iPhone Drosselung – Das Imperium Apple in der Krise
Dein Akku ist nicht mehr der Neueste? Kein Problem! Wir drosseln die Leistung deines Smartphones. Du kommst zwar mit weniger Energieverbrauch durch den Tag, brauchst aber zum Schreiben deiner Nachricht auch 3x so viel Zeit.
Gefällt dir nicht? Wieso? Wir finden das super!
Zugegeben, das Szenario ist provokant. Aber im Grunde gar nicht so falsch. Höchstens etwas sehr überspitzt.
Worum geht es eigentlich?
Nun, vor einiger Zeit kam zu Tage, dass Apple die Leistung von iPhones reduziert, wenn der Akku nicht mehr gut ist. Sinn des Ganzen ist es, dass der Nutzer so wenig Einschränkungen wie möglich durch einen schlechten Akku hat. Auf Twitter behauptete man auch, dass es damit zusammen hängt, dass die iPhones in den Prozentangaben des Akkustands Sprünge machten.
Jedenfalls gab es Nutzer, welche sich von Apple etwas hintergangen fühlten. Offiziell sprach man seitens Apple hier von Personen, welche sich im Stich gelassen fühlten. Ich persönlich empfinde es weder als das Eine, noch das Andere. Ich bin enttäuscht. Ich fühle mich verarscht!
Diese – nennen wir es wie von Apple kommuniziert – im Stich gelassenen Personen, schrien laut auf und man wurde hellhörig. Der Schrei ging einmal quer durch das Internet. Und es tat sich etwas. Doch mehr dazu gleich.
Akkus im Allgemeinen – der Verschleiß
Akkus sind das wohl wichtigste Bauteil in einem Smartphone. Ohne einen Akku müsste man dauerhaft an die Steckdose angeschlossen bleiben. Nicht sehr praktisch für ein Gerät, das wir nahezu überall mit hin nehmen. Aus diesem Grund sollte man seinen Akku gut behandeln und im Fall eines Defekts austauschen.
Experten schätzen, dass Akkus in unseren mobilen Geräten wohl ca. drei Jahre halten. Natürlich ist das ein Richtwert und man kann nie genau sagen, wie lange ein Akku wirklich hält. Es gibt Menschen, welche ihr Handy kaum nutzen und nur selten mal eine Nachricht damit verschicken. Auf der anderen Seite gibt es Personen, welche täglich mit ihrem Smartphone wichtige Aufgaben erledigen. Sei es die pubertierende Tochter, welche alle fünf Minuten ein neues Bild auf Instagram posten muss oder die Business-Person, die ständig ihre E-Mails checken muss. Völlig egal, welche dieser beiden Gruppen man betrachtet, vom Smartphone kommen sie nicht weg.
Während nun die eine Gruppe einen nur sehr geringen Akkuverschleiß verursacht, strapazieren die anderen den Akku bis aufs Äußerste. Der Akku legt praktisch täglich einen Marathonlauf hin. Dass nun bei den Intensivnutzern der Akku schneller verschleißt ist logisch. Daher kann man nie pauschalisieren, wie lange dieser hält.
Der Skandal – die iPhone Drosselung
Kurz und knapp: Apple erlebt einen massiven Shitstorm im Internet. Die Nutzer sind extrem verärgert, weil man ihr Gerät langsamer macht. Es wird vermutet, dass Apple dies mit Absicht macht, um so die Kunden dazu zu bringen, neue Geräte zu kaufen. Und wie geht nun ein riesiges Imperium wie Apple damit um? Man schweigt vorerst. Man hofft, dieses Problem aussitzen zu können. Doch falsch gedacht! Der Skandal baut sich weiter auf. Immer mehr Leute werden darauf aufmerksam und das Unternehmen gerät in Bedrängnis.
Was soll man dazu sagen? Ich finde es richtig. Klar ist der Hersteller gewollt, dass die Geräte ohne Probleme funktionieren. Aber ein Gerät künstlich zu drosseln geht einen Schritt zu weit. Für Produkte des Unternehmens bezahlt man selten weniger als 700 bis 800 Euro und muss dafür noch ertragen, dass man künstlich ausgebremst wird. Das geht so nicht. Wenn man sich ein Gerät kauft, so möchte man es in vollem Umfang nutzen. Wenn der Akku eines Tages die besten Tage hinter sich hat, kommt das nicht von heute auf morgen. Es ist ein schleichender Prozess, dem sich der Kunde allerdings anpasst. Man merkt, dass man öfter laden muss und tut dies. Aber man möchte nicht dazu gezwungen werden, ein neues Gerät zu kaufen oder den Akku teuer austauschen zu lassen.
Und teuer ist hier ein gutes Stichwort. Ein Akkutausch bei Apple kostete 89 Euro. Nicht gerade wenig und für manche Personen nicht zu stemmen. Auch wenn man meint, dass Personen, welche sich ein iPhone kaufen das Geld für eine 89 Euro teure Reparatur haben, ist das dennoch nicht zu vernachlässigen. Wir kaufen uns auch Autos für mehrere tausend Euro und raten einander nicht, lieber mit dem Fahrrad zu fahren, wenn man bei der Reparatur in eine finanzielle Schieflage gerät. Wir verdienen nun mal nicht mehrere Millionen im Monat und stecken alle Ausgaben so einfach weg. Kein Grund, andere Personen zu verurteilen.
Apples Reaktion aufs Geschehen
Hier wurde es spannend. Apple stand mit dem Rücken zur Wand und musste handeln. Auch wenn man glaubt, dass ein riesiges Unternehmen so schnell keinen Schaden nimmt, ist die Gewalt des Internets und Social Media nicht zu vernachlässigen. Der Ruf ist über Social Media schneller ruiniert, als einem lieb ist. Und dann erreicht es ja auch noch gleich die breite Masse, indem fleißig geteilt wird. Sehr riskant.
So wurde Apple nun auch bewusst, dass sie handeln müssen. Also gab man eine Pressemitteilung heraus, in der das Geschehen seitens Apple erläutert wurde. Wie reagierte das Unternehmen? In erster Linie mit einer Entschuldigung und einem Eingeständnis von Missverständnissen. Gut, kann man sehen wie man will. Im zweiten Absatz wird darauf hingewiesen, dass Apple den Lebenszyklus eines iPhones niemals beabsichtigt verkürzen würde. Riskant, da man Apple schon öfter unterstellt hatte, dass sie ältere Geräte mit Absicht langsamer machen. Ob da nun was dran ist … Ich weiß es nicht. Ich könnte es mir vorstellen, aber es könnte genauso falsch sein.
Alles in Allem lief es darauf hinaus, dass man den Akkutausch günstiger machte, um die Kunden zu besänftigen. Aber! Nur für iPhones ab der Version 6. Ältere Kunden erhalten keinen günstigeren Austausch. Komisch eigentlich, da das iPhone 5S beispielsweise noch offiziell – durch die Software – unterstützt wird. Wieso grenzt man also noch unterstützte Produkte vom Geschehen aus? Finden das die Kunden fair?
Was passiert zudem? Apple möchte das Akkumanagement transparenter machen. Dazu gehört die Implementierung von Informationen in den Einstellungen, so dass Kunden jederzeit besser über ihren Akku informiert sind. Doch können sie damit ihren Shitstorm beenden?
Das nächste riesige Problem
Unternehmen werden verklagt und reichen selbst klagen ein. Langweilig, passiert täglich und kümmert kaum noch jemanden. Doch dieses Mal ist es anders. Apple erhielt mehrere Sammelklagen und die US-Regierung mischt sich ein. Eine heiße Story also. Vermutlich geht Apple der Arsch nun auch auf Grundeis. Drücken wir es einfach mal ganz direkt aus.
Wir alle wissen, dass die Regierungen den wohl größten Einfluss auf die Geschehen haben. Und nun mischt sich genau eine solche in das Geschehen ein. Es ging um eine Befragung mit einer Fristsetzung. Genauer gesagt hat Senator John Thune aus dem US-Handelsausschuss Apple ein paar gezielte Fragen gestellt, um den Ablauf besser zu verstehen. Man möchte auch wissen, ob Kunden, welche bereits den vollen Preis bezahlt hatten, nachträglich einen Teil ihres Gelds zurück bekommen.
Auch möchte der Senator wissen, ob Kunden Updates ablehnen können. Dadurch könnten sich Nutzer den Ärger sparen, indem ihr Gerät nicht gedrosselt wird. In meinen Augen schwierig, da die Updates sicherlich bereits auf den meisten Geräten eingespielt wurden. Zudem schließen Updates meist auch bekannte Sicherheitslücken, weshalb das Ablehnen eines Updates die Sicherheit gefährden kann. Steht also auch ein neuer Updateprozess an? Sicherheitsupdates und „normale“ Updates? Es bleibt wohl sehr spannend.
Apple wurde eine Frist bis zum 23. Januar eingeräumt. Bis dahin wird eine Antwort erwartet.
Auch in Frankreich geht es heiß her. Hier drohen ebenfalls Klagen für das Unternehmen (Link leider nicht mehr verfügbar).
Geld, Geld, Geld – Apple soll bluten
Rekordsumme. Apple soll 999 Milliarden US-Dollar an Kunden bezahlen. Man begründet diese Summe damit, dass Kunden getäuscht wurden und sich daher neue Geräte kauften. Und egal, wie man es dreht oder wendet, eine solche Summe tut einem Konzern weh. Sehr weh. Das reißt ein riesiges Loch in den Finanzhaushalt und muss erstmal gestemmt werden können.
Man darf hier an dieser Stelle gespannt sein, wie Apple damit umgeht und ob die Klage wirksam wird. Eingereicht wurde diese im US-Bundesstaat Kalifornien.
Zu den Kosten, welche gefordert wird kommen auch noch die Kosten für die Austauschakkus. Diese müssen produziert werden und auf Lager gehalten werden, in allen Filialen. Denn Apple bietet den Austausch weltweit an. Und wie nun bereits bekannt wurde, sind die Austauschakkus knapp. Es gibt einfach nicht genügend.
Ist es das Ende von Apple?
Klagen in mehreren Ländern, Summen in Höhe von mindestens 999 Milliarden US-Dollar, Image-Schäden … Apple am Ende?
Nein, Apple wird vermutlich nicht am Ende sein. Es ist zwar ein riesiges Problem für den Konzern, doch Aufgeben gibt es sehr selten. Apple ist ein solch riesiges Imperium und weiß damit umzugehen. Irgendwie werden sie ihren Kopf aus der Schlinge ziehen. Nicht viele Unternehmen in dieser Größe gehen an einem solchen Skandal zu Grunde. Und da Apple ein Globalplayer ist, gibt es immer Auswege. Sei es eine Reduzierung der Preise für neue Geräte, günstige Wechsel von Akkus oder Geräten … Irgendwas geht immer.
Es sieht zwar aktuell nach einem immensen Schaden aus, doch auch diesen wird das Unternehmen überstehen.
Die einzigen, welche diesen Skandal wohl belustigt mitverfolgen, dürften die Konkurrenten sein. Mal abwarten, wann diese ihre erste Kampagne starten, in der sie diesen Skandal in Humor verpacken und damit für sich werben. Vermutlich wird es nicht mehr all zu lange dauern.
Teste dein Gerät!
Um festzustellen, ob dein Gerät betroffen sein kann, kannst du deinen Akku testen. Hierfür gibt es eine kostenlose App im Apple App Store, welche Aufschluss über den Zustand deines Akkus gibt. Die App nennt sich Battery Life und kann kostenlos bezogen werden.
Diese zeigt dir viele Informationen an, welche in der Übersicht in den Einstellungen fehlt. Ein Blick in die App lohnt sich auf alle Fälle!
Ein besonderer Dank für die Bilder zum Beitrag gehen an:
1 Kommentar
Akkutausch im Media Markt - Ein Erfahrungsbericht · 22. Februar 2018 um 00:21
[…] sinkt. Dass dieses Feature jedoch zu einer enormen Diskussion führte, habe ich im Beitrag iPhone Drosselung – Das Imperium Apple in der Krise erörtert. Wer sich darüber Sorgen macht, muss jedoch nicht zu Apple gehen um den Akku tauschen zu […]