Was genau ist eigentlich HomeKit?
Mein Zuhause hört auf mich. Das verspricht mir zumindest Apple mit HomeKit und schwört darauf, dass es die beste Plattform zum Aufbau des eigenen Smart Homes ist. Zur Steuerung gibt es eine App auf jedem Gerät und auch die übergreifende Synchronisierung zwischen Apple-Geräten funktioniert wunderbar. Mit Hilfe von Siri ist zusätzlich ein Sprachassistent integriert, der sowohl auf den mobilen Geräten funktioniert, als auch auf einer eigenen Hardware zur Verfügung steht. So wird das komplette Sortiment aus Cupertino zu einem wichtigen Bestandteil des eigenen Smart Homes, sofern man auf den HomeKit-Zug aufspringen mag.
Ich persönlich nutze zur Vernetzung eher weniger das Apple-Universum. Stattdessen fungiert es bei mir als zusätzliche Möglichkeit, um diverse Geräte von der Apple Watch steuern zu können. Die primäre Steuerung wird jedoch immer noch über den Sprachassistenten gemacht. Und der ist nicht Siri. Die Gründe hierfür sind äußerst vielfältig. Der wohl wichtigste Grund ist schlichtweg, dass es zu Beginn meiner Reise durch das Smart Home noch keinen HomePod im Angebot gab. So musste ich mich damals für eine Alternative entscheiden, die bis heute mein Smart Home treu begleitet.
Doch was ist eigentlich HomeKit? Was verbirgt sich hinter der Home-App und was nutzen die Menschen da draußen eigentlich täglich?
Diese Frage hat mich in der vergangenen Zeit beschäftigt und ich möchte gerne mit dir einen genaueren Blick darauf werfen, wie sich Apple unser Zuhause vorstellt. Dabei blicken wir auch ein wenig hinter die Kulissen und lüften das Geheimnis, wie Entwickler ihre Produkte überhaupt zertifiziert bekommen.
Inhaltsverzeichnis
Was ist HomeKit?
Bei Apple HomeKit handelt es sich um ein Software-Framework, mit dem Nutzer ihr Apple-Gerät seit iOS 8 (September 2014) zur Steuerung des Smart Homes verwenden können. Das zumindest verrät Wikipedia, wenn man den Suchbegriff HomeKit eingibt. Was schlussendlich genau damit gemeint ist, bleibt gerade Laien oft schleierhaft.
Unter einem Software-Framework versteht man grob gesagt eine Umgebung, die ein Teil einer größeren Softwareplattform ist. Das Software-Framework HomeKit ist demnach ein Teil der größeren Umgebung iOS (und weiteren Systemen), die von Entwicklern genutzt werden kann. Die Entwickler greifen hierzu auf Schnittstellen zu, die Apple bietet. Auf diese Weise wird es möglich, dass sich Geräte von diversen Herstellern in die gleiche App (eigentlich das Framework) einbinden lassen und so von dir zentral gesteuert werden können. Gewissermaßen alles unter einem Dach und in der gleichen App.
Da Apple sich hierbei sehr clever anstellt, funktioniert das Framework auf unterschiedlichen Systemen (tvOS, iOS, iPadOS, MacOS). Für dich bietet das den Vorteil, dass du von jedem deiner Geräte dein Zuhause steuern kannst und nicht auf verschiedene Anwendungen zurückgreifen musst. Für Entwickler bietet es hingegen den Vorteil, dass es einheitliche Schnittstellen gibt und man nicht für jedes Betriebssystem eine eigene Integration braucht.
Wie man es bereits kennt, legt Apple auch bei HomeKit einen großen Wert darauf, dass Produkte von ihnen zertifiziert werden. Das bedeutet, dass nicht jedes Produkt mit dem typischen „Works with Apple HomeKit“ gekennzeichnet werden darf. Jedes Produkt, das dieses Siegel trägt, wurde im Laufe des sogenannten MFi-Programms zertifiziert. Oder das Unternehmen wechselt auf die kriminelle Schiene und nutzt dieses Siegel ohne Zertifizierung. Letzteres kann jedoch sehr teuer werden und zu einer Menge Ärger führen.
Wozu dient das MFi-Programm?
Da wir nun bereits wissen, dass Produkte durch das sogenannte MFi-Programm müssen, stellt sich direkt die nächste Frage. Wozu dient das MFi-Programm?
Auch hierzu gibt es weiterführende Informationen auf der Website von Apple. Laut diesen Informationen erhält man durch die Teilnahme am Programm technische Spezifikationen, Hardware-Komponenten, Zertifizierungstools sowie die Siegel, welche sich zum Aufdruck auf die Verpackung eignen.
Dass ein Unternehmen nicht einfach ohne dieses Programm auskommt zeigt die proprietäre Technologie, auf der das Ökosystem aufbaut. Apple gibt hierzu nicht jeder Person die entsprechenden Schnittstellen an die Hand, um eine gewisse Kontrolle über das eigene Ökosystem zu behalten. Außerdem (und das muss auch erwähnt werden) hilft genau dieses Vorgehen dabei, Missbrauch vorzubeugen und eine gute Qualität an den Tag zu legen.
Völlig positiv ist dieses Vorgehen jedoch nicht. Diese Art der Verschlossenheit wird häufig kritisiert und sorgt dafür, dass sicherlich einige innovative Ideen nicht zur Umsetzung kommen und Unternehmen direkt von Apple abhängig sind. So bestimmt einzig und allein Apple, was mit seinem Framework kompatibel ist und wo die Grenzen gezogen werden. Theoretisch möglich ist es auch, dass einzelne Unternehmen nicht zum Programm zugelassen oder davon ausgeschlossen werden.
Übrigens verlangt Apple für die Zertifizierung ganz schön viel. Im ersten Schritt muss das Unternehmen einen Produktplan vorlegen. Nach der Entwicklung ist das Unternehmen im dritten Schritt dazu verpflichtet, fertige Produkte und Verpackungen für eine Kontrolle zur Verfügung zu stellen. Hier kann Apple dem eigenen Produkt noch einen Riegel vorschieben oder es ablehnen (Quelle: Apple).
Das Unternehmen trägt somit das Risiko, dass nach langer Entwicklungszeit (die teuer ist) ein Produkt einfach abgelehnt wird und nicht für HomeKit zertifiziert werden kann.
Wird sich Apple dennoch öffnen?
Ich weiß, es klingt in deinen Ohren vielleicht komisch. Apple soll sich öffnen? Doch es besteht Hoffnung.
Im Jahr 2021 hat Apple bekannt gegeben, dass mit dem neuen Funkstandard Matter nicht mehr unbedingt eine MFi-Zertifizierung notwendig sein wird. Hierzu wird das sogenannte CHIP-Framework in HomeKit integriert und es können auch Produkte integriert werden, die nicht speziell für HomeKit entwickelt wurden. CHIP steht hierbei für Connected Home over IP und soll endlich eine Einheitlichkeit in das Smart Home bringen (Quelle: Wikipedia). Interessant dazu ist auch mein Artikel über Matter.
Nun kann man sicherlich darüber spekulieren, warum Apple diesen Weg geht. Möglicherweise hat es auch etwas damit zutun, dass der neue Funkstandard sehr erfolgsversprechend ist und Apple sich hier nicht abhängen lassen will. Es könnte natürlich auch sein, dass das Unternehmen hier austestet, wie die Öffnung gegenüber anderen Geräten bei den Nutzern ankommt.
Sicher ist jedoch, dass Apple hierdurch zumindest ein wenig seiner Kontrolle abgeben wird. Ob es dann ersatzweise andere Mechanismen gibt, um einzelne Geräte auszuschließen, das bleibt abzuwarten. Es würde mich persönlich jedoch nicht wundern. Apple ist und bleibt ein Konzern, der gerne die Kontrolle hat und auch hart durchgreift, wenn es denn sein muss. Das zeigt vor allem der Prozess gegen Epic Games.
Was macht HomeKit so besonders?
Zurecht magst du dir nun vielleicht die Frage stellen, was HomeKit denn so besonders macht. Schließlich gibt es einige Hürden, die Hersteller meistern müssen. Und auch die Nutzer haben eine große Hürde. Sie müssen erstmal sehr viel Geld für die Apple-Geräte in die Hand nehmen, um in den Genuss von HomeKit zu kommen.
Werfen wir doch zuerst einen Blick auf das User Interface. Dieses wirkt sehr klar und aufgeräumt, wie man es bereits von Apple kennt. Über die Strukturierung nach Räumen lässt sich außerdem innerhalb des Zuhauses eine gute Ordnung halten, die durch automatische Ergänzungen noch weiter verbessert wird. Anpassbar ist das User Interface dabei auch noch in einem gewissen Rahmen. So kannst du als Nutzer zum Beispiel eigene Hintergründe auswählen, die beispielsweise den jeweiligen Raum zeigen.
In Sachen Integration weiß Apple ebenso genau, was zutun ist. HomeKit bindet sich nahtlos in das System ein. So kannst du zum Beispiel durch eine einzige Wischgeste auf dem Homescreen direkt auf die wichtigsten Geräte im Kontrollzentrum zugreifen und diese steuern. Durch Siri ist es dir weiterhin möglich, nahezu jedes Gerät per Sprache zu bedienen. Besonders komfortabel ist das, wenn du in deinem Zuhause einen HomePod nutzt.
Doch Integration und User Interface klingen sehr technisch. Der subjektive Eindruck des Nutzers geht weit darüber hinaus und schließt weitere Aspekte mit ein. So empfinden viele Nutzer HomeKit als äußerst einfach in der Einrichtung und Bedienung. Auch die Verfügbarkeit auf verschiedenen Geräten macht es den Nutzern leicht, ihr Zuhause jederzeit im Griff zu haben.
Besonders dieser Punkt macht wohl die Beliebtheit von HomeKit aus. Ich kann mir zumindest nicht vorstellen, dass die Beschränkungen ein großer Pluspunkt sind. Stattdessen muss Apple einen enormen Mehrwert im Alltag liefern, um diesen Punkt ausgleichen zu können. Und das scheint zu gelingen.
Was man ebenso anmerken kann, ist das Thema Sicherheit. Durch die Überprüfung der Geräte kann sichergestellt werden, dass sie gewisse Standards an die IT-Sicherheit erfüllen. Schließlich weiß Apple ganz genau, dass unser Zuhause ein Heiligtum ist, das man ausreichend absichern muss. Das bedeutet nun nicht, dass andere Produkte unsicher sein müssen. Es gibt dir als Nutzer jedoch ein gutes Gefühl, ein von Apple zertifiziertes Gerät zu nutzen.
Wo liegen die Schwächen von HomeKit?
Wer von Besonderheiten spricht, muss auch die Schwächen eines Systems kennen. Ohne die Schwächen zu kennen, kann man sich nicht für ein System entscheiden. Denn blauäugig sollte man gerade bei diesen Preisen nicht vorgehen.
Zu den klaren Schwächen von HomeKit zählt in meinen Augen definitiv, dass alles von Apple vorgegeben werden muss. Man kann sich außerdem nur innerhalb dessen bewegen, was das Unternehmen aus Cupertino für uns für sinnvoll hält. Im Gegensatz zu anderen Systemen sind da unter Umständen enge Grenzen bei der Automation gesteckt. Genau dieser Punkt missfällt mir persönlich sehr.
Doch es gibt weitere Probleme. So berichtet Macwelt davon, dass Geräte nach einem Update plötzlich nicht mehr funktionieren (Quelle: Macwelt, 23.02.2021). Dies betrifft die Leuchtmittel von Ledvance. Hierbei zeigt sich in meinen Augen, dass der Nutzer selbst bei Apple nie sicher sein kann, ob nach jedem Update noch alles funktioniert. Und sind wir mal ehrlich, wenn nach einem Update ein Teil meines Smart Homes nicht mehr funktioniert, ist das einfach schlecht. Du hast mitunter sehr viel Geld investiert und lange daran getüftelt, plötzlich schaltet Apple die Geräte einfach ab. Und nun?
Ich persönlich kritisiere diesen Punkt sehr stark. In meinem Zuhause möchte ich nicht von einem Hersteller bevormundet werden, der meint, er weiß besser was zu mir passt oder welche Geräte ich nutzen darf. Ich möchte Freiheit und die Möglichkeit, selbst Entscheidungen zu treffen. Da hilft mir auch der Aspekt der Sicherheit nicht unbedingt weiter.
Was außerdem sehr störend sein kann, ist die mangelnde Integration anderer Systeme. Während viele Unternehmen von Haus aus eine Integration in IFTTT bieten, bleibt HomeKit-Nutzern genau das verschlossen. Warum? Wahrscheinlich dass du nicht machen kannst, was du möchtest. Oder weil Apple bislang den Sinn nicht erkannt hat. Was auch immer der Grund hierfür ist, es ist einfach nicht ideal sein System derart abzuschotten. Besonders im Smart Home, wo Vernetzung an erster Stelle steht.
Wozu dient eigentlich die HomeKit-Zentrale?
Nachdem wir nun schon sehr viel über Apples HomeKit gelernt haben, kommen wir zur Zentrale. Dem Herzstück deines Smart Homes.
Das Verständnis von Apple von Smart Home ist, dass es eine Zentrale in deinem Zuhause gibt. Diese Zentrale koordiniert sämtliche Steuerungen und nimmt Befehle von anderen Geräten entgegen. Als Zentrale kann dabei entweder ein iPad, HomePod oder Apple TV dienen (Quelle: Apple). Auf diese Geräte hat man sich wohl geeinigt, da sie im Vergleich zum iPhone eher stationär sind und im eigenen Zuhause verbleiben.
Nun kann man zurecht sagen, dass eine HomeKit-Zentrale nicht unbedingt eine Voraussetzung ist und man auch mit einem einzigen iPhone sein Zuhause steuern kann. Das ist soweit auch richtig, jedoch kann eine Steuerung dann auch nur vor Ort erfolgen. Aus der Ferne hast du keinen Zugriff auf die smarten Geräte, wobei das bei einem Smart Home Standard sein muss. Auch wenn du anderen Personen Zugriff gewähren willst, wirst du um eine Zentrale nicht herum kommen.
Man kann also festhalten, dass die Zentrale insbesondere in einem Zuhause notwendig ist, in dem sich mehrere Personen befinden. Andernfalls verlieren alle die Kontrolle über die Geräte, wenn das „Haupt-iPhone“ nicht daheim ist. Warum ein Mac – insbesondere ein Mac Mini – nicht als Steuerzentrale genutzt werden kann, ist mir allerdings schleierhaft. Andererseits ist Apple mit dem Thema Server nie so richtig warm geworden, was auch die verkümmerte Software zeigt, die jeden Mac in einen wahren Server verwandeln soll.
Da MacOS jedoch auf Unix basiert und Apple bis heute keine eigenen Serverprodukte anbietet, würde Tim Cook vermutlich sowieso eher einen Linux-Server empfehlen.
HomeKit Fazit: smartastisch oder unausgereift?
HomeKit ist für mich ein System, das eine spezielle Zielgruppe bedienen soll. Gut situierte Menschen, die sich einen angebissenen Apfel leisten können.
Versteh mich dabei bitte nicht falsch, Apple baut wirklich tolle Produkte. Ich selbst nutze ein iPhone und ein iPad. Damit bin ich super zufrieden. Doch im Smart Home ist Apple bei mir definitiv nicht auf Platz 1. Hauptsächlich liegt das daran, dass das Unternehmen mir sehr enge Grenzen steckt. Ich kann selbst nicht entscheiden, welche Geräte ich miteinander vernetze, sondern bin auf die offizielle Kompatibilität angewiesen.
Zwar kann ich dank Homebridge auch nicht-unterstützte Geräte ins Apple-Universum holen, doch wie sinnvoll ist das? Warum sollte ich für HomeKit so viel Geld ausgeben, wenn ich dann nur über Umwege Geräte integrieren kann? Kann ich bei solch hochpreisigen Geräten nicht erwarten, dass ich als Nutzer im Mittelpunkt stehe und Freiheiten ausleben kann?
Was mich außerdem sehr an HomeKit stört, ist die Beschränkung auf Apple-Geräte. Ich habe keine Möglichkeit, mal einen anderen Smartspeaker auszuprobieren. Sobald ein Apple-Geräte kaputt geht, kann ich außerdem nicht mit Windows oder Android mischen. Wenn du in einem Smart Home von Apple lebst, bist du bei deinem Nachwuchs quasi schon dazu gezwungen, ihnen Geräte dieses Herstellers in die Hand zu geben. Wenn sie dann ein iPhone im Wert von fast 1.000 Euro fallen lassen? Kein Problem, Apple hat noch mehr davon.
Trotzdem bin ich fest davon überzeugt, dass nicht alles an HomeKit schlecht ist. Gerade Einsteigern wird es sehr leicht gemacht, passende Produkte zu finden, die auch wirklich funktionieren. Dafür sorgt das Siegel. Auch die Bedienung ist kinderleicht. Sie macht im Alltag kaum Probleme. Außer wenn natürlich die Technik dahinter versagt.
Für mich persönlich bleibt HomeKit jedoch eine Ergänzung. Ich werde in diesem Leben vermutlich nicht mehr mein ganzes Zuhause darauf umstellen. Egal wie schmackhaft Apple es mir macht.
Wenn ich mich dennoch zwischen smartastisch und unausgereift entscheiden müsste, würde ich wohl smartastisch nehmen. Die Einfachheit überzeugt und wer die Kritikpunkte in Kauf nehmen kann oder will, wird mit HomeKit seine Freude haben. Da bin ich mir sicher.
Mehr Infos zum Thema HomeKit
Wenn du mehr zum Thema HomeKit wissen möchtest, empfehle ich dir an dieser Stelle weitere Blogartikel und Websites. Dort findest du ergänzende Informationen zum Thema oder tiefergehende Auseinandersetzungen mit Apples Smart Home.
- Digitalzimmer: 10 HomeKit-Tipps, die jeder Nutzer kennen sollte
- SmartApfel: HomeKit Guide – Dein Einstieg in Apple HomeKit
- t3n: HomeKit im Test
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