Wie sinnvoll ist evcc nun?
Im März diesen Jahres habe ich damit begonnen, nach Wegen zu suchen, um meinen Strom vom Balkonkraftwerk sinnvoll zu nutzen. Das klingt vielleicht etwas merkwürdig, aber wenn man sich mal den Überschuss anschaut, versteht man schnell. Die Frage ist nun, ob evcc sinnvoll ist und mir dabei helfen konnte.
Falls du es noch nicht mitbekommen hast, lass mich kurz ausholen. Ich habe mir evcc in meinem Proxmox Cluster installiert, um die Stromerzeugung in meinem Smart Home durch das Balkonkraftwerk noch sinnvoller zu nutzen. Insbesondere an jenen Tagen, an denen mal niemand daheim ist, sollte das Smart Home sich selbst darum kümmern.
Meine Idee war und ist es, dass ich all meine Geräte an eine bestimmte Steckdose anschließe, die durch den Überschuss gesteuert ist über eine Software. Bedeutet, dass der Überschuss dann in die jeweiligen Geräte geladen wird und ich so auch noch am Abend etwas von meinem überschüssigen Strom haben werde.
Obwohl evcc nun eigentlich für Elektrofahrzeuge gedacht ist, kann es auch dir dabei helfen. Dazu habe ich dir erklärt, was evcc ist und wie du evcc installieren kannst.
Mein Versuchsaufbau
Um in meinem Smart Home evcc so richtig effektiv einzusetzen, habe ich mir im Flur einen Ort gesucht, an dem ich meine Geräte parken kann. Dazu gab es einen USB-Ladegerät und eine entsprechende Kabelhalterung. Das USB-Ladegerät habe ich an eine Homematic-Steckdose angeschlossen und diese an das Homematic-System angelernt. Um die Erzeugung zu messen, kommt bei mir ein Shelly Pro 4PM zum Einsatz, der durch einen poweropti am Stromzähler ergänzt wird.
Die Homematic-Steckdose habe ich dann mit evcc gekoppelt, ebenso wie den Shelly und den poweropti. So weiß die Software nun, wann welche Stromproduktion herrscht und wie viel von diesem Strom ins öffentliche Netz fließt. Anhand dieser Informationen kann evcc dann meine Homematic-Steckdose schalten, um den Überschuss in meine Geräte zu laden.
Ich habe außerdem die Ein- und Ausschaltzeit verkürzt, damit Schwankungen schneller abgefangen werden können. Zudem habe ich einen Schwellwert von 25 Watt definiert. Ist der Überschuss geringer als diese 25 Watt, wird die Steckdose noch nicht eingeschaltet.
Die Steckdose ist außerdem mit meinem ioBroker verbunden, so dass ich mir auf meinem Infomonitor anzeigen lassen kann, wie viel Strom gerade von der Ladestation verbraucht wird. So bin ich nach und nach auch auf den Schwellwert von 25 Watt gekommen, der sich im Grunde als gut erwiesen hat.
Meine verwendeten Produkte (außer die Ladestation, die finde ich nicht mehr) verlinke ich dir an dieser Stelle, dass du sie dir genauer ansehen kannst.
Zuletzt aktualisiert 2024-11-07 / (*) Affiliate Links / (**) Affiliate Links, Preis kann abweichen (andere Plattform) / Bilder von der Amazon Product Advertising API / Der angegebene Preis kann seit der letzten Aktualisierung gestiegen sein.
Erste Erkenntnisse im Betrieb
Nachdem also nun alles installiert und eingerichtet war … War erstmal die Sonne weg. Für mehrere Tage. Doch dann ging es so langsam … bergab?
Ja, in der Tat ging es in der Anzeige in evcc bei mir erstmal bergab. Das lag bei mir daran, dass ich den poweropti doppelt eingebunden habe. Mein Verständnis war, dass ich einmal den Energieverbrauch und einmal die Energieerzeugung einbinden muss. Doch das war falsch.
Der poweropti liefert bei einem Überschuss einen negativen Wert, wodurch evcc wiederum weiß, dass gerade Strom ins öffentliche Netz eingespeist wird. Wie viel das Balkonkraftwerk erzeugt, kommt hingegen vom Shelly. Dieser misst den Durchfluss zwischen meinem Hausnetz und dem Balkonkraftwerk. evcc weiß nun also, wie viel Strom bezogen wird und wie hoch der Anteil von Photovoltaik ist.
Nachdem also nun alles korrekt konfiguriert ist, geht die Anzeige der Sonnenenergie bei mir wieder konstant nach oben. Aufgefallen war mir der Fehler übrigens erst bei unter 20 Prozent Sonnenenergie. Schande über mich!
Großer Vorteil ist aber nun, dass auch die Anzeige der Ersparnis korrekt ist. Und das führt mich schon zum nächsten Punkt, der für dich womöglich auch interessant sein kann.
Der Anteil der Sonnenenergie
Während evcc läuft und die jeweiligen Geräte ihren Strom aus dem Netz beziehen, berechnet evcc den Anteil der Sonnenenergie sowie die Ersparnis gegenüber dem Netzbezug. Interessant dabei ist natürlich, dass die Ersparnis höher wird, je mehr wir von der Photovoltaik-Leistung verbrauchen. Also genau das, was ich gerne erreichen möchte.
Aktuell liegt meine Ersparnis bei etwa 19 Cent. Was aber aufgrund der falschen Einrichtung womöglich nicht so ganz stimmt. Ich schätze eher, dass ich bei rund 30 bis 50 Cent stehe. Aber auch das ist ein Wert, der recht gering ist.
Der Anteil an Sonnenenergie ist nach meinem Fehler wieder gestiegen und liegt nun bei rund 22 Prozent. Das ist in meinen Augen eine gute Leistung, denn vieles davon wäre einfach ins öffentliche Netz geflossen, ohne dass ich davon etwas gehabt hätte.
Diese Geräte laden bei mir Überschuss
Zum Kochen nutze ich gerne mein iPad, um nebenbei eine Serie oder ein paar YouTube-Videos zu schauen. Das zehrt zwar nicht so enorm am Akku, allerdings entleert sich dieser bei der Nutzung selbstverständlich und verlangt dann nach neuem Strom. Ebenso wie mein Headset, das ich beim Zocken nutze, um zum Beispiel mit anderen zu kommunizieren oder meinen Spielesound zu hören.
Im Grunde gibt es in jedem Haushalt diverse Geräte, die über einen eigenen Akku verfügen. Diese Geräte nutzt man vielleicht überwiegend am Abend und hat so nicht mehr die Möglichkeit, den günstigen Strom zu nutzen, der am Tag zur Verfügung steht.
Ich gehe also nun schon seit Wochen so vor, dass ich meine Geräte immer dann an das USB-Ladegerät anschließe, wenn ich sie gerade nicht brauche. Das hat für mich den Vorteil, dass ich auch am Morgen nicht mehr dran denken muss, etwas einzustecken. Ich kann völlig unbeschwert dann mein Gerät ans Kabel hängen, wenn ich gerade daran denke. Die Software übernimmt für mich den Rest.
Dabei hat sich gezeigt, dass vor allem das iPad ein echt guter Kandidat bei mir ist, um günstigen Strom zu nutzen. Während ich am Tag nicht daheim bin, kann das iPad den Überschuss vom Balkonkraftwerk zumindest in Teilen für sich nutzen, damit ich am Abend quasi kostenfrei meine Serien schauen oder damit arbeiten kann. Denkbar wäre es auch, dass ich mein Notebook über den Tag hinweg aufladen lasse, so dass ich am Abend keinen zusätzlichen Strom dafür verbrauche.
Man kann also festhalten, dass in dieser Konstellation jedes Gerät geeignet ist, das über einen eigenen Akku verfügt. Denn im Gegensatz zum Akku fürs Balkonkraftwerk, sind diese schon von Haus aus verbaut und können genutzt werden.
Projekt Solarladestation sinnvoll?
Nun ist es natürlich an der Zeit, nach 3 Monaten ein Zwischenfazit zu ziehen. Ich habe mich gefragt, ob evcc sinnvoll ist bzw. ob die Solarladestation als Gesamtes sinnvoll ist. Und die Antwort auf diese Frage fällt mir in der Tat etwas schwer, da ich das ziemlich differenziert betrachte.
Nehmen wir an, dass wir eine Steckdose für rund 80 Euro brauchen und alles andere bereits in unserem Zuhause haben. Dann dauert es natürlich sehr lange, bis sich die Investition gelohnt hat. Insbesondere dann, wenn wir nur so kleine Geräte laden. Möglicherweise amortisiert sich das ganze Projekt in seiner gesamten Laufzeit auch nie und das wäre natürlich schade.
Dennoch sieht die Realität so aus, dass je mehr Überschuss wir nutzen, desto schneller sich die Investition auch wieder rechtfertigt. Man müsste also wirklich ständig den Überschuss so weit ausreizen, dass man zumindest seine Kosten für die Steckdose wieder drin hat. Andernfalls fährt man wesentlich günstiger, wenn man einfach den Strom aus der Steckdose bezieht.
Ich glaube aber trotzdem, dass das Projekt Solarladestation hilfreich sein kann. Insbesondere dann, um seinen Eigenverbrauch vom Balkonkraftwerk zumindest etwas zu erhöhen. Außerdem entwickelt man so schnell ein Gespür dafür, was der Überschuss alles bezwecken kann und wofür man ihn sinnvoll verwenden kann. Ob das allerdings das gesamte Projekt rechtfertigt, bleibt fraglich.
Versteh mich bei evcc nicht falsch …
evcc ist ein starkes und sinnvolles Tool, um den eigenen Überschuss der Photovoltaikanlage zu nutzen. Dass evcc sinnvoll ist, will ich also keinesfalls bestreiten. Die Frage ist jedoch, wie sinnvoll die eigene Verwendung dafür ist.
Ich habe mich dafür entschieden, der Software eine Chance zu geben, da die Server sowieso rund um die Uhr laufen und mir so noch beim Sparen behilflich sein können. Hätte ich mir allerdings erst ein eigenes Gerät dafür kaufen müssen, dann hätte sich die Investition vermutlich nie gelohnt. Zumindest nicht bei meinem Vorhaben.
Wenn du allerdings hingegen eine große PV-Anlage auf deinem Dach hast und evcc dich beim Laden deines Elektroautos unterstützt, dann hast du ein sehr starkes Tool an deiner Seite, was dir wirklich den Geldbeutel schonen kann. Zumal die Investitionskosten an sich erstmal gar nicht so hoch sind. Ein völlig normaler Raspberry Pi reicht aus, um dir im Jahr eine Menge Geld zu sparen. Das ist genial und so einfach, dass es eigentlich erstaunlich ist, dass nicht noch mehr Menschen diese Option nutzen.
Kurzum gesagt, evcc ist ein super Tool und ich kann es absolut empfehlen. Du musst aber selbst ein Gefühl dafür entwickeln, ob es dir am Ende Geld einspart oder die Investitionskosten dabei nicht mal mehr rum kommen. Glücklicherweise steht evcc kostenfrei zur Verfügung und kann von jeder Person ausprobiert werden.
Ich werde für meinen Teil meine Solarladestation weiter nutzen und mal schauen, wie es sich nach dem Sommer verhält. Aber mit einer Ersparnis von 19 Cent … empfinde ich noch Optimierungsbedarf.
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