet der ioBroker den Verbrauch aus. Dazu nehme ich mir die Differenz aus dem Stand der Steckdose minus dem Ausgangswert. Das Ergebnis ist eine Differenz in Wattstunden. Diese Differenz rechne ich nun in Kilowattstunden um und multipliziere sie mit meinen aktuellen Stromkosten. Diese kommen dabei wiederum aus einem eigenen Datenpunkt. So muss ich nicht die Skripte anpassen, wenn sich etwas an meinem Stromverbrauch ändert.
Schritt 3: Nachdem die Werte berechnet wurden, werden diese in die Datenpunkte geschrieben. Nun befinden sich der Ausgangswert der Steckdose, der Verbrauch in Wattstunden sowie die Kosten in Euro in jeweils einem eigenen Datenpunkt.
Schritt 4: Im letzten Schritt wird eine Meldung über Telegram ausgegeben, dass die Waschmaschine fertig ist. Zum Skript füge ich dann noch den Verbrauch in Kilowattstunden sowie die Kosten für den Waschgang hinzu. In meinem Fall waren es zuletzt 0,36 Euro.
Und andere Geräte?
Der große (und simple) Vorteil an meiner Lösung besteht nun darin, dass ich diese Logik auf so ziemlich jedes Gerät übertragen kann. Sogar den poweropti. Voraussetzung ist natürlich, dass ich den Verbrauch anhand einer smarten Steckdose oder dem Gerät selber messen kann.
Man kann zum Beispiel nach einem Fernsehabend ausgeben lassen, wie viel Strom das gekostet hat. Oder den Kühlschrank auswerten. So ziemlich jedes Gerät mit einem normalen Steckdosenkabel ist möglich.
Besonders interessant fand ich es in meinem Fall noch für die Spülmaschine, weshalb ich mir auch hier diese Logik gebaut habe. So weiß ich nun, dass mich die Spülmaschine insgesamt 0,50 Euro beim letzten Durchlauf gekostet hat. Also etwas mehr als die Waschmaschine.
Zwar ist das Ergebnis in diesen beiden Fällen nicht ganz korrekt. Denn die Steckdose selbst verbraucht auch noch einen minimalen Anteil, der in der Berechnung fehlt. Auch die Kosten für das Wasser fehlen und diese müsste man für eine genaue Analyse eigentlich auch noch mit einbeziehen. Dennoch finde ich, dass sich der Aufwand lohnt. Man erhält einen viel besseren Eindruck darüber, wie viel die Geräte einen eigentlich kosten.
Die Abo-Waschmaschine bald Realität?
Ich möchte nochmal kurz auf meinen obigen Exkurs zur smarten Waschmaschine zurück kommen. Denn während neuere Modelle gegen Aufpreis auch ein paar Komfortfunktionen liefern, stellt sich bei mir eine Frage. Und diese habe ich eigentlich im eher humorvollen Hintergrund auf Threads einmal mit euch geteilt.
Denn wer sagt mir, dass die Waschmaschine mit Connect-Funktion eines Tages nicht zum Abomodell wird? Mir schwebt dabei sogar schon eine konkrete Aussage des Herstellers vor, die mir absolut zu denken gibt. Und ich finde sie keineswegs positiv.
Für Programm 4 sowie die Connect-Funktion Ihrer Waschmaschine, benötigen Sie die Cloud-Konnektivität. Diese können Sie sich in der App für 9,99 Euro im Monat auf Wunsch hinzu buchen. Der Einzug erfolgt dann bequem von Ihrem Paypal-Konto.
Schlussendlich gibt es ähnliche Vorgehensweisen schon bei anderen Dingen. Für kurze Zeit stand beim Autohersteller BMW die Idee im Raum, dass die Sitzheizung künftig nur noch per monatlichem Abo genutzt werden kann. Völlig verrückt, wenn man das einmal in Gedanken durchspielt. Aber gerade aus diesem Grund auch bei Haushaltsgeräten nicht völlig abwegig.
Ich persönlich würde diesen Trend jedoch als absolute Gefahr für die Akzeptanz des Smart Homes ansehen und vor allem stelle ich mir dabei die Frage, ob es wirklich um das Smart im Home geht. Klar, Hersteller verdienen Geld. Ist auch in Ordnung. Aber dann doch bitte mit fairen Dingen. Und nicht mit solch einer blödsinnigen Idee aus der Führungsetage.
Fazit
Doch kommen wir zurück zur Waschmaschine mit Verbrauchsmessung.
Die Funktion, dass man sich mit seinem Smart Home Verbräuche und Kosten anzeigen lassen kann, ist durchaus hilfreich. Man kann so schon vor Ende eines Monats abschätzen, wie viel man im aktuellen Monat an Strom (oder Ressourcen) verbraucht hat. Zwar ist das keine exakte Wissenschaft in diesem Fall, doch als Anhaltspunkt sehr interessant.
In meinen Augen trägt es aber vor allem zu einer Sache bei. Denn wir schärfen damit unser Bewusstsein für Verbräuche und Kosten. Gerade weil solche Dinge wie der Stromverbrauch der Waschmaschine so bedeutungslos zu sein scheinen, kann man sich diesen so in den Vordergrund holen.
Überträgt man diese Logik dann noch auf weitere Geräte, erhält man schon einen recht guten Einblick in das eigene Verhalten. Dann lässt man die Spülmaschine vielleicht nicht mehr halb voll laufen, sondern sammelt noch 1-2 Tage sein Geschirr. Oder man stellt die Waschmaschine eben nicht für 2 Hosen an, sondern wirft noch andere Dinge mit rein.
Ich glaube, dass gerade bei jungen Menschen das für ein ganz anderes Bewusstsein sorgen kann. Und man da auch einen anderen Umgang mit den Ressourcen an den Tag legt. Wer darüber hinaus noch eine PV-Anlage oder ein Balkonkraftwerk nutzt, kann so auch wesentlich besser seine Geräte einplanen.
Und wer weiß, vielleicht hilft die nächste Smart Home Funktion dann genau an dieser Stelle weiter.
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