Denk lokal, nicht global
In der heutigen Zeit sprechen alle über Globalisierung.
Alles überall, wann immer man es möchte. Lokal garantiert nicht mehr den großen Erfolg. Doch das trifft nicht auf jeden Bereich zu. Es gibt durchaus Fälle, in denen doch lieber lokal gedacht werden sollte.
Wie du es sicherlich ahnst, spreche ich von Smart Home. Hier gilt dieser Grundsatz definitiv. Global denken bedeutet Clouds zu nutzen, sich abhängig machen. Im Zweifel im Regen zu stehen.
Global und lokal – worin der Unterschied liegt
Global bedeutet im Grunde, seine Technik über eine Cloud zu steuern. Hier werden Daten ausgetauscht und der Dienst auf den Servern des Herstellers muss verfügbar sein.
Abgesehen von Datenschutz kann das einen weiteren entscheidenden Nachteil haben. Bemerkbar wird dieser, wenn der Dienst des Herstellers ausfällt oder du durch Verbindungsprobleme offline bist. Die Steuerung ist nicht mehr oder nur noch eingeschränkt möglich.
Über Twitter wurde ich auf dieses Problem häufig aufmerksam, als der Dienst eines Unternehmens wegen Wartungsarbeiten offline war. Die Nutzer ärgerten sich, dass sie ihre Lampen nicht mehr steuern konnten und quasi im Dunkeln saßen. Mehr muss man an dieser Stelle wohl kaum dazu sagen.
Geräte, die hingegen lokal arbeiten (können), werden dir immer zur Verfügung stehen. Unabhängig von deiner Internetverbindung und der Dienste eines Herstellers. Das macht sie in meinen Augen unschlagbar. Denn diese Geräte verbinden sich nicht mit der Cloud und werden direkt von dir oder deiner Zentrale angesteuert.
Ein wunderbares Beispiel – und mein absoluter Favorit hierfür – ist OpenHab.
Die Cloud nur auf Nachfrage
[bctt tweet=“Zugriff auf mein #SmartHome bekommt der Innenminister nicht so einfach. Mein Zuhause, meine Regeln.“ username=“hobbyblogging“]
OpenHab kombiniert lokal mit global. Interessant an diesem Ansatz ist, dass sich das System völlig unabhängig von fremden Diensten nutzen lässt. Du kannst es sogar komplett vom Internet trennen und wirst immer noch in der Lage sein, deine Geräte zu bedienen.
Dennoch kannst du dich mit einem Cloudservice verbinden, um auch von unterwegs auf deine Geräte zugreifen zu können. Wobei das auch über den Weg des VPNs möglich ist. Du bist nicht gezwungen eine Verbindung herzustellen.
Das bedeutet für dich neben der Offline-Steuerung ebenso, dass all deine Daten und Geräte nur in deiner lokalen Instanz des Systems eingerichtet und gespeichert werden. Kein Dritter erhält Zugriff auf deine Daten und du bist in der Lage, mit einem ruhigen Gewissen smart leben zu können.
Bevor man mir das nun allerdings als Stolperfalle auslegt möchte ich dich darauf hinweisen, dass jedes Gerät im Netzwerk Sicherheitslücken aufweisen kann. Updates sollten installiert werden und selbst dann gibt es keine Garantie dafür, dass niemand in dein Zuhause einbrechen kann. Virtuell und physisch. Doch es bietet dir mehr Sicherheit als die Offenbarung deines Zuhauses gegenüber dem Hersteller der Geräte.
Cloudservices sollte man, sofern man diese nutzen möchte, immer mit Bedacht auswählen. Eine Anmeldung kann heutzutage so schnell gehen und die AGBs liest ja sowieso keiner. Oft sind diese kompliziert formuliert, bremsen den Spaß und irgendwie interessiert es einen doch nicht. Doch du solltest dir zumindest die Mühe machen und ein wenig recherchieren.
- Wer steckt hinter dem Dienst?
- Wie zuverlässig ist der Anbieter?
- Was passiert mit den eigenen Daten?
- Bin ich gezwungen die Cloud zu nutzen?
- Welche Kosten kommen auf mich zu?
- Wie macht der Anbieter sein Geld, wenn der Dienst kostenfrei ist?
Mir wurde einmal gesagt, dass man insbesondere den letzten Punkt kritisch hinterfragen sollte. Denn oft macht man sich darüber doch viel zu wenige Gedanken.
Ein Leitsatz, der mir nie aus dem Kopf gehen wird: Wenn das Produkt umsonst ist, dann bist du das Produkt.
Das bedeutet im Umkehrschluss, dass man mit dir Geld macht. Und das meist indem man deine Daten verkauft. Denkt man dabei mal an Facebook wird auch klar weshalb. Die eigenen Daten werden genutzt, damit Unternehmen ihre Kunden gezielt filtern und auswählen können. Damit landet die Werbung immer dort, wo sie landen soll und die Wahrscheinlichkeit für einen Kauf erhöht sich.
Die Sicherheit kostet dich Arbeitsaufwand
Nun gut, du weißt zumindest in den Grundzügen darüber Bescheid, worin sich global und lokal unterscheiden. Nun stellt sich aber die Frage, welche Einschränkungen du für die lokale Steuerung in Kauf nehmen musst.
Grundsätzlich kann man in den meisten Fällen sagen, dass es unkomfortabler ist und dich bei der Einrichtung mehr Zeit kostet. Der Hersteller macht es dir nicht leicht, weil er sonst nicht weiß was er tun soll. Er muss seine Produkte an den Mann (oder die Frau) bringen. Das klappt nur, wenn es einfach und schnell funktioniert.
Nimmst du nun allerdings nicht den Weg des Herstellers in Anspruch, musst du dich um all jene Dinge kümmern, die dir andernfalls abgenommen werden würden. Im Falle von OpenHab bedeutet das, dass du Binding installieren wirst und die Konfiguration vornimmst. Andernfalls kann das System nicht mit den Gadgets sprechen und die Steuerung kann nicht funktionieren.
Es ist ein wenig so, als würdest du dem System die Sprache des Gadgets beibringen, weil es diese noch nicht spricht.
In manchen Fällen kann es dabei vorkommen, dass die Konfiguration kompliziert ist und du einige Stunden an Arbeit investieren musst. Du solltest dir daher dein Ziel immer klar vor Augen führen und dich auch durch den steinigen Weg hindurcharbeiten.
Als ich erstmals meine 433 MHz Steckdosen eingerichtet habe, musste ich zwei Tage Arbeit investieren, nur damit dieses blöde Ding endlich das getan hat, was es sollte. Aber der Stolz im Nachhinein war riesig. Das wirst du selbst auch erfahren, wenn du nicht aufgibst.
Und sind wir doch mal ehrlich … kaufen kann jeder, selbst einrichten ist die Kunst.
Die Wahl der Smart Home Gadgets
Bevor du allerdings in den Genuss des Erfolgs und die Qual des Einrichtens kommst, musst du die richtigen Gadgets für dein Zuhause aussuchen. Dazu kannst du ganz einfach in den vorhandenen Bindings von OpenHab stöbern und so die entsprechenden Geräte finden.
Eine Übersicht über sämtliche Bindings steht dir auf der Website zur Verfügung.
Möchtest du etwas kaufen, das kein eigenes Binding hat, ist das oft auch kein Problem. Als Leitfaden sollten dir dabei jedoch die Fragen dienen, welche ich bereits weiter oben aufgelistet habe.
Erkundige dich vor dem Kauf insbesondere auch, ob der Hersteller eine Cloud anbietet. Sollte dem so sein, wirf einen genauen Blick auf die Einrichtung des Gadgets und recherchiere im Internet, ob ein Betrieb ohne Cloud möglich ist. Viele Geräte wurden bereits getestet oder ein pfiffiger Blogger hat darüber berichtet. Von diesem kannst du dir in den meisten Fällen die gewünschten Informationen besorgen.
Solltest du dich trotz allem für ein Gadget mit Cloudanbindung entscheiden, dann mach dir über die folgende Fragestellung Gedanken:
Wird es den Hersteller in X Jahren noch geben?
Denn kaufst du dir ein Gadget mit Cloudanbindung und der Hersteller löst sich eines Tages in Luft auf, dann kannst du mit deinem Gerät auch nichts mehr anfangen. Sofern es bis dahin noch lebt. Dennoch stellt sich diese Frage.
VPN statt Cloud – das Mittel für den Fernzugriff
Wenn du es bis hierhin geschafft hast, dann möchte ich dir noch einen Tipp geben. Quasi als Belohnung für deinen unerschöpflichen Eifer, die Beiträge eines Bloggers zu lesen.
Im professionellen Umfeld nutzt man zum Verbinden von kritischen Ressourcen sogenannte virtuelle private Netzwerke. Bekannt unter dem Kürzel VPN.
Diese lassen sich auch im privaten Bereich nutzen, um auf deine Smart Home Geräte zugreifen zu können, ohne dass du dich bei einem Clouddienst anmelden musst. Viele Router bringen diese Funktion inzwischen mit, wobei ich es dir lediglich bei der FritzBox garantieren kann. AVM liefert hierfür sogar eine sehr gute Anleitung, wie du das VPN mit deinen Geräten handhaben kannst.
Wenn die Einrichtung geschehen ist, wirst du von jedem Ort der Welt auf dein Netzwerk zugreifen können, ganz so als ob du dort wärst. Das bedeutet du kannst alle Dienste innerhalb von deinem Netzwerk nutzen. Besonders hilfreich ist es natürlich für das Smart Home. Aber auch dein eigenes NAS kannst du so immer erreichen und deine Daten sind immer dort, wo du gerade bist.
Beschäftigt dich also der Gedanke des Fernzugriffs, dann solltest du dir diese Möglichkeit dringend ansehen und zumindest einmal ausprobieren.
Noch eine Information am Rande
Als hätten wir uns abgesprochen, hat Frank-Oliver Grün von digitalzimmer.de ebenfalls einen Artikel geschrieben, in dem er dich darüber informiert, welche Smart Home Systeme offline arbeiten können.
Er spricht auch hier das Problem an, dass die Steuerung ausfällt, sofern die Internetverbindung abreißt und sieht dies als großes Manko an.
Ein Blick in seinen Artikel Diese Smarthome-Systeme funktionieren auch offline lohnt sich daher auf alle Fälle. Toller Artikel!
0 Kommentare